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Prix Ars Electronica
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Prix-Jury

 
 
Veranstalter
ORF Oberösterreich

Statement der Jury für Computergraphik

Goldene Nica:

Michael Joaquin Grey, USA, für "Jellylife"

Auszeichnungen:

Keith Cottingham, USA, für "Fictitious Portraits" und
John Kahrs, USA, für "Supercluster"

Diese drei Arbeiten sind Beispiele für drei Zugänge zur Computergraphik, drei Möglichkeiten, unbewegte computergenerierte Bilder herzustellen, die einen guten Querschnitt darstellen. Die Jury ist der Meinung, daß diese drei unterschiedlichen Ansätze mit Preisen ausgzeichnet und in diesem Zusammenhang erläutert werden sollten.

"Jellylife" von Michael Joaquin Grey ist eine sehr gute Arbeit. Sie ist sowohl graphisch sehr kraftvoll als auch im technologischen Sinn sehr tiefgründig. Künstlerische und technologische Aussage halten sich in "Jellylife" die Waage und ergänzen einander. Hier liegt tatsächlich eine Verquickung von 3D-Zugang einerseits und wissenschaftlichen Konzepten andererseits vor, die in diesem Fall zur Herstellung von Computerbildern eingesetzt werden.

Außerdem wird in "Jellylife" auch ein Prozeß untersucht, d.h. eine Evolution innerhalb des digitalen Materials, die Grundzüge des Artificial Life in die Algorithmen einbezieht, also in jenen Prozeß, der das Werk beherrscht. Das Ergebnis ist eine zeitliche Lösung, die von einem hybriden Ansatz ausgeht.

Das Bild - speziell das Gesicht - in Keith Cottinghams "Fictitious Portraits" wirkt äußerst beunruhigend und deshalb sehr aussagekräftig. Kunst sollte diese Fähigkeit, den Betrachter zu beunruhigen, besitzen. Die Details, wie das Bild zustandegekommen ist, sind in diesem Zusammenhang eher zweitrangig, wichtiger ist seine Fähigkeit, Menschen zu bewegen. Darin liegt das eigentlich Interessante.
Anders als die meisten Photographien, wirkt das Portrait auf eigenartige Weise eher wie ein Gemälde und besteht in Wirklichkeit doch aus manipulierten Pixeldaten und wurde mittels eines zweidimensionalen Prozesses zusammengestellt. Als unbewegtes Bild bezieht sich dieses Portrait auf eine klassische Tradition der Portraitmalerei, die sich weit zurückverfolgen läßt. Die Art und Weise, wie es in diese klassische Form eingebettet ist, ist natürlich ein Element in diesem Zusammenhang, genauso wie die Art, in der der Computer einbezogen wird, und damit werden einige Fragen offenkundig, z. B. die Frage, woher das Bild kommt und auf welcher Ebene es existent ist, als digitalisiertes Bild oder als photographisches Bild.

"Supercluster" von John Kahrs steht für eine ganze Gattung computergenerierter Bilder aus 3D-Daten. Das Bild hat zu tun mit 3D-Modelling, es hat zu tun mit dem Material, es verwendet künstliches Material für ein Bild und verwendet das Bildmaterial weniger prozeßorientiert,
sondern eher als Momentaufnahme. Bei diesem Werk existiert weder ein offensichtliches Konzept noch eine formale Komposition, aber es stellt eine Aussage zur Computergraphik dar und dazu, wie sie aussehen sollte, nämlich weniger wie eine Computergraphik. In diesem Fall ist es ausschließlich die Qualität des Rendering und der Lichtführung, die den Unterschied ausmacht.

 
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