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Prix Ars Electronica
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Prix-Jury

 
 
Veranstalter
ORF Oberösterreich

KEINE STROHSTERNE …

Ein Arbeitskollege bekam von seiner jährigen Tochter zu Weihnachten zwei Disketten geschenkt. Der Inhalt: ein Web-Projekt, Arbeit aus der Schule, speziell gestaltet Papa“. Dabei hat Papa, der sich eher Strohsterne oder einen selbstgebastelten Fotorahmen erwartet hat, gar keinen Browser auf seinem alten PC installiert. Manche Dinge bleiben immer gleich. Basteln der Weihnachtsgeschenke für Eltern in der Schule zum Beispiel. Anscheinend bemüht man sich auch Erziehungsanstalten hierzulande, den Nachwuchs für die digitale Gesellschaft vorzubereiten. Ein Vorhaben, das vom Prix Electronica zumindest seit dem Start Kategorie Cybergeneration / U19 vor Jahren stark unterstützt wird. Über die Einsendungen dieses Jahr – viele aus schulischen Bereich – freut sich auch Österreichische Kulturservice (ÖKS) als Mitveranstalter des Bewerbs.

Die Kategorie U19 wurde oft als der Nachwuchswettbewerb der Prix Ars Electronica verstanden. Das stimmt Und trotzdem geht es hier um viel mehr nur darum, junge Menschen an neue Technologien und Medien zu gewöhnen. Untertitel der Kategorie lautet „Freestyle Computing“. Zuerst einmal eine Aufforderung, alles einzuschicken, was oder am Computer gestaltet werden Dies ist auch passiert: von der Schulwebpage bis zum selber gebastelten autonomen Roboter, von der Paintbrush-Grafik eines Jährigen bis zum Animationskurzfilm, selbst gecodete Software, Spiele und Musik MP3.„Freestyle Computing“ steht aber für den ganz besonderen Zugang der Cybergeneration“ (ein weiterer Untertitel) Computer und Digitalität. Eine Generation, für die der Computer so alltäglich ist Kühlschrank, benützt Technologie ganz anders als die Erwachsenenwelt. Das Leitmotiv „Zukunft“ verspricht seit langer das „Better Tomorrow“. Die einzige Bedingung , die man von uns für den Eintritt in das digitale Wunderland verlangt, ist der uneingeschränkte Glauben an den technologischen Fortschritt. Die Angst, dass die Erziehungssysteme nicht zukunftskompatibel sind, gibt es weltweit. Eine Generation, die nicht gut für das große Projekt „Zukunft“ vorbereitet ist, kann nur verlieren, so lautet die Hauptangst der Elterngeneration. Doch vielleicht sieht es der Nachwuchs, für den diese Zukunft konstruiert wird, ganz anders.

Die 10-jährige Tochter mit dem Web-Projekt für Papa hätte wahrscheinlich genauso liebevoll die Weihnachtsstrohsterne gebastelt. Das Mädchen, das die Computergrafik KEINE STROHSTERNE …

Ein Arbeitskollege bekam von seiner jährigen Tochter zu Weihnachten zwei Disketten geschenkt. Der Inhalt: ein Web-Projekt, Arbeit aus der Schule, speziell gestaltet Papa“. Dabei hat Papa, der sich eher Strohsterne oder einen selbstgebastelten Fotorahmen erwartet hat, gar keinen Browser auf seinem alten PC installiert. Manche Dinge bleiben immer gleich. Basteln der Weihnachtsgeschenke für Eltern in der Schule zum Beispiel. Anscheinend bemüht man sich auch Erziehungsanstalten hierzulande, den Nachwuchs für die digitale Gesellschaft vorzubereiten. Ein Vorhaben, das vom Prix Electronica zumindest seit dem Start Kategorie Cybergeneration / U19 vor Jahren stark unterstützt wird. Über die Einsendungen dieses Jahr – viele aus schulischen Bereich – freut sich auch Österreichische Kulturservice (ÖKS) als Mitveranstalter des Bewerbs.

Die Kategorie U19 wurde oft als der Nachwuchswettbewerb der Prix Ars Electronica verstanden. Das stimmt Und trotzdem geht es hier um viel mehr nur darum, junge Menschen an neue Technologien und Medien zu gewöhnen. Untertitel der Kategorie lautet „Freestyle Computing“. Zuerst einmal eine Aufforderung, alles einzuschicken, was oder am Computer gestaltet werden Dies ist auch passiert: von der Schulwebpage bis zum selber gebastelten autonomen Roboter, von der Paintbrush-Grafik eines Jährigen bis zum Animationskurzfilm, selbst gecodete Software, Spiele und Musik MP3.„Freestyle Computing“ steht aber für den ganz besonderen Zugang der Cybergeneration“ (ein weiterer Untertitel) Computer und Digitalität. Eine Generation, für die der Computer so alltäglich ist Kühlschrank, benützt Technologie ganz anders als die Erwachsenenwelt. Das Leitmotiv „Zukunft“ verspricht seit langer das „Better Tomorrow“. Die einzige Bedingung , die man von uns für den Eintritt in das digitale Wunderland verlangt, ist der uneingeschränkte Glauben an den technologischen Fortschritt. Die Angst, dass die Erziehungssysteme nicht zukunftskompatibel sind, gibt es weltweit. Eine Generation, die nicht gut für das große Projekt „Zukunft“ vorbereitet ist, kann nur verlieren, so lautet die Hauptangst der Elterngeneration. Doch vielleicht sieht es der Nachwuchs, für den diese Zukunft konstruiert wird, ganz anders.

Die 10-jährige Tochter mit dem Web-Projekt für Papa hätte wahrscheinlich genauso liebevoll die Weihnachtsstrohsterne gebastelt. Das Mädchen, das die Computergrafik Die Nixe scheut das verschmutzte Wasser (Anerkennung) eingesandt hat, hätte vielleicht das Bild genauso in der analogen „Wir-reißen- jetzt-Buntpapier-und-machen-damit-schöne- Bilder-Technik“ gestaltet (die Optik ist zumindest sehr ähnlich). Der Computer ist Nebensache. Technologie steht nicht im Vordergrund.„Freestyle Computing“ umschreibt die Möglichkeiten außerhalb eines erwachsenen Denken in technischen Standards. Es geht um das Schaffen, das außerhalb der üblichen Produktionsprozesse stattfindet.

Durch die große Anzahl der Einsendungen war die U19-Kategorie besonders gefordert, einen repräsentativen Überblick über die verschiedenen Welten von Kindern und Jugendlichen der „Cybergeneration“ zusammenzustellen. Bei den Musikeinsendungen tauchte dieses Jahr natürlich das Thema MP3 auf. Das gesammelte Werk von Alexander Fischl bekam von der Jury gerade für seinen besonderen Umgang mit diesem Codierungsformat eine Anerkennung. Extrem kurze Stücke auf niedriger Samplingrate, die durch eine geschickte Bearbeitung trotzdem nicht allzu sehr an Qualität verlieren, sind geradezu ideal für die Verbreitung über Download. Gerade die Kleinteiligkeit von Fischls Selbstproduziertem zeigt einen interessanten Ansatz, wie die Musik für ein vernetztes Publikum bald klingen könnte. Die Auflösung des Werks an sich, kleine feine Stücke statt des digital behäbigen „Liedes“, ideal für die Weiterverarbeitung durch ein Internet-Musikpublikum, das billige oder kostenlose Musikprogramme zu benutzen weiß. Eine Entwicklung, die viel interessanter ist als die große Diskussion um Copyright oder darüber, ob man in Zukunft die CD noch im Geschäft kauft oder vom Netz herunterlädt.

Ein anderes Beispiel für den Gebrauch vom Internet für die eigene Community ist eine der beiden Auszeichnungen: das Projekt Cybervoting. Das Thema Teledemokratie ist schon lange ein Lippenbekenntnis vieler Politiker weltweit. Eine österreichische Schülergruppe setzte das Versprechen in die Tat um. Über eine Webpage können überregionale Schülervertretungswahlen über telematische Distanzen abgehalten werden. Die Handhabung der Datenbank, der Umgang mit dem Problem des Datenschutzes, die einwandfreie Gestaltung der Webpage und vor allem der Aspekt einer demokratischen Selbstinitiative zeigen hier die Möglichkeiten gesellschaftlicher Kooperation über Netzwerke.

Einen ganz anderen Zugang zur vernetzten Gesellschaft zeigt die zweite Auszeichnung. Gerhard Schwoiger ist ein ausgezeichneter Webgestalter und Programmierer. Außerdem interessiert er sich für den Müll anderer Leute. Netdump heißt sein Webkunstprojekt. Ein selbst gecodeter Client verbindet den Desktop-Mistkübel mit einem Server. Angemeldete User können dort ihren digitalen Müll abladen. Und natürlich ist auf der Serverdeponie alles für jeden recyclebar. Gerhard Schwoiger entwirft hier eine Online- Community, die durch ihren gemeinsamen Abfall verbunden ist – die Privacy-Thematik aus der Sicht eines jungen Developer.

Auch dieses Jahr war die Anzahl der teilnehmenden Mädchen die Minderheit. Trotzdem war nicht eine qualitative Aufbesserung der Quote der Grund,warum die Goldene Nica an ein Projekt niederösterreichischer Schülerinnen ging. Ihr Projekt Harvey ist nach einem unsichtbaren Hasen aus einem alten Schwarzweißfilm benannt, der aus dem Nichts zu James Stewart spricht, und ist im Grunde eine Computeranwendung, die kein Mensch braucht. Doch Markttauglichkeit ist kein Kriterium in der U19-Kategorie. Die Gruppe 14-jähriger Mädchen überlegte sich im EDV-Unterricht, wie man den Computer zum Sprechen bringen könnte. Auf einen Bierdeckel wurde die Schaltung für eine Soundkarte gelötet, ein altes Transistorradio dient als Lautsprecher. Das dazugehörige Programm wurde selbst programmiert. Natürlich stellt sich hier die Frage, wozu man etwas bauen soll, das man in jedem Computergeschäft kaufen kann. Vielleicht sollte aber hier aber eine unmögliche Frage gestellt werden: Wozu etwas kaufen, was selber gebaut werden kann? In einer Welt, in der Technik in unantastbaren Einheiten verkauft wird, begingen die Mädchen fast einen Tabubruch. Sie öffneten das Gehäuse, das das Heiligtum Technik verbirgt, und missbrauchten Alltagsgegenstände für ihre Zwecke. In einer schamlosen Unbekümmertheit fanden sie einen unkonventionellen Lösungsweg, der sich über jeden Standardisierungsanspruch hinwegsetzt. Auf eine besondere Weise wurde hier der festgesetzte Begriff der Hardware neu definiert.„Das Ding hat Charme“, meinte eines der Jurymitglieder, selbst ein gelernter Techniker,„wenn das nicht Freestyle Computing ist, was dann?“ Natürlich stellt sich hier die Frage, wozu man etwas bauen soll, das man in jedem Computergeschäft kaufen kann. Vielleicht sollte aber hier aber eine unmögliche Frage gestellt werden: Wozu etwas kaufen, was selber gebaut werden kann? In einer Welt, in der Technik in unantastbaren Einheiten verkauft wird, begingen die Mädchen fast einen Tabubruch. Sie öffneten das Gehäuse, das das Heiligtum Technik verbirgt, und missbrauchten Alltagsgegenstände für ihre Zwecke. In einer schamlosen Unbekümmertheit fanden sie einen unkonventionellen Lösungsweg, der sich über jeden Standardisierungsanspruch hinwegsetzt. Auf eine besondere Weise wurde hier der festgesetzte Begriff der Hardware neu definiert.„Das Ding hat Charme“, meinte eines der Jurymitglieder, selbst ein gelernter Techniker,„wenn das nicht Freestyle Computing ist, was dann?“

Die Nixe scheut das verschmutzte Wasser (Anerkennung) eingesandt hat, hätte vielleicht das Bild genauso in der analogen „Wir-reißen- jetzt-Buntpapier-und-machen-damit-schöne- Bilder-Technik“ gestaltet (die Optik ist zumindest sehr ähnlich). Der Computer ist Nebensache. Technologie steht nicht im Vordergrund.„Freestyle Computing“ umschreibt die Möglichkeiten außerhalb eines erwachsenen Denken in technischen Standards. Es geht um das Schaffen, das außerhalb der üblichen Produktionsprozesse stattfindet.

Durch die große Anzahl der Einsendungen war die U19-Kategorie besonders gefordert, einen repräsentativen Überblick über die verschiedenen Welten von Kindern und Jugendlichen der „Cybergeneration“ zusammenzustellen. Bei den Musikeinsendungen tauchte dieses Jahr natürlich das Thema MP3 auf. Das gesammelte Werk von Alexander Fischl bekam von der Jury gerade für seinen besonderen Umgang mit diesem Codierungsformat eine Anerkennung. Extrem kurze Stücke auf niedriger Samplingrate, die durch eine geschickte Bearbeitung trotzdem nicht allzu sehr an Qualität verlieren, sind geradezu ideal für die Verbreitung über Download. Gerade die Kleinteiligkeit von Fischls Selbstproduziertem zeigt einen interessanten Ansatz, wie die Musik für ein vernetztes Publikum bald klingen könnte. Die Auflösung des Werks an sich, kleine feine Stücke statt des digital behäbigen „Liedes“, ideal für die Weiterverarbeitung durch ein Internet-Musikpublikum, das billige oder kostenlose Musikprogramme zu benutzen weiß. Eine Entwicklung, die viel interessanter ist als die große Diskussion um Copyright oder darüber, ob man in Zukunft die CD noch im Geschäft kauft oder vom Netz herunterlädt.

Ein anderes Beispiel für den Gebrauch vom Internet für die eigene Community ist eine der beiden Auszeichnungen: das Projekt Cybervoting. Das Thema Teledemokratie ist schon lange ein Lippenbekenntnis vieler Politiker weltweit. Eine österreichische Schülergruppe setzte das Versprechen in die Tat um. Über eine Webpage können überregionale Schülervertretungswahlen über telematische Distanzen abgehalten werden. Die Handhabung der Datenbank, der Umgang mit dem Problem des Datenschutzes, die einwandfreie Gestaltung der Webpage und vor allem der Aspekt einer demokratischen Selbstinitiative zeigen hier die Möglichkeiten gesellschaftlicher Kooperation über Netzwerke.

Einen ganz anderen Zugang zur vernetzten Gesellschaft zeigt die zweite Auszeichnung. Gerhard Schwoiger ist ein ausgezeichneter Webgestalter und Programmierer. Außerdem interessiert er sich für den Müll anderer Leute. Netdump heißt sein Webkunstprojekt. Ein selbst gecodeter Client verbindet den Desktop-Mistkübel mit einem Server. Angemeldete User können dort ihren digitalen Müll abladen. Und natürlich ist auf der Serverdeponie alles für jeden recyclebar. Gerhard Schwoiger entwirft hier eine Online- Community, die durch ihren gemeinsamen Abfall verbunden ist – die Privacy-Thematik aus der Sicht eines jungen Developer.

Auch dieses Jahr war die Anzahl der teilnehmenden Mädchen die Minderheit. Trotzdem war nicht eine qualitative Aufbesserung der Quote der Grund,warum die Goldene Nica an ein Projekt niederösterreichischer Schülerinnen ging. Ihr Projekt Harvey ist nach einem unsichtbaren Hasen aus einem alten Schwarzweißfilm benannt, der aus dem Nichts zu James Stewart spricht, und ist im Grunde eine Computeranwendung, die kein Mensch braucht. Doch Markttauglichkeit ist kein Kriterium in der U19-Kategorie. Die Gruppe 14-jähriger Mädchen überlegte sich im EDV-Unterricht, wie man den Computer zum Sprechen bringen könnte. Auf einen Bierdeckel wurde die Schaltung für eine Soundkarte gelötet, ein altes Transistorradio dient als Lautsprecher. Das dazugehörige Programm wurde selbst programmiert. Natürlich stellt sich hier die Frage, wozu man etwas bauen soll, das man in jedem Computergeschäft kaufen kann. Vielleicht sollte aber hier aber eine unmögliche Frage gestellt werden: Wozu etwas kaufen, was selber gebaut werden kann? In einer Welt, in der Technik in unantastbaren Einheiten verkauft wird, begingen die Mädchen fast einen Tabubruch. Sie öffneten das Gehäuse, das das Heiligtum Technik verbirgt, und missbrauchten Alltagsgegenstände für ihre Zwecke. In einer schamlosen Unbekümmertheit fanden sie einen unkonventionellen Lösungsweg, der sich über jeden Standardisierungsanspruch hinwegsetzt. Auf eine besondere Weise wurde hier der festgesetzte Begriff der Hardware neu definiert.„Das Ding hat Charme“, meinte eines der Jurymitglieder, selbst ein gelernter Techniker,„wenn das nicht Freestyle Computing ist, was dann?“ Natürlich stellt sich hier die Frage, wozu man etwas bauen soll, das man in jedem Computergeschäft kaufen kann. Vielleicht sollte aber hier aber eine unmögliche Frage gestellt werden: Wozu etwas kaufen, was selber gebaut werden kann? In einer Welt, in der Technik in unantastbaren Einheiten verkauft wird, begingen die Mädchen fast einen Tabubruch. Sie öffneten das Gehäuse, das das Heiligtum Technik verbirgt, und missbrauchten Alltagsgegenstände für ihre Zwecke. In einer schamlosen Unbekümmertheit fanden sie einen unkonventionellen Lösungsweg, der sich über jeden Standardisierungsanspruch hinwegsetzt. Auf eine besondere Weise wurde hier der festgesetzte Begriff der Hardware neu definiert.„Das Ding hat Charme“, meinte eines der Jurymitglieder, selbst ein gelernter Techniker,„wenn das nicht Freestyle Computing ist, was dann?“


 
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