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Prix Ars Electronica
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Prix-Jury

 
 
Veranstalter
ORF Oberösterreich

Statement der Jury für Computeranimation

Die Jury für Computeranimation hat sich entschieden, die Goldene Nica für die Kategorie Computeranimation der Animation "Toy Story" von John Lasseter und sein Team bei Pixar zu vergeben, die gemeinsam "Toy Story", den ersten abendfüllenden Film, der ausschließlich im Computer hergestellt wurde, geschaffen haben. Dieser Film ist nicht nur von enormer Wichtigkeit für den Gesamtbereich der Computeranimation, sondern auch zweifellos ein Meilenstein in der Filmgeschichte überhaupt. Nach der erfolgreichen Produktion von "Toy Story" ist 3D-Animation jetzt endgültig erwachsen geworden. In Zukunft wird 3D-Animation genauso ein Werkzeug der herkömmlichen Filmproduktion werden, wie es 2D-Animation bisher gewesen ist. Eine ähnliche Veränderung in der Filmgeschichte wurde durch den Schritt Walt Disneys hervorgerufen, als er den Bereich der Kurzfilmanimation verließ, um den ersten abendfüllenden Animationsfilm zu erzeugen: "Schneewittchen" ("Snow White").

An "Toy Story" geht der erste Preis nicht nur wegen der hervorragenden technischen Leistungen und der ganzen Arbeit, die hinter der erfolgreichen Fertigstellung dieses ambitionierten Projekts steckt; der Preis gilt ebenso der originellen und vielschichtigen Ge-schichte, der ausgezeichneten dramatischen Struktur und nicht zuletzt dem Können, das in jedem noch so kleinsten Detail der Erschaffung und der technischen Umsetzung der Bilder dieses Films sehr deutlich erkennbar ist, selbst in den kurzen Auszügen des Films, die hier eingereicht wurden.

BUF Compagnie spielte die Rolle des Aschenputtels beim Prix Ars Electronica 96. Ihre drei großartigen Projekte zeichnen sich sowohl durch Kreativität, Phantasie, Stil, Spaß als auch durch technische Hochleistungen und Innovation aus. Zwei dieser Projekte verdienen eine Auszeichnung, eines davon eine Anerkennung.

Die Auszeichnungen gehen an "City of Lost Children" und "Like a Rolling Stone", sie zeigen, welch hohes Niveau bei der Integration computergenerierter Effekte in den traditionellen Film erreicht werden kann. Während "Toy Story" ausschließlich mit Mitteln der Computergraphik erstellt wurde, verwenden die Arbeiten von BUF Compagnie die Computergraphik auf originelle und faszinierende Art und Weise um die herkömmliche Filmproduktion zu ergänzen.

Auf den ersten Blick scheint "Like a Rolling Stone" ein unkompliziertes Morph-Werk zu sein. Im Laufe der Zeit wird es allerdings klar, daß es sich hier um einen ausgezeichneten Kurzfilm handelt, der auf einer nur scheinbar einfachen Technik beruht. Mit einem unserer Meinung nach sehr klaren Bezug zum Song. Dieses Werk illustriert eindringlich den Orientierungsverlust und die Weltsicht der Hauptfigur dieses Rolling-Stones-Liedes, in dem alles zunehmend aus den Fugen der normalen Perspektiven gerät.

"City of Lost Children" zeigt in einem hervorragenden Spielfilm eine ähnlich hohe Qualität auf dem eher tradi-tionellen Gebiet der Computeranimation und der visuel-len Effekte. Das Rendering und die Verbindung der Computeranimation mit Live-Action stecken auf beein-druckende Weise die Grenzen der derzeitigen Möglich-keiten der Computeranimation ab. Die Effekte in "City of Lost Children" sind als solche fast unsichtbar, machen sich aber in der Wirkung, die sie auf das Publikum haben, äußerst bemerkbar. Sowohl was die tech-nische Qualität als auch was den Produktionswert
betrifft, sind diese zwei Werke den anderen Einreichungen, die die Jury gesehen hat, weit voraus.

 
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