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Prix Ars Electronica
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Prix-Jury

 
 
Veranstalter
ORF Oberösterreich

Statement der Jury für Computermusik

Charles Amirkhanian


Der diesjährige Wettbewerb verzeichnete mit 45 Prozent mehr an eingereichten Kompositionen einen Zuwachs, der aufhorchen ließ. Die Jury hörte 341 Stücke von 231 Komponisten aus 26 Ländern.

Ein Teil der Zunahme ist auf die stärkere Beteiligung von Frauen und ein verstärktes lokales Interesse zurückzuführen. Dies läßt sich an der großen Anzahl von Einreichungen österreichischer Künstler ablesen und ist unzweifelhaft auf das besondere Engagement der Organisatoren zurückzuführen, die sich bemüht haben, Informationen über den Prix Ars Electronica so weit wie möglich und so früh wie möglich zu verbreiten.

Ein Jahr nach dem Tod des Komponisten John Cage scheint die Verwendung aufgezeichneter Naturklänge in allen Arten von Arbeiten akzeptiert und abgesichert zu sein. Besonders gerne wird auch eine raffinierte Manipulation klanglichen Materials eingesetzt, zumal die dafür notwendige leistungsfähige Signal-Processing-Software allgemein zugänglich geworden ist.
Algorithmische Kompositionen waren in geringerem Maß vertreten, feinsinnige Interaktion zwischen Live-Interpreten und Computersystemen dagegen stärker. Hier sind zwei französische Systeme hervorzuheben, nämlich das IRCAM Signal Processing und GRM Syter.

Der erste Preis, eine goldene Nica, in der Höhe von öS 150.000 ($ 12.500) wurde dem jungen deutschen Kornponisten Ludger Brümmer für seine Arbeit "The Gates of H." zuerkannt, in der er als Quelle Klänge eines bulgarischen Frauenchors, weitgehend verändert und jenseits ihrer Wiedererkennbarkeit, verwendet. Das Stück zeigt eine Führung formalen Aufbaus über einen langen Zeitraum, eine klare technische Logik, die auf binärer Gatterlogik beruht, und hat trotzdem einen starken emotionalen Eindruck hinterlassen. Brümmer, der in Essen und Stanford studiert hat, hat außerdem sehr effektvolle Bandkompositionen auf der Grundlage von Zitaten aus Ravels Klavierzyklus "Miroirs" produziert.

Eine Auszeichnung erhielt der schwedische Komponist Äke Parmerud für sein Werk "Strings & Shadows" für Harfe und Tonband. Dieser feinfühlige, meditative Essay verwendet den Computer in subtiler, überraschender Weise, um die instrumentale Klangwelt zu erweitern, und verhilft damit der natürlichen Lyrik des Instruments zu einem besonderen Ausdruck. 1953 geboren, unterichtet Parmerud am Musikkonservatorium von Göteborg und ist, auf internationaler Ebene anerkannt, einer der fahrenden Komponisten seines Landes auf dem Gebiet der Elektroakustik.

Die zweite Auszeichnung erhielt der in London lebende Komponist und Trompetenvirtuose Jonathan Impett für sein Werk "Mirror-Rite". Das Werk ist für "Meta-Trompete`, Computer und Elektronik instrumentiert und manipuliert die Verarbeitungsprozesse von Instrumentenklängen oder voraufgezeichnetem Material mit den unterschiedlichsten Mitteln. Unter anderem werden Instrumentenhaltung, der Hand- und Atemdruck und unterschiedliche Ventilpositionen herangezogen, um im Zuge der Life-Aufführung eine multidimensionale Interaktion herbeizuführen. Impett hat eine Reihe zeitgenössischer Trompetenwerke uraufgeführt (BBC Proms, IRCAM ... ), ist aber ebenso als Interpret von Barock-Trompete und Kornett sowie als Mitglied des Orchestra of the Eighteenth Century und des Amsterdam Baroque Orchestra bekannt. Die Trompeten-Schnittstelle baute der in Den Haag lebende Bert Bongers.

 
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