Das Symposium mit dem Titel … under control of music, music under control of …; composing (in) digital worlds – bringt KünstlerInnen, DenkerInnen und ForscherInnen aus verschiedenen Bereichen zusammen und will die vielfältigen Herausforderungen beleuchten, mit denen sich KlangkünstlerInnen heute konfrontiert sehen, wenn sie digitale Welten komponieren oder sich in ihnen bewegen.
Musik bildete schon immer eine Möglichkeit, die sozialen Rahmenbedingungen und Gegebenheiten, unter denen sie sich entwickelt, darzustellen, zu beeinflussen und zu kontrollieren. Im vergangenen Jahrhundert konzentrierten sich KomponistInnen und KlangkünstlerInnen der selbst ernannten Avantgarde auf diesen Aspekt sowie auf die Einbettung von Musik in die wirtschaftliche und politische Komplexität der aufstrebenden Unterhaltungs- und Medienindustrie. Die KünstlerInnen beschlossen, nicht einfach nur Produkte für den Kunstmarkt zu produzieren, sondern zielten auf eine grundlegende Kritik ihrer Werkzeuge und Medien in situ.
Als in den vergangenen zwei Jahrhunderten neue Werkzeuge für die Produktion und Verbreitung von Klang aufkamen, änderten sich auch die Strategien der KünstlerInnen, die mit diesen Werkzeugen arbeiten: Das Mikrofon veränderte die Art und Weise, wie SängerInnen die Bühne für sich nutzen konnten; die E-Gitarre ermöglichte es, das Instrument zum Mittelpunkt der Bühne zu machen (und dort auch gehört zu werden). Grammofon und Radio ließen den Klang über weite Strecken und in der Zeit reisen und verwandelten die Musik von etwas Vergänglichem, das an einen bestimmten Ort (Hörweite) und eine bestimmte Zeit (Moment) gebunden war, in etwas, das konsumiert (und nicht nur gemacht) werden konnte, wo und wann auch immer.
In der aufkommenden digitalen Gesellschaft mit ihren algorithmisch kuratierten Klangwelten, in der Big Data neue Möglichkeiten und ökonomische Realitäten eröffnen, verändert sich auch das Umfeld drastisch, in dem sich die musikalische Praxis entwickelt. Die algorithmische Musikproduktion ist im Begriff, die akademischen Computermusikstudios zu verlassen und sich in die Serviceabteilungen riesiger Unternehmen zu verlagern, mit dem Ziel, die musikalische Praxis (Rezeption und Produktion) für neue Formen der Beeinflussung und Steuerung des menschlichen Verhaltens – d.h. des Kundenverhaltens – zu nutzen.
Das Symposium … under control of music, music under control of …; composing (in) digital worlds will diese neuen Formen der Musikproduktion hinterfragen: Welches Potenzial bergen sie für Kontrolle und Missbrauch, für künstlerisches Schaffen und Subversion, ja, ganz allgemein für neue Formen der musikalischen Praxis?
Speakers: Univ.Prof. Ursula Brandstätter (AT), Thor Magnusson (IS/UK), Sam Ferguson (AU), Enrique Tomás (ES/AT), Alexandra Murray-Leslie (AU/ES), Thomas Grill (AT), Volkmar Klien (AT)