Video, 8 Stunden
Für vierzehn Stunden – von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang – steht eine männliche Figur allein in einer weiten Ebene Niederösterreichs und wird von zwei Therapeuten in Hypnose versetzt. Von Zeit zu Zeit verlassen die Therapeuten die Figur, nur um zu ihr zurückzukehren und die Hypnose zu verlängern. Erwin Wurm schafft mit seinem Film eine performative Skulptur, wie er sie nennt.
Der Film Stand West zeigt acht Stunden Filmmaterial des jungen Mannes, völlig entspannt, gewissermaßen entleert von allem Geistigen. Nur die Außenwelt ist mit Projektions- und Zuschreibungsarbeit beschäftigt. Wenn in „2001: Odyssee im Weltraum“ von Stanley Kubrick die Stele, die sich wie eine minimalistische Skulptur aus der Landschaft erhebt, gleichsam zu flirren, zu senden beginnt, entsteht eine spannungsgeladene Situation. Offen bleibt, von wem die Spannung ausgeht. Ist es die Stele, die eine unsichtbare Energie verströmt, oder sind es die Umstehenden, die alle Energie auf diesen Moment konzentrieren?
In Stand West geht es darum, einen Zustand der Leere zu erreichen und diesen für einen ‚Arbeitstag‘ lang aufrechtzuerhalten. Denn über acht Stunden ist üblicherweise ein Museum, eine Galerie geöffnet. Acht Stunden lang kann das Publikum darauf verwenden, sich den Film Stand West anzusehen. Und erst die ‚Arbeit‘ der Zuseher füllt die ‚entleerte‘ Skulptur mit Sinn. Der Skulptur eine Dimension des Zeitlichen zu verleihen ist Erwin Wurm auch in seinen „One Minute Sculptures“ ein Anliegen. Für die kurze Zeitspanne einer Minute kann sich das Publikum selbst in eine Skulptur verwandeln.
[Eva Maria Stadler, 5/2008]