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Prix1997
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


AUSZEICHNUNG
Levi-Montalcini-Variation
Maryanne Amacher


Die "Levi-Montalcini-Variations" von Maryanne Amacher erzeugen eine monumentale Wand aus Klängen - massiv, unnachgiebig und hartnäckig. Aber wenn sich das Gehör auf diese Eigenschaften einstellt, wird es eine Vielzahl von Details in der Textur entdecken ...

Die "Levi-Montalcini-Variations" sind ein neues Werk, das ich für die in Entstehung begriffenen 3D-Audio-Plattformen unter Vorwegnahme der erweiterten Speichermöglichkeiten der nahen Zukunft entwickle. Ausgehend von Virtueller Realität (VR), 3D-Klangbildern und -Graphik, Telepräsenz und Cyberspace untersucht das Werk die Möglichkeiten, eine multidimensionale Klangumgebung für Zuhörer und Räume zu individualisieren. Mit den heutigen programmierbaren immersiven Technologien können interaktive Szenarien geschaffen werden, die sich ­ je nach der Reaktion des Hörers auf auditive Ereignisse ­ auf multiple Wahrnehmungsstandpunkte konzentrieren. Eine alles umhüllende "aurale Architektur" wird konstruiert, die neue Konzepte des Erfahrungsdesigns anspricht, ein Ansatz zur auditorischen Komposition als "Geographie der Wahrnehmung". Ein intelligentes Interface wird mit der vom Hörer verarbeiteten Klangwahrnehmungsinformation ebenso kommunizieren, sie verstärken und auf sie reagieren wie auf die akustisch produzierte Klanginformation.

Eine virtuelle Klangumgebung wird entworfen, in der Menschen durch eine Klangarchitektur reisen, die aus seltenen und ungewöhnlichen Atmosphären besteht. Die Erfahrung des Dort-Seins wird in der Wahrnehmung simuliert, und zwar durch die "Transformative Modifier Scores", d. h. durch ein interaktives Interface, in dem klangauslösende Ereignisse so in Klang umgesetzt werden, als würden sie in diesen speziellen Umgebungen perzipiert. Eine sich weiterentwickelnde Geschichte entsteht als Serie von Episoden, um mit den Hauptdarstellern ("Sound Stars") und Nebendarstellern ("Supporting Sonic Characters") mit Hilfe immersiver digitaler Technologien zu interagieren. Das Werk kann als eine Serie von Installationen produziert werden, das an unterschiedliche Aufstellungsorte angepaßt werden kann (jedesmal mit Umprogrammierung der Festplatte), aber auch für die in Entwicklung befindlichen Multi-Plattformen der neuen Medien- und Kommunikationstechnologien (VR, DVD, Klangtheater, Interaktive Audio-Kabel, private 3D-Surround-Theater, interaktive TV/Radio-Simulcast-Ausstrahlung etc.)

Mein Ziel ist es, umgebungsorientierte Skulpturen zu komponieren, die eine tragende Rolle in der Architektur unserer Lebensräume spielen. Diese werden aus multidimensionalen Klangumgebungen bestehen, begleitet von phantasievollen Szenarien, die zum Eintritt ins Innere der Musik einladen, und von einer Partitur in der Form interaktiver Software, mit deren Hilfe die klangliche Architektur dieser Welten konstruiert und verändert werden kann. Sicherlich kann diese Art von "transformativen" Va- riationen, die ich komponiere, nicht mit der Computermaus oder ähnlich primitiven Interfaces erlebt werden. Bruce Toggnazzini, Begründer von Apple's Human Interface Group (1985) erläuterte jüngst in einem Interview, daß und wie jenes Interface, das er für den Macintosh mitentwickelt hat, zu einem Hindernis geworden ist. Seiner Meinung nach sollten sollten wir unsere "Tastatur-zentrische" Sicht des Computers aufgeben. Gefragt sei ein Design, das es uns ermöglicht, den Computer nicht als ein Werkzeug, dessen man sich bedient, anzusehen, sondern als einen Raum, den man betritt: Räume, Wände und Korridore, die singen.