Frech, mutig, fordernd – Selbstermächtigung durch Peer-Education?
Gerät die Welt aus den Fugen? Sehen Jugendliche das auch so? Hat die junge Generation Antworten auf Fragen, die sie selbst so nicht gestellt hat? Stellt Peer-Education den Schlüssel zur Selbstermächtigung dar, der jungen Menschen die Tür für Verantwortungsübernahme, Engagement und Gestaltung der Gesellschaft öffnet – frech, mutig und fordernd? Das Symposium versucht, Antworten auf derartige Fragen zu finden, indem es Vorträge als Impulsgeber, Workshops für Ideen- und Methodendiskurs sowie „Dialoge des Ungehorsams“ als Aufrüttler anbietet.
Eine gemeinsame Veranstaltung der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich, der Arbeiterkammer Oberösterreich und der Ars Electronica.
9:30 – 10:00 | Check in |
10:00 – 10:15 | Begrüßung |
10:15 – 11:00 | Dialog des Ungehorsams Gerhard Haderer, Peter Androsch Moderation: Anita Reinbacher |
11:00 – 11:45 | Keynote: “Jugend hackt” Daniel Seitz, Ingo Leindecker |
11:45 – 12:00 | Ankündigung Workshops |
13:00 – 15:00 | Workshops:
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15:00 – 15:35 | Projektpräsentation: Workshopreihe Peer-Education (Seraphina Reisinger) |
15:35 – 15:45 | Kaffeepause |
15:45 – 16:30 | Keynote: Frech, mutig, fordernd? Warum wir Erwachsenen erst mutig werden müssen, damit „peer-education“ gelingt (Ulrike Kegler) |
16:30 – 16:45 | Abschluss |
17:00 – 18.30 | WE GUIDE YOU Führung durch die POSTCITY |
Bios
Gerhard Haderer
Kreativer Ungehorsam, der sich dem Diktat des politischen und medialen Mainstreams widersetzt, ist nicht nur die Basis allen Fortschritts, sondern auch notwendig, um den lebendigen Dialog in einer Demokratie aufrecht zu erhalten. Derzeit ist ein Trend festzustellen, in dem sich immer mehr frustrierte Menschen von Politik ganz allgemein abwenden und sich in private Wohlfühlbereiche zurückziehen. Man könnte diese Haltung auch als digitalisiertes Neobiedermeier bezeichnen. Eine Entwicklung, an deren Ende die passive Akzeptanz einer absurden Weltordnung steht, die einfach nicht gutgeheißen werden kann. Wir brauchen daher selbstbewusste Bürger einer Zivilgesellschaft, die bereit sind, sich einzumischen, um mit Phantasie und Mut eine Idee zu entwickeln, die allen Menschen wieder Lust auf die Zukunft macht.
Gerhard Haderer, satirischer Zeichner, Maler und Autor, veröffentlicht politische Karikaturen in österreichischen und deutschen Zeitungen. Seit 2008 erscheint sein monatliches Comic-Heftl „MOFF“. 2018 wurde in der Linzer Tabakfabrik die „Schule des Ungehorsams“, eine Plattform zwischen Kunst und Politik, eröffnet.
Peter Androsch
Nicht nur die österreichische Welt ist so retro, dass einem schwindlig werden kann. Geschichtsvergessen bastelt das Schulsystem am Comeback der Schwarzen Pädagogik. Irre Begriffe wie „Bildungsstandards“ oder „PISA-Tests“ (PISA=Programm zur internationalen Schülerbewertung, sic!) legen nahe, dass es auf „die Kunst, Kinder zu kneten“ ankommt (danke Rudi Palla). Der Standard ist eine vereinheitlichte Art und Weise etwas durchzuführen – das könnte jeder nachlesen. Individualität, Solidarität, Bildung, Lernen, Selbstermächtigung, Kritikfähigkeit, DEMOKRATIE – all das kommt nicht vor. Das ABC von Aufklärung und Menschlichkeit ist im Bildungssystem nicht angekommen. Nein, es ist eine Diktatur des (Über)Prüfens, Testens, Wiederholens, Beurteilens, das sich nicht nur nicht verbessert hat seit meiner Jugend, nein, es ist eklatant schlechter geworden. Da hilft keine Reform. Revolte und Neugründung ist angesagt.
Peter Androsch ist als Musiker, Komponist, Raum- und Schriftkünstler, Forscher, Schreiber und Vortragender international tätig.
Daniel Seitz
Daniel Seitz hat mediale pfade gegründet, weil er für eine freie, politisierte Gesellschaft brennt, die ihre Verantwortung wahrnimmt. Als Medienpädagoge ist er überzeugt, dass Medienbildung einen wichtigen gesellschaftlichen Anteil zu politischer Teilhabe, Selbstentfaltung und Kreativität leisten kann. Daniel Seitz lebt in Berlin. Er staunt seit 2013, wie sich Jugend hackt – insbesondere die Jugendlichen darin – entwickeln.
Ingo Leindecker
Ingo Leindecker ist als Projektleiter bei Open Commons Linz zuständig für die Organisation und Weiterentwicklung der Jugend hackt-Angebote in Linz.
Ulrike Kegler, Jahrgang 55, ist Lehrerin und seit 25 Jahren Schulleiterin der staatlichen Montessori-Schule Potsdam, einer Schule für Kinder und Jugendlichen von 6-16 Jahren.
Die Schule zeichnet sich heute durch ihre innovativen Ansätze in allen Altersstufen aus – keine Noten bis einschließlich 8. Schulstufe, fächerübergreifender Unterricht, Projektarbeit und vor allem Kooperation der Lehrkräfte. 2007 erhielt die Schule den Deutschen Schulpreis der Robert-Bosch-Stiftung. Seit dieser Zeit arbeitet Ulrike Kegler als Mitglied der Deutschen Schulakademie zusammen mit prominenten Vertretern der Schulentwicklung an der Verbesserung des deutschen Schulsystems.
In ihrem neuesten Buch „Lob den Lehrer*innen – Wer Beziehung stärkt, macht Schule gut“ (Beltz 2018) beschreibt Kegler die Herausforderungen eines Schulentwicklungsprozesses und mit welchen Fehlern,Umwegen und Erfolgen diese Schule ihren Weg gegangen ist. Das Buch hat sie „allen mutigen Lehrer*innen“ gewidmet.
Ulrike Kegler ist verheiratet, hat drei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Mann in Berlin.