Featured Artist: Seiko Mikami
Seiko Mikami (JP) beschäftigt sich in Gestalt großer und Raum füllender Installationen seit den 1980ern mit den Verbindungen von menschlichem Körper und Informationsgesellschaft. In den 1990ern ist sie verstärkt zu interaktiven Arbeiten übergegangen, in die sie die menschliche Wahrnehmung einbezieht. Dazu zählen das 1996 im Canon ARTLAB verwirklichte eye tracking-Projekt Molecular Informatics und eine 1997 am ICC in Tokyo geschaffene Installation rund um den Hörsinn und Klänge aus dem Körperinneren. Gravicells (2004 am YCAM) beschäftigt sich mit dem Schwerkraftempfinden als sechstem menschlichen Sinn.
Außerhalb Japans, wo die Künstlerin einen Lehrstuhl an der Tama Art University innehat, sind ihre Arbeiten vorwiegend in Europa und in den USA gezeigt worden. So beispielsweise auf Medienkunstfestivals wie DEAF (Rotterdam), der transmediale Berlin und TESLA Berlin, dem Digital Culture Festival in Großbritannien und der Ars Electronica 2005.
Desire of Codes
Do/Thu 30. 8. – Mo/Mon 3. 9.
Lentos Kunstmuseum Linz
Seiko Mikamis Großinstallation Desire of Codes zeigt, wie die Grenzen zwischen dem Datenkörper in der virtuellen Welt und dem physischen Körper in der realen Welt in unserer Informationsgesellschaft verschwimmen.
Das albtraumartige Setting dieser interaktiven Arbeit besteht aus drei Teilen: einer weißen Wand, an der 90 Insektenfühlern ähnliche Objekte mit eingebauten Überwachungskameras angebracht sind (Ninety Wriggling Wall Units); weiters aus sechs riesenhaften Roboterarmen, die mit Videokameras und Laserprojektoren ausgestattet von der Decke hängen (Six Multi-perspective Search Arms); und schließlich aus einer im Durchmesser 3,5 Meter großen, runden Projektionsfläche. Dieser Compound Eye Detector Screen gleicht dem Facettenauge eines Insekts.
Die BesucherInnen sehen sich ins Visier einer perfekten Überwachungsmaschinerie genommen: Hochempfindliche Kameras und Mikrofone, die Bewegungen und Geräusche jenseits der menschlichen Wahrnehmungschwelle erfassen können, zeichnen jede Regung auf. Was auch immer registriert wird, wird in eine hochleistungsfähige Datenbank eingespeichert, die das eigentliche Zentrum von Desire of Codes ist. Auf dem großen Bildschirm erleben die BesucherInnen die Echtzeitprojektion ihrer eigenen Bilder; dazwischen werden ältere Aufnahmen des Systems sowie Bilder von Überwachungskameras auf öffentlichen Plätzen überall auf der Welt.