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Prix1995
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


EHRENNICA
Hypertext
Tim Berners-Lee


Hypertext ist eine Methode, verschiedene Arten von Information als ein Netz von Knotenpunkten so zu verknüpfen und zugänglich zu machen, daß User darin nach Belieben blättern können. Im Prinzip bietet Hypertext ein Einzelanwender-Interface für viele Arten von umfangreichen, gespeicherten Informationen. Wir möchten ein einfaches Schema implementieren, wodurch mehrere verschiedene, bei CERN bereits verfügbare Server mit maschinengespeicherter Information verbunden werden. Dabei werden auch die Voraussetzungen, die für den Zugang zu Informationen gegeben sein müssen, in Experimenten analysiert.

Hypertext ist eine Methode, verschiedene Arten von Information als ein Netz von Knotenpunkten so zu verknüpfen und zugänglich zu machen, daß User darin nach Belieben blättern können. Im Prinzip bietet Hypertext ein Einzelanwender-Interface für viele Arten von umfangreichen, gespeicherten Informationen. Wir möchten ein einfaches Schema implementieren, wodurch mehrere verschiedene, bei CERN bereits verfügbare Server mit maschinengespeicherter Information verbunden werden. Dabei werden auch die Voraussetzungen, die für den Zugang zu Informationen gegeben sein müssen, in Experimenten analysiert.

Einführung

Die derzeitige Inkompatibilität der Plattformen und der Werkzeuge führt dazu, daß es unmöglich ist, durch ein gemeinsames Interface Zugang zur vorhandenen Information herzustellen, was Zeitverschwendung, Frustration und überholte Antworten auf einfache Datenanfragen bedingt. Die Integration diverser Systeme könnte große Vorteile bringen und es den Usern ermöglichen, mittels verschiedener Links von einer Teilinformation zur nächsten zu gehen. Das Bilden eines Netzes von Informationsknotenpunkten anstatt eines hierarchisch geordneten Baums oder einer gereihten Liste ist das Grundkonzept hinter Hypertext.

Eine Vielzahl von Daten ist bei CERN bereits verfügbar: Berichte, Datenergebnisse von Experimenten, Personaldaten, Adressenlisten für E-Mail, Computerdokumentationen, Dokumentationen von Experimenten und viele andere Datengruppen kreisen ständig auf den Computerdiscs herum. Es ist jedoch unmöglich, automatisch von einer Datengruppe zur nächsten zu "springen": Wenn man z. B. erfährt, daß der Name Joe Bloggs bei einer unvollständigen Beschreibung von Online-Software aufgelistet ist, gibt es keine direkte Methode, seine aktuelle E-Mail-Adresse zu finden. Normalerweise muß man eine andere Nachschlagemethode auf einem anderen Computer mit einem anderen User-Interface anwenden. Hat man einmal die Information gefunden, ist es noch schwierig, eine Verknüpfung herzustellen oder eine persönliche Notiz dazu anzulegen, die man später schnell wieder finden kann.

Hypertextbegriffe

Ein Programm, das einen Zugang zur Hypertextwelt herstellt, nennen wir einen "Browser" ("Durchblätterer"). Wenn man einen Hypertext-Browser auf einer Workstation startet, sieht man zunächst eine Hypertext-Seite, die persönlich gestaltet ist: die eigenen persönlichen Notizen, wenn man so will. Eine Hypertext-Seite zeigt Textteile, die auf andere Textteile hinweisen. Solche Hinweise werden hervorgehoben und können mit einer Maus angewählt werden (bei Terminals ohne Maus würden sie in einer numerierten Liste aufscheinen, wobei die Auswahl durch eine Nummerneingabe erfolgt). Wenn man einen Hinweis wählt, zeigt der Browser den Text, auf den hingewiesen wurde: der Browser ist somit einer Hypertext-Verknüpfung nachgegangen.

Die Texte werden miteinander so verknüpft, daß man von einem Begriff zum nächsten gehen kann, um jene Information zu finden, die man braucht. Dieses Netzwerk an Verknüpfungen, an "Links", nennt man "Web" ("Spinnennetz"). Das Web muß nicht hierarchisch sein, deswegen ist es nicht nötig, "in einem Baum bis zur Spitze hinaufzuklettern", um bei einem anderen, doch verwandten Thema sich wieder nach unten durchzuarbeiten. Das Web ist außerdem nicht vollständig, da es kaum vorstellbar ist, daß alle Autoren sämtliche möglichen Verknüpfungen eingeben würden. Doch eine kleine Anzahl an Verknüpfungen genügt normalerweise, um mit nur wenigen Sprüngen von irgendwo nach irgendwoanders zu gelangen.

Die Texte werden als "Knotenpunkte" ("Nodes") bezeichnet. Das Verfahren, wie man sich von einem Knotenpunkt bis zum nächsten fortbewegt, nennt man "Navigieren". Knotenpunkte müssen sich nicht auf derselben Maschine befinden: Verknüpfungen können über die Grenzen einer einzelnen Maschine hinweisen. Soll ein "World Wide Web" überhaupt existieren, müssen Lösungen für einige Probleme, wie z. B. verschiedene Zugangsprotokolle und verschiedene Formate für die Knotenpunktinhalte, gefunden werden. Diese Punkte werden in unserem Vorschlag angesprochen. Im Prinzip können Knotenpunkte auch Nicht-Text-Informationen wie z. B. Diagramme, Bilder, Klang, Animation usw. beinhalten.

Der Begriff "Hypermedia" ist einfach eine Erweiterung der Hypertext-Idee auf diese anderen Medien. Wo solche Anlagen bereits bestehen, beabsichtigen wir, einen Graphikaustausch zu ermöglichen, aber in diesem Projekt konzentrieren wir uns auf die allgemeine Lesbarkeit für Text und nicht für Graphik.

Durchführung

Ein Link wird als ASCII-String spezifiziert, woraus der Browser eine passende Methode errechnen kann, um einen entsprechenden Server zu kontaktieren. Wenn ein Link verfolgt wird, adressiert der Browser die Anfrage nach dem Knotenpunkt an den Server. Der Server muß von anderen Servern oder Netzwerken gar nichts wissen und kann somit einfach gehalten werden.

Sobald der Server den angefragten Knotenpunkt gefunden hat, erkennt er aus dem Inhalt des Knotenpunkts, welches Format der Knotenpunkt hat (z. B. reines ASCII, "marked-up", Textverarbeitungsspeicherformat bzw. welche Textverarbeitung usw.). Der Server beginnt dann mit dem Browser auszuhandeln, welches Format für das Display am Userbildschirm annehmbar ist. Dieses Aushandeln bezieht sich ausschließlich auf bestehende Konvertierungsprogramme und Formate: es ist nicht Ziel von W3, neue Konvertierungsprogramme zu schreiben. Wenn die Aushandlung zu keinem anderen Ergebnis kommt, wird der Inhalt des Knotenpunkts als Binärdatei in eine Datei im Userspeicherplatz übertragen. Dieses Aushandeln des Präsentationsformats ist eine Besonderheit des W3.

Zukünftige Wege

Obwohl die Endresultate hochgegriffen erscheinen, sind die Einzelschritte, die benötigt werden, sehr wohl mit der verfügbaren Technologie umsetzbar. Unter den weiteren Entwicklungen, die das Projekt verbessern würden, wären möglicherweise:
- Daemonprogramme, die über Nacht laufen und Indices verfügbarer Information aufbauen.
- Ein Server, der automatisiert eine Hypertextansicht einer Datenbank (z. B. Oracle) aus einer Beschreibung der Datenbank und einer Beschreibung der benötigten Ansicht liefert.
- Weiterentwicklung der effizienten Netzwerkarbeit über größere Gebiete, Verhandlungen mit anderen Sites, um kompatible Online-Information zur Verfügung zu stellen.
- Eine seriöse Untersuchung darüber, wie das System ge- und mißbraucht werden kann, die Soziologie dessen Anwendung bei CERN.

© T. Berners-Lee/R. Cailliau, 1990