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CODE - The Language of Our Time
Unter dem Titel "Code – The Language of Our Time" wird sich die Ars Electronica heuer mit Software und digitalen Codes beschäftigen. Dazu ein neuer Rekord bei den Einreichungen zum Prix Ars Electronica. Das Festival als repräsentatives Bild des State of the Art und die zentrale Leistungsschau der Medienkunst.

Linz, Ars Electronica Center, 1.7.2003. CODE ist ein zentraler Begriff unserer modernen Wissensgesellschaft, er steht für die dominante Rolle der Informationstechnologie, für die Übertragung unseres Wissens und unserer Kommunikation in digitale Datenbanken und -netze und ist zum Synonym für Kontrolle und Programmierbarkeit geworden. Die Bedeutung von Code als Kodex und Regelwerk wie als Zeichensystem beschreibt auch die Stellung von Software in Kunst und Gesellschaft: Code ist gleichsam Werkzeug und Ausdruck künstlerischer Arbeit. Code als Befehlssatz, als Programm des Computers sowie als Zeichensystem der globalen digitalen Kommunikationssysteme definiert die Spielregeln und Gesetze unserer Zeit.

Damit steht dieses Thema in der langen Tradition der Ars Electronica, die sich als Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft seit 1979 mit Fragestellungen beschäftigt, die über die Kunst hinaus eine breitere gesellschaftliche Relevanz haben. In einer Serie von Symposien, Ausstellungen, Performances und Interventionen im öffentlichen Raum werden künstlerische, wissenschaftliche und gesellschaftspolitische Beiträge dieses Thema bearbeiten.


Symposien

Von Sonntag, den 7. September, bis Donnerstag, den 11. September,werden sich Experten wie Friedrich Kittler, Howard Rheingold, Florian Cramer, Peter J. Bentley oder John Warnock in Symposien und Konferenzen mit dem Thema CODE auseinandersetzen.

CODE=LAW
setzt sich mit der Möglichkeit und Unmöglichkeit der Kontrolle des globalen digitalen Netzes und dessen Charakteristik als Raum der offenen Übertragungsprotokolle auseinander.
• Wie stark ist die Macht der Software-Monopole wirklich?
• Wer legt den Kodex, die Normen des Cyberspace, fest?
• Welche Möglichkeiten gibt es, diesen zu unterlaufen?

CODE=ART
Dynamische Systeme setzen sich im Bereich der Medienkunst zunehmend durch. Diese Systeme entwickeln sich selbständig weiter und interagieren mit verschiedenen Rezipienten unterschiedlich
– sie reagieren individuell. Doch wie definieren sich solche Datenwerke im Rahmen des
zeitgenössischen Kunstdiskurses? Und wie verändern sie durch ihre konsequente Weiterentwicklung unsere Sichtweise und Definition von künstlerischer Arbeit?
• Was sind die wesensbestimmenden Merkmale digitaler Medienkunst?
• Ist Kunst programmierbar? Kann Software Kunst sein?
• Nach welchen ästhetischen Kriterien ist dies zu beurteilen?

CODE=LIFE
Die Entschlüsselung des genetischen Codes macht uns glauben, Leben sei programmierbar, beherrschbar wie der Code eines Computers.
• Schreiben wir das Buch des Lebens neu?
• Oder beschwören wir ein biologisches Babylon herauf?


CODE = LAW

Software ist das Fundament der technologischen Welt. Digitale Codes sind in der modernen Informationsgesellschaft jederzeit präsent und definieren, wie wir in den globalen Netzwerken miteinander kommunizieren, Geschäfte abwickeln, zu Information kommen und unser Wissen verteilen.

Die modernen Formen des Kommunizierens via E-mail, SMS und Chat orientieren sich an den Möglichkeiten der digitalen Medien, und diese Möglichkeiten werden durch Software geschaffen oder auch verhindert.Wen man über diese Medien erreichen kann und wie sich z. B. die Sprache dabei verändert, ist also unmittelbar auch durch die Software bestimmt, auf der diese Kommunikationssysteme aufbauen.Wir alle kennen den neuen Sprachstil, der durch E-Mail, SMS und Chat entstanden ist, oder die Dominanz des Englischen in den digitalen Netzwerken. Daraus entstehen wiederum neue kulturelle Codes unserer globalen Gesellschaft. Gleiches gilt für die Geschäftsprozesse der globalen Finanztransaktionen oder die Informationsstrategien der globalen Nachrichtenmedien - Software definiert die Spielregeln
.
Einen besonderen Stellenwert hat dabei die Diskussion um das Copyright eingenommen. In einer Situation, in der Handelsgüter zu digitalen Daten geworden sind, also jederzeit kopierbar sind, ist die Durchsetzung von Nutzungs- und Eigentumsrechten zum scheinbar unlösbaren gordischen Knoten geworden. Nationale Gesetze für globale Netzwerke verbindlich zu machen, scheint genauso unmöglich wie die wirkungsvolle Kontrolle ihrer Einhaltung. Die Schwierigkeiten der Musik- und Filmindustrie, deren Produkte ja selbst Software sind, zeigen deutlich das Ausmaß dieser Problematik.
Kein Wunder also, dass es zu intensiven Bemühungen kommt, die Kontrolle über den Datenfluss direkt in die Betriebssysteme unserer Computer und Netzwerke einzuprogrammieren. Dabei aber nicht nur die Interessen der Industrie zu vertreten, sondern auch demokratische Standards für eine moderne Wissensgesellschaft zu schaffen, ist eine zentrale gesellschaftspolitische Herausforderung. Die Open-Source-Bewegung, der Widerstand gegen staatlich kontrollierte Datenverschlüsselung und Peer-to-Peer-Netzwerke stehen zunehmend unter Druck.
Software programmiert den Computer und ordnet seine Daten, doch wenn der Computer zu einem allgegenwärtigen Instrument wird, dann wird daraus auch ein Ordnungsprinzip, ein Kodex, der weit in unsere Gesellschaft hineinwirkt.

Wer bestimmt diesen Kodex? Wo sind die Lücken, in denen man diese Normierung unterlaufen kann? Wie können wir unser Recht auf Mitbestimmung und –gestaltung an diesen neuen Gesetzen geltend machen?


CODE = ART

Computer nehmen auch in der zeitgenössischen Kunst eine zentrale Rolle ein. Software ist ein mächtiges Werkzeug der künstlerischen und gestalterischen Arbeit und hat weit reichende Auswirkungen auf die gesamte Kette der Kunstproduktion und -vermittlung. Das Internet ist dabei nicht nur ein Medium der Distribution von Kunst, sondern auch der Produktion, indem es z. B. Software zur Verfügung stellt. Animationen, Kurzfilme, Musik etc. finden im Internet eine weltweite, frei zugängliche Plattform der Präsentation. Auf diese Weise entstehen neue Zielgruppen, und die Rezeption dieser Kunst findet vielfach außerhalb der traditionellen
Institutionen statt.

Es sind aber auch neue Formen der Kunst entstanden, zum Beispiel interaktive Kunst. Auch wenn man natürlich davon ausgehen kann, dass Kunst immer interaktiv ist (im Sinne eines geistig-emotionalen Dialogs zwischen Werk und Betrachter), das Verständnis von interaktiver Medienkunst
bezieht sich explizit auf ein weit reichendes Engagement des Betrachters, das diesen zum User und Mitgestalter innerhalb eines offenen und dynamischen Systems werden lässt - ein Prinzip, das erst durch die freie Programmierbarkeit des Computers möglich wird.
Die künstlerische Arbeit erstreckt sich dabei von der inhaltlichen Ebene auf die Gestaltung der Interfaces bis hin zur Entwicklung der notwendigen Software. Im konsequenten Einsatz von Software verändert sich die Position des Künstlers: Künstlerischer Ausdruck entsteht nicht mehr ausschließlich durch Können und Handwerk des Künstlers, sondern über Programmcodes werden die Parameter und Prozesse beschrieben, entsprechend derer vom Computer dynamische Bild- und Klangwelten generiert werden – eine Praxis,wie sie nicht nur im Spezialbereich der Softwarekunst vorkommt, sondern auch in der Computeranimation oder vielen Bereichen der U- und E-Musik.

Angesichts der zunehmenden Präsenz und Bedeutung von Medienkunst scheint es dringend notwendig, die Grundlagen dieser neuen Arbeitsweisen und Formen zur Diskussion zu stellen.

Ein historischer Überblick über die Rolle von Computerprogrammen in der Kunst und ein differenzierter Diskurs über Software als Material und Medium künstlerischen Arbeitens werden gemeinsam mit zahlreichen Beispielen einer code-orientierten Kunst das Festival dominieren.


CODE = LIFE

Die Begriffe, Metaphern und Sprachregelungen der Informationstechnologie finden häufig
Entsprechungen in den Beschreibungen der Gen- und Biotechnologen. Die Formulierung vom „Code des Lebens“ suggeriert die Beherrschbarkeit der genetischen Grundlagen und die Vorhersehbarkeit ihrer Manipulation. Diese Vereinfachung vom Leben als programmierbares Uhrwerk, die angedeutete Analogie von 0 und 1 mit ACTG (die Grundbestandteile der DNA) mag hilfreich sein für ein breites Verständnis, ruft aber auch große Skepsis hervor.
Die Symbiose von Informations- und Biotechnologie findet indessen in vielen neuen Wissenschaften und technischen Bereichen statt: Bioinformatik, Digital Biology, Evolutions-Bionik sind nur einige der Schlagwörter in der Diskussion um die Schlüsseltechnologien von morgen.

Neben den Diskussionsforen widmen sich Ausstellungen und Events dem Kernthema der diesjährigen Ars Electronica.

Zahlreiche Ausstellungen setzen sich mit der Spannung zwischen Code, Kunst und Mensch auseinander. Den wohl radikalsten Ansatz bietet Richard Kriesches datenwerk:mensch. Indem er den Gedanken, Leben sei im Grunde die Prozessierung und Verarbeitung von Daten, konsequent weiterentwickelt, formt der Künstler auf Codes beruhende und aus Codes konstruierte Wirklichkeits- und Bildwelten.

Mit Casey Reas, Ben Fry, John Maeda, Roman Verostko, James Patten, Heimo Ranzenbacher und Marc Downie prägen weitere international renommierte Medienkünstler die CODE Exhibitions.

Darüber hinaus pflegt das Ars Electronica Festival den Austausch mit verschiedenen Kuratoren. So ist CODeDOC II eine von Christiane Paul vom New Yorker Whitney Museum kuratierte Show, bei der die eingeladenen KünstlerInnen den Source-Code ihrer Arbeiten als Teil der Ausstellung veröffentlichen.
Der New Yorker Steve Sacks wiederum hat sich mit seiner Galerie Bitforms Gallery als einer der Ersten auf Software-Kunst spezialisiert und Strategien entwickelt, um diese kunstmarktfähig
zu machen.

Am Campus der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz ist die Ausstellung Media|Art|Education der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich (HGKZ) zu sehen. Ebenfalls aus dem Bestand der HGKZ stammen die im Rahmen der Movieline gezeigten aktuellen Film- und Videoproduktionen zum Festivalthema.

CODE in Anwendung bietet die electrolobby! Hier arbeiten Künstler in verschiedenen Konfigurationen mit Proce55ing, einer von Casey Reas und Ben Fry entwickelten neuen Software. Proce55ing ist ein Tool zur Herstellung reaktiver Bilder, eine völlig neue Art von Software - gleichzeitig Programmiersprache, grafische Programmierumgebung, Lernoberfläche und Designercommunity.
CODE als Rohmaterial künstlerischen Schaffens.


Performances, Events, Concerts

Die Ars Electronica wäre nicht “die Ars”,wäre sie nicht auch ein idealer Ort für Begegnung und Austausch. So repräsentiert das Festival auch dieses Jahr umfassend das gesamte Spektrum der
Medienkunst. Im Rahmen der Diskussionsrunden und Performances treffen sich Künstler und Theoretiker und alle, die das Interesse an Hintergründen und Zusammenhängen von Kunst, Technologie und Gesellschaft verbindet.

Die Eröffnungsevents am ersten Tag: Die traditionelle Visualisierte Linzer Klangwolke des Brucknerhauses steht dieses Jahr unter dem Motto Europa – Eine symphonische Vision. Das Open- Air-Event und Linzer Markenzeichen für spektakuläre Inszenierungen: Musik, Licht, Projektionen, Feuerwerke und viele, viele Menschen

Login: Ars Electronica steht für das erste Get-together in den Alten Tabakwerken. Erfrischendes erstes Eintauchen in der Welt der Medienkunst-Community.

Zentral für die Funktion der Ars Electronica als Umschlagplatz kreativer Ideen steht die e-lobby kitchen – hier treffen Net-Artists, Game-Developer, Hacktivists und andere aufeinander und stellen sich dem Publikum. Die e-lobby kitchen bietet ein dichtes Programm von Künstlergesprächen und rojektpräsentationen, ein offenes Forum für alle Interessierte.

Die vom Ars Electronica Futurelab initiierte Workshop-Serie Pixelspaces widmet sich DAMPF (Dance and Media Performance Fusion), einem neuen Projekt zur Integration fortgeschrittener Technologien n den darstellenden Künsten – Tanz und digitale Kunst, Technologie und Tradition als spannender
Ausgangspunkt der Diskussion.

Einen weiteren Programmschwerpunkt bilden Performances und Konzerte:

POL - eine mechatronische Performance von Marcel.li di Antúnez Roca ist eine ironische und poetische Fabel als Produkt der Interaktion zwischen Performer, Zuschauern und Maschinen. High Tech als Bühnenmaschine.

Floating Points - Klangpark. Das einmalige 160.000-Watt-Klangambiente im Donaupark. Generative Klangalgorithmen bespielen das Flussufer und entwickeln einen 96-stündigen Realtime-Soundtrack.
Im Mittelpunkt: die Musiksoftware KOAN.

„Principle of Indeterminism“, so beschrieb der Komponist, Architekt und Visionär Iannis Xenakis sein künstlerisches Credo, das diesem außergewöhnlichen Konzert- und Performance-Event zu Grunde liegt. Ein sinnlich dichtes Programm, von Orchestermusik zu Live Electronics und digitaler Klangsynthese, von komponierter zu programmierter Musik, von Klang zu Bild.

Messa di Voce, eine völlig neuartige Symbiose von Klang und Bild des amerikanischen Künstlerduos Tmema. Jede Nuance des Gesangs von Jaap Blonk und Joan La Barbara wird durch eine spezielle Software in ausdrucksvolle Grafiken umgewandelt, die wiederum manipuliert und so selbst zum Instrument gemacht werden können.


Prix Ars Electronica
Mit 2.714 Einreichungen aus 85 Ländern ist der Prix Ars Electronica die international repräsentative Leistungsschau für Cyberarts. Sechs Goldene Nicas und 18 Geldpreise in der Höhe von € 109.900.- werden in dem vom Österreichischen Rundfunk (ORF) veranstalteten Wettbewerb vergeben.

Doch die Preisverleihung ist nicht das einzige Event des Prix.

• Im Rahmen des Prix Ars Electronica Forum folgen Vorträge, Diskussionen von und mit den Preisträgern und Juroren des Prix Ars Electronica 2003.

• Cyberarts 2003, die Prix Ars Electronica Exhibition, präsentiert die prämierten Projekte der Kategorie „Interaktive Kunst“. Die Thematik der ausgestellten Werke ist mannigfaltig und reicht von einer virtuellen Jagd durch die reale Stadt (Blast Theory:„Can you see me now?“ ) über die Suche nach Elfen im Untergrund von Linz (Agnes Meyer-Brandis:„Earth core laboratory and elf scan“) bis zu intelligenten Würfeln, die durch ihre Anordnung und Position zueinander einen musikalischen Ablauf programmieren – mehrere User können so mit denselben Würfeln unterschiedliche Klangmuster herstellen (Henry Newton-Dunn, Hiroaki Nikano, James Gibson:„Block Jam“).

• Die Preisträger der Kategorie „Digital Musics“ sind mit „Digital Musics in Concert“ live auf der Bühne des Brucknerhauses zu sehen,während die prämierten Computeranimationen und Visual Effects in der O.K Night, Electronic Theater präsentiert werden.


Zusatzinformationen: uploads

Während des Festivals finden sich Realtime-Streams und Online-Reports auf www.aec.at/code.
Darüber hinaus finden zwei Live-Übertragungen vom Festival statt: Dienstag, 9. September, ab 23:00 Uhr, Radionight zum Festival auf Ö1 sowie eine Sendung auf BR4 Klassik am 11. September um 20:05.

Presse-Information
ARS ELECTRONICA CENTER
Mag. Wolfgang Bednarzek
Hauptstraße 2
A-4040 Linz
Tel.+43.732.7272-38
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