Device Art: Im Mittelpunkt steht das Gerät

Die neue Ausstellung „Device Art“ im Ars Electronica Center präsentiert ungewöhnliche Geräte mit verspielten Oberflächen, hinter denen sich ernsthafte Konzepte verbergen. Prof. Hiroo Iwata ist seit 2004, der ersten Stunde von „Device Art“, mit dabei.

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Die menschliche Kamera „Touchy“ ist Teil der Ausstellung „Device Art“. Foto: Eric Siu

Device Art, so nennt sich die vor zehn Jahren ins Leben gerufene Kunstform, bei der technische Geräte mit verspieltem Design auf lange japanische Traditionen treffen. Das Ars Electronica Center widmet der gleichnamigen Ausstellung, die von 4. September 2014 bis Ende Juni 2015 in Linz zu sehen ist, ein ganzes Stockwerk. Prof. Hiroo Iwata von der Universität Tsukuba in Japan und Mitbegründer von „Device Art“ gibt hier einen ersten Einblick in die Ausstellung und erklärt, wie das Wesen von Technologie vor allem in der japanischen Gesellschaft wahrgenommen wird.

Welche Voraussetzungen muss ein Gerät erfüllen, um in die Sammlung von “Device Art” aufgenommen zu werden?

Hiroo Iwata: Zunächst einmal gilt, dass das Gerät an sich der Inhalt ist. Der Mechanismus des Exponats gibt sein Thema vor. Inhalt und Gerät sind nicht mehr voneinander zu trennen. Zweitens sind die Kunstwerke meist spielerisch und können manchmal auch als Gadgets für den Alltagsgebrauch vermarktet werden.

Der Food Simulator erzeugt die Kraft, die beim Abbeißen von echten Nahrungsmitteln aufgezeichnet wurde. Foto: Hiroo Iwata

Die Kultivierung von Alltagsgegenständen und täglichen Handlungen hat eine lange Tradition in Japan – wo liegt hier der Unterschied zu westlichen Kulturen?

Hiroo Iwata: Device Art ging aus lang überlieferten Traditionen der Herstellung und einer japanischen Ästhetik hervor. In der traditionellen japanischen Kultur gibt es Kunstwerke, bei denen Technologie und Kunst ohne klare Trennung ineinander verschmelzen. Man kann bei Device Art auch von einer neuen Kunstform im digitalen Zeitalter sprechen. Im Gegensatz zur westlichen Kunst, die meist in Galerien und Museen gezeigt wird, werden Kunstwerke in Japan als Teil des Alltagslebens betrachtet. Ein typisches Beispiel ist das Teehaus, das reichlich mit Kunstwerken, Utensilien für die japanische Teezeremonie, Blumenvasen und so weiter dekoriert ist.

Können Sie uns EuropäerInnen erklären, was es mit diesem Teehaus auf sich hat, das Teil dieser Ausstellung ist?

Hiroo Iwata: Um das Betrachten von Device Art in einer vertrauten und alltäglichen Umgebung als Kunstwerk genießen zu können, wurde eine Ausstellungsfläche geschaffen, die einem Teehaus ziemlich ähnlich sieht und in dem japanische Teezeremonien abgehalten werden können. Die Ausstellung „Device Art“ orientiert sich dabei an Strukturelementen japanischer Architektur wie dem Tokonoma-Alkoven und dem Roji-Garten, damit sich die BesucherInnen die Verbindung mit den (japanischen) Alltagswohnräumen besser vorstellen können.

Mr. Knocky ist eins der verspielten Geräte der „Device Art“. Foto: Novumichi Tosa

Könnte “Device Art” als eine Kombination von Verspieltheit und Ernsthaftigkeit betrachtet werden?

Hiroo Iwata: Diese Frage bezieht sich sehr stark auf das Thema der Campus-Ausstellung der Universität Tsukuba, die während des Festival Ars Electronica 2011 in Linz stattfand. Der Titel damals lautete “Seriously Playful / Playfully Serious”. Viele bekannte MedienkünstlerInnen, unter ihnen Maywa Denki und Ryota Kuwakubo, kamen von dieser Universität, in dessen Fakultät für Ingenieurwesen auch innovative sowie interaktive Technologien entwickelt wurden. 1996 begann ich, Geräte als künstlerische Ausdrucksform zu zeigen, und setzte damit ein Vorbild, das von vielen zukünftigen TeilnehmerInnen der Ars Electronica fortgeführt wurde. An der Tsukuba Universität begann damit eine Diskussion über die Eigenschaften von Kunst, in der die Schlüsselbegriffe “verspielt” und “ernst” eine wichtige Rolle einnahmen. Die KünstlerInnen der Schule für Kunst und Design nehmen das verspielte Element sehr ernst, während ernst gemeinte Projekte des Ingenieurwesens oft verspielte Elemente zeigen. Diese konzeptionellen Merkmale kennzeichnen die Arbeiten der Device Art.

Wie und wann begann die Bewegung “Device Art”?

Hiroo Iwata: Das Projekt “Device Art” wird vom Core Research for Evolutional Science and Technology (CREST) der Japan Science and Technology Agency finanziert. Ich leite das Projekt, dessen vorheriger Titel “Expressive Science and Technology for Device Art” lautete. Der Name als auch das Konzept von Device Art entstanden im Jahr 2004.

Die Ausstellung wird am MI 3.9.2014, 18:30, im Ars Electronica Center eröffnet – am Vorabend des Festival Ars Electronica „C … what it takes to change“. Kommen auch Sie vorbei! Nähere Infos zum Eröffnungsprogramm finden Sie auf ars.electronica.art/center. Zur Vertiefung der Ausstellung findet außerdem das Device Art Symposium während des Festivals statt.