Neue Ausstellung
AUSSER KONTROLLE
Was das Netz über dich weiß
Ab 19. April bis Ende 2012 / Ars Electronica Center Linz
(Linz, 18.4.2012) Weltweit tobt ein Streit rund um den Besitz und die Weitergabe personenbezogener Daten. PolitikerInnen und Behörden, Unternehmen, AktivistInnen und BürgerrechtlerInnen – sie alle diskutieren darüber wer was wie lange über uns wissen soll, darf oder muss. Und ganz egal, wer sich dabei durchsetzt, es wird bei einem „Erfolg auf Zeit“ bleiben. Warum? Weil das Netz und die darin versammelten Services sich so schnell verändern, dass UserInnen wie Gesetzgeber kaum noch mitkommen. Ob soziale Netzwerke wie Facebook oder Dienste wie Google, sie alle wissen mittlerweile beängstigend viel über uns. Einmal mit unserem Google-Konto eingeloggt, werden alle unsere online-Aktivitäten lückenlos dokumentiert, was wir kaufen, wo wir unseren Urlaub buchen, welche Musik, Filme und Bücher uns gefallen, welche Videos wir uns ansehen. Und so ist es für Google auch ein Leichtes – weil automatisiert – festzustellen, ob wir Singles sind oder eine Familie haben, welcher Einkommensschicht wir angehören, wo wir unseren Lebensmittelpunkt und welche sexuellen Vorlieben wir haben. Auch Facebook hat seine Fühler schon weit über den eigenen Tellerrand hinaus ausgestreckt. Auf immer mehr Websites können wir uns mit unserem Facebook-Profil anmelden und so bequem das ist, eröffnet dies gleichzeitig immer mehr Diensten die Möglichkeit, auf unsere Daten zugreifen, die wir – freiwillig – auf Facebook geparkt haben. Wobei „freiwillig“ nur bedingt richtig ist, weil es häufig schon reicht, dass sich unsere FreundInnen via Facebook auf einer Website anmelden. Mit der neuen Ausstellung „Außer Kontrolle – Was das Netz über dich weiß“ widmet sich das Ars Electronica Center gemeinsam mit dem Department Sichere Informationssysteme der FH OÖ Campus Hagenberg dem sich stetig verschiebenden Verhältnis von Öffentlichkeit und Privatheit und den Chancen wie Risiken, die sich daraus für uns UserInnen ergeben. „Außer Kontrolle – Was das Netz über dich weiß“ ist von 19. April bis Ende 2012 zu erleben.
Begleitende Vorträge im Ars Electronica Center
Parallel zur Ausstellung finden regelmäßig Vorträge statt, die über Vorratsdatenspeicherung informieren und vermitteln, wie man/frau die eigene digitale Identität verwalten kann:
jeden SA 16:00 – 17:00: Sonderführung „Außer Kontrolle“
DO 26.4.2012, 18:30: Vorratsdatenspeicherung
Prof. (FH) Dr. Peter Burgstaller (Department Sichere Informationssysteme der FH OÖ Campus Hagenberg)
DO 24.5.2012, 18:30: Personendaten – wie wertvoll ist dieser neue Rohstoff wirklich
Johannes A. Skrivanek (Gesellschafter von Pulpmedia)
SA 16.6.2012, 16:00: Vorratsdatenspeicherung
Prof. (FH) Dr. Peter Burgstaller (Department Sichere Informationssysteme der FH OÖ Campus Hagenberg)
SO 17.6.2012, 16:00: Smartphone-Sicherheit für Jedermann
Prof. (FH)DI Robert Kolmhofer (Department Sichere Informationssysteme der FH OÖ Campus Hagenberg)
DO 28.6.2012, 18:30: Welche Spuren hinterlassen wir im Internet
Prof. (FH) DI Markus Zeilinger (Department Sichere Informationssysteme der FH OÖ Campus Hagenberg)
DO 12.7.2012, 18:30: Smartphone-Sicherheit für Jedermann
Prof. (FH)DI Robert Kolmhofer (Department Sichere Informationssysteme der FH OÖ Campus Hagenberg)
Kooperationspartner Department Sichere Informationssysteme der FH Oberösterreich, Campus Hagenberg
Die FH Oberösterreich ist die größte FH in Österreich. In Hagenberg bietet sie praxisorientierte Hochschulausbildung in den Bereichen Informatik, Kommunikation und Medien an. Das Department für Sichere Informationssysteme mit dem Bachelor- und dem Masterstudium „Sichere Informationssysteme“ (ehemals „Computer- und Mediensicherheit“) bildet seit dem Jahr 2000 ExpertInnen für IKT-Sicherheit in den Themenbereichen Datenschutz, Netzwerksicherheit, Systemsicherheit, Sichere Unternehmensorganisation und in neuen Gebieten wie Cyberkriminalität, Mobile-Security, Social-Network-Security und Forensik aus.
Außer Kontrolle – Was das Netz über dich weiß / die Ausstellung
Timeline / Ars Electronica (AT)
Mit einer meterlangen Timeline zeichnet das Ars Electronica Center Geschichte und Entwicklung des World Wide Web nach. Die Grafik reicht vom 1963 an den Bell Laboratories entwickelten Mehrbenutzerbetriebssystems Unix bis zur gerade eben auch in Österreich eingeführten Vorratsdatenspeicherung.
Vorratsdatenspeicherung / Ars Electronica (AT)
Seit 1. April ist die Vorratsdatenspeicherung (VDS) nun auch in Österreich Realität. Mit einer interaktiven Station rollt das Ars Electronica Center die Geschichte der VDS noch einmal auf. Jede/r kann sich hier ansehen, was genau von der VDS künftig erfasst wird und was nicht. Vor Ort und via Internet kann dann über die verschiedenen Aspekte der VDS diskutiert werden.
Newstweek / http://newstweek.com/
„Newstweek“ ist ein Gerät zur Manipulation von Nachrichten, die an WLAN-Hotspots abgerufen werden. Das in einen unauffälligen Netzstecker verbaute Gerät ermöglicht es, auf Laptops, Mobiltelefonen und Tablets gelesene Nachrichten zu verändern, ohne dass die UserInnen etwas davon bemerken. „Newstweek“ will darauf aufmerksam machen, dass unsere Realität zunehmend über Medien vermittelt und von diesen bestimmt wird. Während Nachrichten immer häufiger digital gelesen werden, folgt ihre Verbreitung hingegen immer noch einem traditionellen Top-down-Modell, was sie wiederum anfällig für die Einflussnahme durch Politik und Wirtschaft macht. In genau dieses Model greift „Newstweek“ ein und bietet den BürgerInnen die Möglichkeit, ihrerseits Medien zu manipulieren und ein wenig „an den Fakten zu drehen“.
face to facebook / Paolo Cirio, Alessandro Ludovico (beide IT) / http://www.face-to-facebook.net/
Zum Abschluss ihrer Trilogie „Hacking Monopolism“ nahmen die Paolo Cirio und Alessandro Ludovico (beiden IT) den Online-Giganten Facebook ins Visier. Mithilfe einer eigens entwickelten Software entwendeten sie eine Million Facebook-Profile, filterten diese mit einem Gesichtserkennungsprogramm und gruppierten sie nach Daten- und Gesichtsähnlichkeiten. Die auf diese Wiese neu geordneten Profile wurden schließlich auf eine eigene Partnerbörse gestellt und ihre BesitzerInnen per email miteinander bekannt gemacht. Gerade einmal eine Woche online, rief „face to facebook“ ein enormes Echo hervor, das von Medienberichten in aller Welt bis hin zu Morddrohungen und Klagen reichte. Paolo Cirio und Alessandro Ludovico musste das Projekt letztlich vom Netz nehmen.
faceless / Manu Luksch (AT) / http://www.ambienttv.net/pdf/facelessproject.pdf
Mit „faceless” drehte die österreichische Künstlerin Manu Luksch einen Film ohne auch nur eine eigene Kamera einzusetzen. Gefilmt wurde ausschließlich mit Kameras der öffentlichen Videoüberwachung, Schauplatz dieser ungewöhnlichen Dreharbeiten war London. Nachdem die Dreharbeiten abgeschlossen waren, klagte die Künstlerin alles Bildmaterial ein, auf dem sie zu sehen war. Die Gesichter aller anderen – unbeteiligten – Personen dagegen wurden aus datenschutzrechtlichen Gründen gelöscht bzw. durch Farbpunkte abgedeckt. Ergebnis ist ein sehenswerter Film, der auf die immer lückenlosere Überwachung des öffentlichen Raums aufmerksam machen will.
Passworthacker Station / Sichere Informationssysteme FH OÖ (AT)
Ein gutes Passwort ist schwer zu erraten. Unter dem Namen „Password Recovery Tool“ sind Programme zum schnellen Probieren von Passwörtern erhältlich. Hier kann mit selbstgewählten Passwörtern experimentiert werden, wie schwer sie zu erraten sind und wie lange es dauern würde, sie zu finden. Einfache Passwörter lassen sich mit einem Gamer-PC auch live „knacken“. Tipps für gute Passwörter gibt es natürlich ebenso.
Security/Privacy Check / Sichere Informationssysteme FH OÖ (AT)
Das Department Sichere Informationssysteme der FH OÖ in Hagenberg (AT) hat einen Sicherheits-Check entwickelt, mit dem maßgeschneiderte Tipps für den sicheren Umgang mit Smartphone, Notebook, Internet, Facebook und Google erstellt werden können. Hierbei wird zunächst durch mehrere Fragen der Umgang der TeilnehmerInnen mit den neuen Medien ermittelt, um ihnen dann individuelle Sicherheitshinweise mitzugeben.
Facebook-Sicherheit / Sichere Informationssysteme FH OÖ (AT)
Facebook-Profile sind unter Standardeinstellungen nur schlecht vor unerwünschten MitleserInnen geschützt – wer auf diese Einstellungen vertraut, kann unter Umständen unangenehme Überraschungen erleben. An dieser Station kann jede/r erfahren, wer welche Informationen aus einem mangelhaft geschützten Facebook-Profil auslesen kann, und anschließend selbst ausprobieren, welche Einstellungen das Profil richtig absichern.
Handytracking / Malte Spitz (DE) / http://www.zeit.de/datenschutz/malte-spitz-vorratsdaten
Malte Spitz (DE) ist Mitglied des Bundesvorstands der Grünen in Deutschland und entschiedener Kritiker der Vorratsdatenspeicherung (VDS). Um zu zeigen, wie weit die permanente Überwachung unbescholtener BürgerInnen durch die VDS geht, klagte er T-Mobile auf Herausgabe der zwischen August 2009 und Februar 2010 über ihn gespeicherten Daten. Mithilfe einer von Opendatacity entwickelten interaktiven Karte ließ er diese Daten visualisieren und anschließend auf Zeit Online veröffentlichen. Ergebnis ist eine beeindruckende Grafik, die minutiös darüber Auskunft gibt, wann sich Malte Spitz wo aufhielt, wie lange er verweilte, wie oft er jemanden anrief, wie oft er angerufen wurde, wie viel SMS er schrieb und wie lange er im Netz war. Kombiniert mit seinen Tweets und Blogeinträgen, lässt sich sehr genau nachvollziehen, was Malte Spitz wann wo gemacht hat.
Surveillance Awareness Database (SAD) / Technische Universität Wien (AT) / http://lex.iguw.tuwien.ac.at:9999/site/map/
Das Social Media – Projekt „Surveillance Awareness Database” (SAD) der TU-Studierenden Sarah Naber und Alexander Kraicsich will zeigen wie flächendeckend die Videoüberwachung des öffentlichen Raums mittlerweile fortgeschritten ist. Die beiden DiplomandInnen initiierten eine online-Plattform, die dazu aufruft, Überwachungskameras vor Ort zu fotografieren und diese Bilder inklusive Geokoordinaten hochzuladen. Ergebnis ist eine digitale Map mit den Standorten und Bildern bereits mehrerer hundert Videokameras – auch Teile der Linzer Videoüberwachung werden hier abgebildet.
Europe vs. Facebook / http://europe-v-facebook.org/DE/de.html
Die Initiative „Europe vs. Facebook“ verlangt vor allem vier Dinge vom weltgrößten sozialen Netzwerk: Mehr Transparenz, was die Verwendung personenbezogener Daten angeht, Opt-In statt Opt-Out, sprich jede/r UserIn soll sich nicht gegen die Veröffentlichung von Daten aussprechen müssen, sondern sich dafür entscheiden können, echte Kontrolle über die eigenen Daten, die bislang auch von FreundInnen an Facebook weitergegeben werden, sowie Datensparsamkeit, um dem schier endlosen Datenmüll entgegenzuwirken, der sich über die Zeit ansammelt. Darüber hinaus stößt sich „Europe vs. Facebook“ daran, dass das soziale Netzwerk manche Daten für immer und ewig speichert – das Löschen dieser Daten ist den UserInnen unmöglich.
Did you know? / http://www.youtube.com/watch?v=cL9Wu2kWwSY
„Did you know” ist ein ebenso reduziertes wie beeindruckendes Videos rund um die sozialen, politischen und ökonomischen Auswirkungen der immer rasanteren technologischen Entwicklung. Eingeblendet werden ausschließlich statistische Kennzahlen unserer sich stetig verändernden globalisierten Realität eröffnen – etwa, dass China bald jenes Land sein wird, in dem die meisten englischsprechenden Menschen leben, dass es die zehn begehrtesten Jobs des Jahres 2010 sechs Jahre zuvor noch nicht einmal gab oder dass das soziale Netzwerk MySpace wäre es ein Land, das fünftgrößte der Welt wäre.
Twistori / http://twistori.com/#i_love
I love the word “what if” – I hate being up so early – I think he may be missed me a teeny bit … – I believe my 30’s will be better than my 20’s – I feel pretty great starting off this week. I honestly think I’m finally on track to happiness & bliss! – I wish I could hug them and say bless you … „Twistori” ist ein ganz einfaches Twitter-Tool, das einen Eindruck davon gibt, was Menschen in aller Welt lieben, hassen, denken, glauben, fühlen und sich wünschen. Tausende Tweets werden in Echtzeit gescannt und jene, die Begriffe wie love, hate oder think enthalten, eingesammelt und wie ein LIVE-Ticker aufgelistet.
Good morning / http://blog.blprnt.com/blog/blprnt/goodmorning
Anhand von mehr als 11.000, je nach Uhrzeit unterschiedlich eingefärbten „Guten Morgen”-Tweets veranschaulicht die Visualisierung „GoodMorning!” in welchen Teilen der Welt Twitter besonders intensiv genutzt wird.
Data Dealer / http://www.datadealer.net/
Das Sammeln, Sortieren, Verknüpfen und Vertreiben von Information ist längst ein riesiger Industriezweig geworden. Das Online-Game „Data Dealer“ will darauf aufmerksam machen und fordert die SpielerInnen auf, möglichst viele Daten von privaten UserInnen zu erfassen und an diverse Unternehmen gewinnbringend zu verkaufen.
pdf „Pressetext Außer Kontrolle – Was das Netz über dich weiß”
http://www.flickr.com/photos/arselectronica/6943972882/
face to facebook / Paolo Cirio, Alessandro Ludovico / Printversion / photo-album
httpv://www.youtube.com/watch?v=cL9Wu2kWwSY