Ars Electronica zeigt große Ausstellung in Berlin:
„HUMAN FACTOR – endless prototyping“ im DRIVE. Volkswagen Group Forum
Pressetext „HUMAN FACTOR – endless prototyping“ im DRIVE. Volkswagen Group Forum / PDF
Blog-Beitrag zur Ausstellung
Photoalbum zur Ausstellung
(Linz/Berlin, 1.7.2016) „HUMAN FACTOR – endless prototyping“ lautet der Titel einer 25 Arbeiten und Projekte umfassenden Ausstellung, die Ars Electronica ab sofort im Berliner DRIVE. Volkswagen Group Forum zeigt. Im Mittelpunkt stehen künstlerisch-wissenschaftliche Prototypen, die sich mit zentralen gesellschaftlichen, ökologischen und ökonomischen Fragen unserer Zeit beschäftigen. Präsentiert werden Konzepte und Projekte, die noch nicht fertig, noch nicht ausgereift, noch nicht erprobt oder deren Aus- bzw. Fortgang noch unsicher sind – die aber gerade deswegen unheimlich spannend und inspirierend sind. Ergänzt wird die Schau durch regemäßige Talks, Workshops, Performances und Interventionen. Die Ausstellung „HUMAN FACTOR – endless prototyping“ ist bereits die fünfte Ars Electronica-Präsentation im DRIVE. Volkswagen Group Forum in Berlin. Letzteres wurde nach zweijähriger Umbauzeit im Mai 2015 neu eröffnet, zeigt die Vielfalt des Volkswagenkonzerns und widmet sich darüber hinaus gesellschaftsrelevanten Fragen und neuen Perspektiven. HUMAN FACTOR – endless prototyping“ ist noch bis 28. August 2016 zu sehen, der Eintritt ist frei.
Der HUMAN FACTOR in einer zunehmend technisierten Welt
Jahrtausende lang haben Menschen um ihr nacktes Überleben gekämpft. Jahrtausende lang haben sie versucht, ihren Lebensraum so zu verändern, dass dieser Überlebenskampf künftighin leichter zu gewinnen wäre. Dank ihres Intellekts und ihrer Kreativität, der Bereitschaft zur Zusammenarbeit und dank ihres Willens haben die Menschen diesen Kampf schließlich für sich entschieden. Und nicht nur das – sie waren derart erfolgreich darin, alles um sich herum, ja sogar die Essenz des Lebens an sich, so weit zu verändern und so komplex zu gestalten, dass wir uns heute in der paradoxen Situation wiederfinden, die Welt, die wir uns geschaffen haben, nicht mehr zu verstehen. Der HUMAN FACTOR, der unser Überleben erst möglich machte, zeitigt nun Auswirkungen, die uns zu überfordern drohen. Wie sollen und wie können wir aber den zahlreichen Unwägbarkeiten und Unsicherheiten unserer globalisierten Welt begegnen? Wie können wir als Gesellschaft und Einzelne nachhaltig und effizient an die Gestaltung unserer Zukunft gehen, wenn wir zunehmend den Über- und Durchblick verlieren was die Richtung angeht, in die sich die Dinge entwickeln und die Folgen, die dies zeitigt. Die Ausstellung „HUMAN FACTOR“ führt vor Augen, wie es gehen könnte und zeigt Strategien für einen möglichen Umgang mit den Unvorhersehbarkeiten unserer zunehmend technisierten Welt.
PionierInnen und Prototypen
PionierInnen an der Schnittstelle von Kunst, Gesellschaft und Industrie, die nach zukunftsfähigen Lösungen suchen und dabei Prototypen schaffen gibt es bereits. Die Rede ist von KünstlerInnen, die gemeinsam und auf Augenhöhe mit IngeneurInnen, TechnologInnen, WissenschaftlerInnen und UnternehmerInnen zusammenarbeiten und dabei keine erbaulichen Kunstwerke für die Foyers und Galerien dieser Welt vor Augen haben. Sie bauen Prototypen, die oftmals nicht perfekt, nicht fertig gestellt wirken. So präsentiert Quayola (IT) in der Ausstellung seine niemals zu Ende geführten, von Roboterhand modellierten Kopien der altgriechischen Laokoon-Gruppe und hinterfragt was bleiben würde, wenn der programmierte Perfektionismus der Maschine die Skulpturen zu Ende führen würde. Auch Nick Ervincks (BE) Agrieborz Köpfe oder die Teacup Tools von Agnes Meyer-Brandis (DE) greifen die Idee des Unfertigen auf und führen das Moment weiter: ihre Teacup Tools scheinen mit dem Messen nie aufzuhören und gewonnene Daten werden fortwährend miteinander in Verbindung gesetzt. Die 3-D-gedruckten Köpfe von Nick Ervinck vermitteln bei näherer Betrachtung ebenfalls das Gefühl eines nicht abgeschlossenen Prozesses und lassen einen menschlichen Kopf vermuten, um diesen im selben Augenblick rational betrachtet wieder zu negieren. Prototypen blicken zumeist auch einer ungewissen Zukunft entgegen, die bestimmt ist von Faktoren außerhalb des eigenen Umfelds und von vielen komplexen Zusammenhängen abhängt: In Opimilk von Teresa Dillon, Naomi Griffin-Murtagh, Claire Dempsey und Aisling McCrudden (alle IE) kommt diese Ungewissheit zwischen realer Ausgangssituation und fiktivem Lösungsvorschlag zum Tragen, wenn sie fragen, ob nicht in Zukunft genmanipulierte Kühe Antibiotika produzieren werden. Dass Prototypen auch helfen können, Vorhandenes neu zu sehen zeigt das Projekt Face Cartography von Daniel Boschung (DE), bei dem ein eigens programmierter Industrieroboter mit einer Kamera hochauflösende Bilder kreiert, die auf herkömmliche Weise so nie wahrgenommen werden könnten. Dem gegenüber stehen die drei Zeichenroboter in Human Study #1, 3RNP von Patrick Tresset (FR/UK), die auf eine völlig andere Weise ein Abbild des Menschen schaffen: Sie verhalten sich wie Straßenzeichner, indem sie beobachten, vermessen, um dann ihre verinnerlichten Bilder in Portraitzeichnungen zu Blatt bringen. Die Installation und Videoarbeit Rare Earthenware von Unknown Fields / Toby Smith (UK/AU) hingegen macht Unsichtbares seh- und greifbar und vermittelt ein Gefühl für eine andere Realität. Was passieren würde, wenn Prototypen ständig über den gerade vorherrschenden Grad von Sicherheit oder Gefahr informieren würden zeigen Maria Castellanos Vicente (ES) & Alberto Valverde (ES) sowie Michael Burton (UK) und Michiko Nitta (JP), die mit ihren Arbeiten prototypischen Messgeräte schufen. Wege, wie aus unreifen Ideen und Prototypen äußerst kritische Instrumente entwickelt werden könnten, zeigen schließlich KünstlerInnen wie Afroditi Psarra (GR), Golan Levin (US) & Shawn Sims (US) sowie Shiho Fukuhara (JP) & Georg Tremmel (AT/JP).
Ars Electronica Linz zu GAST im DRIVE. Volkswagen Group Forum
Noch bis 27. August ist die von Ars Electronica Linz kuratierte Ausstellung „HUMAN FACTOR – endless prototyping“ im DRIVE. Volkswagen Group Forum zu sehen. Rund 30 KünstlerInnen präsentieren im Verbund mit kreativen TechnologInnen und WissenschaftlerInnen – bei der bereits fünften von Ars Electronica kuratierten Schau in Berlin – Prototypen, die sich mit den zentralen Herausforderungen des digitalen Zeitalters auseinandersetzen. Das Rahmenprogramm der Ausstellung ergänzen Talks, Workshops, Performances und Interventionen. Den Auftakt bildet am 5. Juli eine Paneldiskussion mit internationalen VertreterInnen aus den Bereichen Kunst, Wissenschaft und Industrie. TeilnehmerInnen des Panels sind Bernd Scherer (Haus der Kulturen der Welt), Horst Hörtner (Ars Electronica Futurelab), Irini Papadimitriou (Victoria & Albert Museum), Peter Wouda (Volkswagen Design Center), Teresa Dillon (Künstlerin) und Gerfried Stocker (Ars Electronica Linz).
Credits
Sculpture Factory / Quayola (IT) // Face Catography, creating new Identities /Daniel Boschung (CH) // Environment Dress 2.0 / uh513: María Castellanos (ES), Alberto Valverde (ES) // The Free Universal Construction Kit / Golan Levin, Shawn Sims (US) // Instruments of the Afterlife / Michael Burton (UK), Michiko Nitta (JP) // Opimilk / Teresa Dillon (IE), Naomi Griffin-Murtagh (IE), Claire Dempsey (IE), Aisling McCrudden (IE) // Common Flowers – Flower Commons / BCL: Georg Tremmel (AT/JP), Shiho Fukuhara (JP) // AGRIEBORZ, IKRAUSIM / Nick Ervinck (BE) // Teacup Tools / Agnes Meyer-Brandis (DE), Human Study #1, 3RNP / Patrick Tresset (FR/UK) // Balance from Within / Jakob Tonski (US) // SWITCH / Ars Electronica Futurelab (AT), // INAPRO Innovative Aquaponics for Professional Application // Leibniz-Institute of Freshwater Ecology and Inland Fisheries (IGB) (DE) // bioMASON biocement masonry / bioMASON, Inc. (US) // Rare Earthenware Black stoneware and radioactive mine tailings / Unknown Fields Division (UK/AU) // “The Culture“ series / Afroditi Psarra (GR), Dafni Papadopoulou (GR) // Datenmarkt / YQP: Maximilian Hoch (DE), Manuel Urbanke (AT), Florian Dohmann (DE) // Jennifer Lyn Morone™ Inc / Jennifer Lyn Morone (US) // Silk Leaf / Julian Melchiorri (IT/UK) // Human Sound Factor / Karl Julian Schmidinger (AT), Joschi Viteka (AT) // 5 Mètres 80 / Nicolas Deveaux (FR), The Wiltshire Chair / Gavin Munro (UK) // Sammy P. / Artist: Istituto Europeo di Design – IED (IT): Cesare Griffa (Master coordinator) with Mohamed Awaty, Victória Calil Barriatto, Anirudh Datta, Giulia Del Din, Samuel Fiolis, Riccardo Rigo (students) // Mine the Scrap / Project Team: Tobias Nolte (DE), Andrew Witt (US), Michael Degen (US), Jason Tucker (US), Sound Design: Simon Epstein (UK)
http://www.flickr.com/photos/arselectronica/27912096052/
Sculpture Factory / photocredit: Florian Voggeneder / Printversion / Album
http://www.flickr.com/photos/arselectronica/27912096292/
Face Cartography, creating new Identities / photocredit: Florian Voggeneder / Printversion / Album