Eine in Echtzeit generierte Bildwelt ergänzt sich mit der durch die Musiker erzeugten Klangwelt im Konzertsaal zu einem interaktiven multisensorischen Wahrnehmungsraum.
In die medienkünstlerische Gestaltung werden Dirigent, Orchester und Solisten nicht nur mittelbar, sondern aktiv eingebunden. Über 24 Musikkanäle wirken akustische Signale direkt auf die Visualisierung ein. Eine zusätzliche Rolle übernimmt der Taktstock des Dirigenten... Auf diese Weise wird das Spektrum der dem Dirigenten und dem einzelnen Musiker zur Verfügung stehenden Ausdrucksmittel um eine visuelle Komponente erweitert. Durch die Visualisierung werden suggestive Räume geschaffen, die sich aus Elementen des Librettos, des historischen Kontexts und interpretativen Illustrationen der Musik im Kopf des Rezipienten aus einer mehrdimensionalen Empfindung zusammensetzen. So lassen sich neben der Verbildlichung von Klang auch konkrete Szenen und historische Zitate aus Technologie und Wissenschaft identifizieren. Die dreidimensionale Visualisierung dient dabei als Trägermedium für eine zusätzliche Erzählebene.
„Wie sieht sie aus, die Welt auf dem Mond, und was trägt man dort zum Tee?“
Das Libretto zum Dramma giocoso „Il Mondo della luna“ stammt aus einer Zeit des allgemeinen Umbruchs. Gesellschaftliche Normen wurden in Frage gestellt und die Wissenschaft lieferte immer neue Erkenntnisse, die den Blick auf die Welt - das Weltbild – revolutionierten und sich so auch im Thema der Haydn Oper wiederspiegeln. Ein willkommener Ausgangspunkt also, um die klassische Oper -heute- anhand eines experimentellen Ansatzes neu zu erschließen.
Ausgelöst durch die intrigante Verabreichung einer Droge verwandelt sich die Welt des Astrologieaficionados Buonafede vor seinen Augen in eine phantastische Utopie. Der wahrnehmungsveränderte Zustand Buonafedes wandelt den zu einer Mondkulisse umgestalteten Garten des Ecclitico zum Schauplatz einer subjektiven Reise, auf der wir dem Hauptdarsteller virtuell folgen. Wir teilen seine euphorisch-psychotischen Sinneseindrücke wie synästhetische Wahrnehmungen oder musizierende Zierpflanzen, die in ihrer Absurdität das gesellschaftliche Treiben, damals wie heute, in Frage stellen. Auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt zehren die Protagonisten von dem zuvor erfahrenen Perspektivenwechsel und entledigen sich ihrer gesellschaftlichen Zwänge, indem sie sich auf die wunderbare Welt auf dem Monde berufen.