Mit der interaktiven Visualisierung von „Das Rheingold“ geht das Brucknerhaus gemeinsam mit dem Ars Electronica Futurelab neue Wege im Umgang mit klassischen Werken der Musik.
Anstelle der klassischen Inszenierung auf der Opernbühne, tritt eine das Publikum umschließende virtuelle Realität, die eine bisher nicht gekannte Form der Rezeption des Werks ermöglicht. Stereoskopische Projektionen öffnen die Wände des Konzertsaals zu einem unendlich scheinenden Panorama aus Farben und Formen. Die auf Entwürfen des Wiener Künstlers Johannes Deutsch basierende Bildwelt ist unmittelbar mit der im Saal erzeugten Klangwelt verbunden. Die Szenerie folgt computergesteuert dem Werk Wagners und reflektiert die Interpretation der Musiker anhand von dynamischen, die Charaktere und Schauplätze der Oper verkörpernden, Strukturen.
Für diesen ehrgeizigen Ansatz, war es hinsichtlich der eingesetzten Technik, notwendig völliges Neuland zu betreten. Zu diesem Zweck brachte ein Team von Spezialisten dem Computersystem innerhalb eines einjährigen Prozesses bei, Wagners Rheingold zu hören und nach gestalterischen Kriterien auszulegen. Auf der Grundlage der Originalpartitur und psychologischen wie historischen Betrachtungen wurde die Gestalt und das Verhalten der einzelnen visuellen Elemente entwickelt und in einen (Computer-) Code implementiert. Eine besondere Herausforderung bestand darin, eine visuelle Sprache zu entwickeln, die die künstlerische Intention und Auslegung des Rings durch das Team zwischen klassischer Inszenierung und systemischer Interpretation transportiert. Bei der Aufführung selbst produziert das durch die Musik gesteuerte System eigenständig die der Handlung der Oper begleitenden visuellen Reize. Die inhärente Prozesshaftigkeit jeder Aufführung unterstreicht den in vielerlei Hinsicht experimentellen Charakter des Projekts, da das endgültige Ergebnis zwar kalkulierbar, jedoch im Detail unvorhersehbar bleibt.
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