Die Veranstaltung ist Teil der Großen Konzertnacht. Mehr Infos...
Ursula Neugebauer setzt körperliche Energie sichtbar um, ohne sie als Leib einzubringen. Sie fixiert diese Energie zwischen Stofflichkeit, Mechanik und Virtualität. Sie verzichtet auf reale Körper und ersetzt sie durch Schaufensterbüsten, an denen lange, sehr lange Ballkleider befestigt sind. Jede Personage ist mit einem Elektromotor gekoppelt, der rotiert. Erst gleitet die Stoffhülle gemessen hin, dann dreht sich der Motor immer schneller, der Stoff tanzt, springt, wirbelt, wirft ornamentale Falten hoch, bis er ekstatisch sich selbst jagt und hetzt.
Mehrfach wurde an den berühmten Aufsatz „Über das Marionettentheater“ von Kleist erinnert, doch gerade im letzten Moment ungehemmter Mechanik, ohne das Ziel der Grazie laufen alle Bezüge ins Leere. Dagegen lässt Neugebauers wirkungsvolles Ballett ohne Ballerina das Gespenstische schierer Draperien in der tänzerischen, kinetischen Anmut untergehen. Die Akzeleration imaginärer Körper, ihre äußerste Freiheit wurde durch Abwesenheit ermöglicht, die sich in ein eigenes Leben katapultiert.