Seit einem Vierteljahrhundert fußen Versuche, Vergewaltigung zu
verhindern, auf dem soziologischen Erklärungsmodell der Vergewaltigung
(das gemeinhin auch als feministische Vergewaltigungstheorie bezeichnet
wird). Dieses Erklärungsmodell geht davon aus, dass das Motiv für
Vergewaltigung wenig bis gar nichts mit sexuellem Verlangen zu tun
hat, sondern dass Vergewaltigung ein Versuch von Männern ist, Frauen
zu dominieren und zu kontrollieren. Ferner wird behauptet, dass
Vergewaltigung nur passiert, wenn die Kultur - direkt oder indirekt
- Männer zu vergewaltigen lehrt. In unserem neuen Buch, *A Natural
History of Rape*1, setzen wir uns mit dieser etablierten
soziologischen Vergewaltigungstheorie kritisch auseinander. Wir
meinen, auch wenn ein Vergewaltiger verschiedenste Motive für eine
Vergewaltigung haben kann, so sind die Soziologen den Beweis schuldig
geblieben, dass Sex nicht eines davon ist. Noch haben sie ernsthaft
und ehrlich die zahllosen Beweise berücksichtigt, die zeigen, dass
Vergewaltiger sexuell motiviert sind. Auch wenn wir zustimmen, dass
die Kultur (= soziales Lernen) unter den Vergewaltigungsursachen
eine wichtige Rolle spielt, so zweifeln wir doch die Behauptung
an, dass Vergewaltigung nur passiert, wenn die Kultur Männer zu
vergewaltigen lehrt. Vergewaltigung kommt nicht nur in allen bekannten
Kulturen vor, sondern auch bei einer Vielzahl von Tierarten, wo
es sicherlich keine kulturelle Ermutigung für ein derartiges Verhalten
gibt. Wir sind der Meinung, der beste Weg zu einem besseren Verständnis
der Rolle der Kultur im Fall der menschlichen Vergewaltigung führt
über die einzig allgemein anerkannte wissenschaftliche Verhaltenstheorie
von Lebewesen: die darwinistische Theorie der Evolution durch natürliche
Selektion.
Warum stellen wir uns einer solchen Auseinandersetzung, wohl wissend,
dass die Kritik nur so auf uns herabprasseln wird, wenn wir eine
dermaßen weit verbreitete Auffassung anzweifeln? Die Antwort ist,
dass ungenügendes Wissen über die Gründe eines Verhaltens die Änderung
dieses Verhaltens verhindert und dass wir Vergewaltigung unbedingt
aus dem menschlichen Dasein auslöschen wollen. Vergewaltigung ist
ein schrecklicher Akt, der ein wesentliches Bürgerrecht seiner Opfer
verletzt. Sexuelle Autonomie - das Recht zu entscheiden, wem und
wann sexueller Zutritt gewährt wird - sollte in einer modernen Gesellschaft
eine Freiheit mit höchster Priorität sein. Diese Grundfreiheit hängt
vom Wissen über die Ursachen sexueller Nötigung ab.
Was unser Buch wirklich aussagt
Angesichts der großen Medienresonanz, die unserem Buch *A Natural
History of Rape* zuteil wurde, schien uns der beste Weg, es zusammenzufassen,
eine Gegenüberstellung dessen zu sein, was in den Medien darüber
gesagt wird und was tatsächlich darin steht.
So war etwa zu hören, unser Buch heiße die Vergewaltigung gut, weil
sie ein Teil der natürlichen, biologischen Welt sei. Umso überraschender
ist dann wohl diese Feststellung zu Beginn des Buchs: "Es gibt keine
Verbindung zwischen dem, was biologisch oder natürlich ausgewählt
wurde und dem, was moralisch richtig oder falsch ist. Hier eine
Verbindung zu sehen, ist der so genannte *naturalistische Fehlschluss*
(S. 5f). Dieser Fehlschluss betrachtet die faktische Organisation
der Welt fälschlicherweise als moralische Wahrheit. Obwohl diese
Irrmeinung in intellektuellen Kreisen längst verworfen wurde, wird
sie heute noch viel zu oft vertreten. Wie weit dieser naturalistische
Fehlschluss verbreitet ist, zeigt sich z.B. in einer erst kürzlich
bei einem Hearing des US-Kongresses von Nancy Pearcey getätigten
Aussage, in der sie behauptet, dass *A Natural History of Rape*
die moralischen Grundfesten Amerikas bedrohe2.
Moderne Denker betonen, die Natur sei wie sie ist, Punkt. Was im
moralischen Sinn richtig oder falsch ist, wird von Menschen bestimmt,
die ihre Interessen verfolgen, und nicht von den Gegebenheiten der
Natur.
Die Behauptung, Vergewaltigung sei ein biologisches und natürliches
Phänomen, sollte lediglich das Offensichtliche darlegen. Das Wort
"biologisch" bedeutet, vom Leben handeln oder mit dem Leben zu tun
haben. Vergewaltigung ist ein Teil jenes Bereichs der Natur, der
von Biologen erforscht wird, nämlich alles, was lebt. Wir verwenden
den Begriff "natürlich" im Gegensatz zu übernatürlich. Wie wir in
unserem Buch detailliert erläutern, geht die soziologische Vergewaltigungstheorie
von Verhaltensursachen aus, die übernatürlich sind, weil sie nicht
der natürlichen Realität angehören. So gründet sich z.B. die Ansicht,
dass das Lernen eine wichtige Ursache für Vergewaltigung sei, auf
ideologische Überzeugungen und nicht auf wirkliches Wissen über
das Zustandekommen von Verhaltensmerkmalen. Soziales Lernen scheint
zwar eine direkte Vergewaltigungsursache zu sein, ist aber nur eine
von mehreren gleich wichtigen direkten Ursachen. Vergewaltigung
ist zudem das Ergebnis einer ultimaten bzw. evolutionären Ursache.
Es wurde auch gesagt, das Buch entschuldige Vergewaltiger für ihre
scheußliche Tat. Dies entpuppt sich jedoch nur als eine andere Variante
des naturalistischen Fehlschlusses. Was wir wirklich sagen, ist
Folgendes: "Im Gegensatz zur allgemeinen Auffassung, dass eine evolutionäre
Erklärung menschlichen Verhaltens den Einzelnen von seiner Verantwortung
für seine Taten enthebt, … bietet das Wissen, dass man aus darwinistischer
Selektion hervorgegangen ist, dem Einzelnen ein ungeahntes Potenzial
an freiem Willen. Überdies wäre bei einer wissenschaftlichen Erklärung
die Weigerung, von schädigendem Verhalten abzusehen, ein Grund,
unverantwortlichen Individuen eine *größere* und nicht eine geringere
Schuld beizumessen" (S. 154, Hervorhebung im Original). Deswegen
wird der Leser unseres Buchs feststellen, dass wir - weit entfernt
von der Behauptung, Vergewaltiger sollten nicht bestraft werden
- vielmehr "den Wert der Bestrafung für die menschliche Verhaltensänderung
betont haben" (S. 199).
Die Evolution erlaubt uns zu verstehen, warum einige Erfahrungen
Bestrafungen und andere Belohnungen sind. Wir schlagen keine bestimmte
Art der Bestrafung für Vergewaltigung vor und überlassen den Menschen
die schwierige Entscheidung, was für dieses Verbrechen zu bezahlen
ist. Denn die Erklenntnisse der Evolutionsbiologie können uns nicht
sagen, ob Vergewaltigung moralisch gut oder schlecht ist. Diese
Unterscheidung wird von Menschen getroffen, und die erachten Vergewaltigung
als schrecklich. Unser Buch handelt davon, wie das Wissen um die
Evolution zur Erreichung des wünschenswerten gesellschaftlichen
Ziels der Verringerung von Vergewaltigung beitragen kann.
Ferner wird oft geschrieben, wir behaupteten in unserem Buch, Vergewaltigung
sei unvermeidbar, weil sie durch Gene bestimmt sei. Tatsächlich
stimmen wir mit der Beobachtung des Evolutionsbiologen John Maynard
Smith völlig überein, dass genetischer Determinismus "ein falscher
Gedanke"3 ist. Zudem zeigen wir auf Seite 111 auf,
dass "die meisten evolutionsbiologischen Arbeiten über Menschen
[inklusive unserer eigenen - siehe Kapitel 1] eine ausführliche
Diskussion über die nicht voneinander zu trennenden und gleich wichtigen
Einflüsse von Genen und Umwelt enthalten. …" Deswegen können wir
feststellen, "dass aus der Sicht der Evolution kein Verhalten unvermeidbar
ist" (S. 153), und dass Vergewaltigung am besten dadurch verhindert
werden kann, dass man die Vergewaltigung fördernden "Umweltfaktoren"
verändert (S. 154).
Jüngste Forschungen zeigen, dass zu diesen Umweltfaktoren bestimmte
Lernerfahrungen bei der Erziehung von Knaben - wie Armut, begrenzte
dauerhafte Beziehungen und die Absenz des Vaters - zählen. Der evolutionäre
Ansatz konzentriert sich auf bestimmte Erfahrungen beim Erwachsenwerden
von Knaben, die begrenzten sozialen und wirtschaftlichen Ressourcen
in der menschlichen Evolutionsgeschichte entsprechen. Diese Einschränkungen
hätten in der Urzeit der menschlichen Geschichte den Zugang zu konsensuellen
weiblichen Sexualpartnern vermindert oder eliminiert, denn jüngste
Forschungen haben ergeben, dass die weiblichen Evolutionsvorfahren
der Menschen Partner mit Status und Besitz bevorzugten. Für diese
Vorliebe gibt es auch zahllose Belege der Evolutionspsychologie,
die beweisen, dass heutige Frauen über eine psychische Adaptation
verfügen, die ihr romantisches Interesse auf solche Männer lenkt.
Bei Vergewaltigung wird diese Vorliebe ignoriert und somit ein grundlegender
Aspekt der weiblichen Fortpflanzungsstrategie umgangen.
Die Lernerfahrungen, die nach jüngsten Forschungen die Vergewaltigungstendenz
von Männern beeinflussen sollen, versprechen eine Möglichkeit zur
Senkung der Vergewaltigungsrate. In den Industriegesellschaften
könnte die Anzahl der Knaben, die in Armut aufwachsen, durch eine
Steuerpolitik reduziert werden, die Einkommensunterschiede mindert
und gleichzeitig den sozial unterprivilegierten Familien mehr Steuergelder
zukommen lässt. Dem vaterlosen Aufwachsen von Jungen könnte dadurch
entgegengewirkt werden, dass der Vater dafür Steuervorteile erhielte,
wenn er nach einer Scheidung in der Nähe seines Sohns wohnt und
ihn emotionell und finanziell unterstützt4. Das
sind nur zwei Beispiele dafür, wie man das soziale Problem Vergewaltigung
aus dem Wissen über dessen Entwicklungsursachen heraus bekämpfen
könnte.
Den Leser wird es auch überraschen, dass wir entgegen den Medienberichten
nicht meinen, dass Vergewaltiger von einem Drang zur Fortpflanzung
getrieben sind. Wie wir in Kapitel 1 genau erläutern, werden mit
einer solchen Behauptung die Motive, die die unmittelbare (oder,
wie die Evolutionisten sagen, "proximate") Ursache eines Verhaltens
ausmachen, mit den evolutionären (oder "ultimaten") Auswirkungen
eines Verhaltens über unzählige Generationen im Verlauf der Evolutionsgeschichte
verwechselt. Vergewaltiger werden durch unterschiedlichste unmittelbare
Wünsche motiviert, doch der Wunsch nach Fortpflanzung ist wahrscheinlich
nur in den seltensten Fällen darunter. Sexuelle Stimulation ist
eine proximate Ursache für Vergewaltigung und der gemeinsame Nenner
aller Spielarten menschlicher Vergewaltigung. Die starke Libido
von Männern ist das ultimate Ergebnis des Selektionsdrucks in der
menschlichen Evolutionsgeschichte, das gefördert wurde, weil man
dadurch Zugang zu vielen Partnern im fortpflanzungsfähigen Alter
hatte.
Zusätzlich zur falschen Behauptung, wir entschuldigten Vergewaltiger,
sagt man uns auch nach, wir suchten die Schuld bei den Opfern. Das
ist ebenfalls unwahr. Wir betonen vielmehr, dass "Erziehungsprogramme
zur Verminderung der Anfälligkeit von Frauen für sexuelle Nötigung
von der Informationsbeschaffung über Risikofaktoren abhängt" (S.
180). Wir behaupten auch (was von einigen als absurder Gedanke und
als Todsünde angesehen wird, für die meisten jedoch gar keiner Erörterung
bedarf, weil es zu offensichtlich ist), dass das Aussehen einer
Frau und ihr Benehmen einen gewissen Einfluss auf diese Risikofaktoren
haben kann. Wir betonen aber, dass es völlig "ungerechtfertigt"
ist, dass "die Kleidung oder das Verhalten eines Opfers auf das
Strafmaß des Vergewaltigers eine Auswirkung haben soll" (S. 182).
Die Nennung der Risikofaktoren und die Aufforderung an Frauen, diese
bei ihren täglichen Aktivitäten zu berücksichtigen, sind seit langem
feste Bestandteile von Programmen zur Vergewaltigungsvermeidung,
wobei niemand behauptet, dass damit die Schuld auf die Opfer geschoben
würde. Obwohl uns bewusst war, dass fehlgeleitete Kritik auf uns
niederprasseln würde, wollten wir dieses Thema ansprechen, denn
"verabsäumt man zwischen Aussagen zu den Ursachen und Aussagen zur
Verantwortung zu unterscheiden, unterdrückt man Wissen darüber,
wie man gefährliche Situationen vermeiden kann" (S. 182).
Weiß man über die sexuellen Adaptationen gewisser Männer Bescheid,
ist es leicht verständlich, dass die Kleidung einer Frau das Risiko
einer Vergewaltigung beeinflussen kann. Es wird angenommen, dass
die Kombination aus der Bestrebung des Mannes, Sex mit neuen Sexualpartnern
zu haben, der Impulsivität bei der Suche nach solchen Partnern,
der sexuellen Motivation des Mannes beim Anblick weiblicher sekundärer
Geschlechtsmerkmale (Brüste, Schenkel, Pobacken) und der Tendenz
des Mannes, bei Frauen auf ein sexuelles Interesse zu schließen,
wenn eigentlich gar keines vorhanden ist, einige Männer zur Vergewaltigung
führen kann. Damit soll nicht gesagt werden, dass alle oder die
meisten Vergewaltigungsopfer Miniröcke tragen oder Blusen, die ihre
Brüste betonen. Es heißt lediglich, dass die Kleidung als Risikofaktor
angesehen wird, insbesondere, wenn sie mit anderen Risikofaktoren
- wie Jugend oder anderen Merkmale physischer Attraktivität von
Frauen - einhergehen, die die sexuelle Motivation von Männern stimulieren.
Die Ansicht, dass physische Attraktivität das Risiko beeinflusst,
deckt sich mit der Tatsache, dass Frauen im Alter der höchsten Attraktivität
(um die Zwanzig) am häufigsten Vergewaltigungsopfer sind. Sie deckt
sich auch mit den Berichten über Vergewaltigungen in anderen Kulturen,
die von Menschen verfasst wurden, die absolut nichts von den politischen
und ideologischen Themen wissen, die die Vergewaltigungsdiskussion
in unserer Gesellschaft dominieren. Nehmen wir z.B. die Aussage
von Ongka, einem Häuptling des Kawelka-Stamms von Mount Hagen auf
Papua Neuguinea, in Erinnerung an die Vergewaltigungen während der
Stammeskriege, die er miterlebt hat: "Als wir unsere Frauen zurückließen,
um in den Kampf zu ziehen, waren sie in Gefahr. Männer kamen und
suchten sie, jagten sie zum Fluss hinunter, bis sie sie gefangen
nahmen, *vor allem, wenn ihre Körper schön anzusehen waren* (Hervorhebung
hinzugefügt)5.
Es wurde auch behauptet, unser Buch sei keine "Studie" sondern lediglich
eine "Theorie", ohne stützende Beweise, da wir weder Vergewaltiger
noch Vergewaltigungsopfer befragt hätten. Wer so etwas sagt, beweist
seine wissenschaftliche Unbedarftheit, denn der Beweis alternativer
Hypothesen anhand von Daten, die andere gesammelt haben (unsere
Bibliografie umfasst rund 600 Referenzen), ist eine gängige und
gültige wissenschaftliche Methode. Überdies erläutern wir ausführlich,
warum die Aussagen der Vergewaltiger das soziologische Erklärungsmodell
der Vergewaltigung nicht stützen (S. 135f) und widmen ein ganzes
Kapitel den Reaktionen der Opfer auf dieses schreckliche Verbrechen
(Kapitel 4).
Ein weiterer gängiger Einwand gegen unser Buch ist, dass es sich
nur auf Beweise von Insekten stütze. Hat man eine derartige Einschätzung
gehört, wird man enttäuscht sein, wie wenige der hunderte Referenzen
sich damit befassen. Wir erörtern die Erforschung der Skorpionsfliege,
wo das Männchen am Unterleib eine Klammer als speziellen Vergewaltigungsmechanismus
besitzt. Dies ist ein Beispiel für eine Adaptation zur Vergewaltigung,
aber es kann daraus nicht gefolgert werden, dass Männer ebenfalls
über eine Vergewaltigungsadaptation verfügen, nur weil Skorpionsfliegenmännchen
und Männchen anderer nicht-menschlicher Spezies eine haben. Das
ist eine unzulässige Ableitung, mit der sich moderne Biologen nicht
befassen. Das Auftreten von Vergewaltigung bei vielen nicht-menschlichen
Spezies widerlegt wissenschaftlich die soziologische Vergewaltigungstheorie,
die behauptet, dass Vergewaltigung lediglich das Ergebnis spezifisch
menschlicher Lernerfahrungen ist.
Eine *Hypothese* über den Zusammenhang von Evolution und menschlicher
Vergewaltigung besagt, dass Männer eine vergewaltigungsspezifische
Adaptation besitzen, aber im Hirn. Wir skizzieren in unserem Buch,
wie weitere Forschungen das Vorhandensein von sechs vergewaltigungspsychologischen
Adaptationen nachweisen könnten. Ein wissenschaftlicher Nachweis
der Existenz einer psychischen Vergewaltigungsdaptation wäre der
abschließende Beweis, dass das Gehirn des Manns (einen) informationsverarbeitende(n)
Mechanismus/Mechanismen hat, der/die gezielt die adaptive Vergewaltigung
in der menschlichen Evolutionsgeschichte fördern soll(en). So wie
die psychische Adaptation der Farbwahrnehmung beim Menschen zur
Farbbeurteilung dient, würde eine psychische Vergewaltigungsadaptation
genau dann zu einer maximalen Motivation für eine Vergewaltigung
führen, wenn die evolutionsgeschichtlichen Vorteile einer Vergewaltigung
(Kopulation mit einem Weibchen in fortpflanzungsfähigem Alter) größer
als die historischen Kosten der Vergewaltigung (Verletzung, Ächtung
und Bestrafung des Übeltäters) sind.
Wer gehört hat, dass wir davon ausgingen, dass jeder Aspekt menschlichen
Verhaltens, einschließlich Vergewaltigung, eine Adaptation ist,
die direkt durch natürliche Selektion gefördert wurde, wird überrascht
sein, eine ausführliche Abhandlung einer alternativen Hypothese
zu finden. Vergewaltigung selbst ist keine Adaptation, sondern ein
Nebenprodukt oder ein Begleiteffekt anderer Adaptationen, wie etwa
derjenigen psychischen Adaptationen beim Mann, die das Streben nach
Partnervielfalt ohne Verpflichtung motivieren. Gemäß der Nebenprodukthypothese
führte die natürliche Selektion indirekt zu Vergewaltigung, weil
sie männliche Sexualadaptationen begünstigte, die Vergewaltigung
als Begleiteffekt nach sich zogen. Die unzähligen Belege, dass Vergewaltigung
auf Grund der evolutionsbedingten Sexualpsychologie von Männern
und Frauen auftritt, werden im Buch erörtert. Frauen haben sich
dahingehend entwickelt, ihren Partner sorgfältig auszuwählen; Männer
dahingehend, weniger wählerisch zu sein und viele Partner anzustreben,
auch ohne Verpflichtungen. Vergewaltigung ist eines der aus diesem
evolutionsbedingten Unterschied zwischen männlicher und weiblicher
Sexualität resultierenden Verhalten. Die beiden angesprochenen Vergewaltigungshypothesen
(die Hypothese der Vergewaltigungsadaptation und die Nebenprodukthypothese)
versuchen aufzuzeigen, wie Evolution und Vergewaltigung in zusammenhängen.
In unserem Buch legen wir dar, warum diese beiden Hypothesen die
ultimaten (= evolutionären) Erklärungsmodelle für Vergewaltigung
erschöpfend abdecken. Wir überprüfen hier auch die umfangreichen
Daten über Vergewaltigung und kommen zu dem Schluss, dass noch weiter
geforscht werden muss um festzustellen, welche der beiden Hypothesen
Vergewaltigung am besten erklärt.
Jerry Coyne und Andrew Berry beschreiben unsere Betrachtung alternativer
Hypothesen nicht als die streng wissenschaftliche Vorgangsweise,
die sie ist, sondern als "rhetorischen Trick"6.
Sie haben eine wissenschaftliche Ausbildung (Biologie) und sollten
daher die Notwendigkeit alternativer Hypothesen für wissenschaftliche
Untersuchungen kennen. Diese Art der Kritik ist der verzweifelte
Versuch, die wissenschaftliche Analyse der Vergewaltigung in den
Augen derer zu schmälern, denen das Verständnis für wissenschaftliche
Methoden fehlt. Es zeigt auch, dass den Autoren nicht bewusst ist,
dass seit der Veröffentlichung von George Williams' Buch *Adaptation
and Natural Selection* 1966 die Bestimmung, ob ein Merkmal eine
Adaptation oder ein Nebenprodukt ist, einen Eckpfeiler der Evolutionstheorie
darstellt. Es ist bedauerlich, dass Wissenschaftler mit einer derartigen
Bildungslücke sich als Sprecher aller Evolutionisten ausgeben.
Noch verwunderlicher ist Frans de Waals Kritik an unserem Buch,
dass wir angeblich nicht einmal eine Alternative zur Theorie der
Vergewaltigung als Adaptation erwähnt hätten. Wir können uns nicht
erklären, wie er sowohl die Nebenprodukthypothese als auch andere
alternative Erklärungsmodelle für Vergewaltigung in Kapitel 3 übersehen
oder absichtlich ignoriert haben kann.
Beide evoloutionsbiologischen Vergewaltigungshypothesen sehen in
mehr Wissen den Schlüssel zu einer Senkung der Vergewaltigungsrate.
Wenn Vergewaltigung ein Begleiteffekt der psychischen Adaptation
des Mannes zur Erlangung vieler Partner ohne Verpflichtung ist,
hängt die Verringerung von Vergewaltigungen vom vollständigen Wissen
um alle involvierten Adaptationen ab, und um die Umstände, unter
denen sie zu Vergewaltigung als Nebenprodukt führen. Ist Vergewaltigung
selbst eine Adaptation, hängt die Senkung der Vergewaltigungen vom
vollen Verständnis der evolutionsgeschichtlichen Auslöser ab, die
adaptive Vergewaltigung bei Männern im Lauf der menschlichen Evolutionsgeschichte
stimulierten. Dieses Wissen könnte z.B. die hohe Zahl an Vergewaltigungen
im Krieg reduzieren, wo die evolutionshistorischen Vorteile einer
Vergewaltigung hoch und die dafür zu erwartenden Kosten für gewöhnlich
belanglos sind.
Eine gängige Medienbehauptung ist, die evolutionsbiologische Analyse
hätte keine Erklärung für die Vergewaltigung von Knaben, Männern,
und Frauen im nicht-fortpflanzungsfähigen Alter. Obwohl die Mehrzahl
der Vergewaltigungen an pubertierenden Mädchen und jungen Frauen
begangen werden, gibt es bisweilen auch andere Vergewaltigungsopfer.
Wie wir auf Seite 60 klar feststellen, ist die Vergewaltigung dieser
anderen Opfer ein Begleiteffekt des starken Triebs von Männern,
viele Partner im fortpflanzungsfähigen Alter zu haben. Jede Adaptation
hat Begleiteffekte, die beibehalten werden, weil die Adaptation
den gesamten Fortpflanzungserfolg seines Trägers verbessert hat,
auch wenn die Begleiteffekte der Adaptation in manchen Fällen den
Fortpflanzungserfolg verringerten. Das Knochengewebe des menschlichen
Skeletts wurde auf Grund seiner Festigkeit direkt ausgewählt (dadurch
wurde die Überlebenschance und die Produktion von Nachkommen erhöht).
Nebenfolgen des Knochengewebes sind die unangepassten Auswirkungen
der Osteoporose und anderer Knochenerkrankungen. Unter den Tierarten
ist die nicht der Fortpflanzung dienende Vergewaltigung weit verbreitet8.
Männchen und unfruchtbare Weibchen sind häufig Opfer von Vergewaltigern
der selben Tierart. Bei anderen Tierarten vergewaltigen Männchen
die Weibchen von anderen Tierarten. Männliche Robben kopulieren
sogar mit Leichen und eigene Junge werden ebenfalls vergewaltigt.
Männchen aller Tierarten haben eine entwickelte Vorliebe für fruchtbare
Weibchen der selben Tierart, aber die Libido, die das hartnäckige
Streben nach dieser Vorliebe motiviert, führt zu manch unangepasster
Paarung.
Die Medien konzentrieren sich oft auf die uninformierte Kritik,
dass es in modernen Gesellschaften einen bedeutenden Anteil von
Schwangerschaften im Zusammenhang mit Vergewaltigung geben müsse,
um die Evolution auf die menschliche Vergewaltigung anwenden zu
können9. Es ist wichtig zu erkennen, dass alle
Merkmale des Lebens, einschließlich der Vergewaltigung, letztlich
das Ergebnis eines Evolutionsprozesses sind. Selbst der Computer
ist letztlich ein Nebenprodukt der Evolution, denn bestimmte psychische
Adaptationen führen zu den Verhaltensweisen und Denkvorgängen, die
für den Computer verantwortlich sind. Es steht außer Frage, dass
die Evolution auf jedes Merkmal eines Lebewesens, einschließlich
allen menschlichen Handelns, anwendbar ist. Die Frage ist nur, wie
die Evolution anzuwenden ist, um das Merkmal zur Gänze zu verstehen.
Die beiden angesprochenen ultimaten Hypothesen versuchen Vergewaltigung
durch ihre Verknüpfung mit einer spezifischeren Evolutionsgeschichte
zu beleuchten.
Im Übrigen sind einige menschliche Adaptationen heute unangepasst.
So verursacht z.B. der Konsum von großen Mengen raffinierten Zuckers
weit verbreitete gesundheitliche Probleme. Doch die Vorliebe für
Süßes (eine psychische Adaptation zur Suche nach reifen Früchten)
hat sich entwickelt, weil sie in den menschlichen Evolutionsumgebungen
Nahrung verhieß.
Ob Vergewaltigung heute angepasst ist oder nicht, hängt davon ab,
ob sie trotz ihrer Kosten einen Nettofortpflanzungsgewinn abwirft.
In einigen Gesellschaften (z.B. in vorindustriellen Gesellschaften
ohne Verhütungsmittel) mag Vergewaltigung heute angepasst sein,
in anderen dagegen nicht. In den USA folgt nur in ca. 2,5% der Vergewaltigungsfälle
eine Schwangerschaft. In Kriegszeiten liegt die Rate der Vergewaltigungsschwangerschaften
deutlich höher10. Ob Vergewaltigung heute angepasst
ist, ist ein völlig anderes Thema als die evolutionsgeschichtliche
Angepasstheit von Vergewaltigung. Die Adaptationshypothese der Vergewaltigung
besagt nur, dass Vergewaltigung in der menschlichen Evolutionsgeschichte
angepasst war, aber dass sie es heute vielleicht nicht mehr ist.
Geschichtlich angepasste Vergewaltigung zeigt sich in der Existenz
einer Adaptation, die funktionell auf Vergewaltigung spezialisiert
ist.
Die Medien waren über die Behauptung in unserem Buch erstaunt, dass
die Evolutionsbiologie über Verfahren verfügt, etwas über die Anfänge
der menschlichen Art zu erfahren. Viele sind der irrigen Auffassung,
dass man über diese Vergangenheit nichts wissen kann. Darwin erfand
die historisch-wissenschaftliche Methode, und diese exakte Methode
ist gängige Praxis bei allen Wissenschaften, die die Vergangenheit
erforschen (Biologie, Geologie und Astronomie). In der Vergangenheit
Geschehenes hinterlässt Spuren. Das Auffinden dieser Spuren liefert
den definitiven Beweis für eine vergangene Ursache, die nicht direkt
beobachtet werden kann. Deswegen bedeutet das Vorhandensein einer
Adaptation bei Männern, die funktionell auf Vergewaltigung spezialisiert
ist, dass Vergewaltigung in der menschlichen Evolutionsgeschichte
ein direktes Selektionskriterium war.
Unser Standpunkt, dass alle Männer potenzielle Vergewaltiger sind,
wurde von den Medien so gedeutet, dass alle Männer vergewaltigen
werden. Wir meinen jedoch, dass bei der Zeugung prinzipiell jeder
männliche Mensch Gene hat, die zu einem Vergewaltigungsverhalten
führen können, *wenn* und nur *wenn* diese Gene während der Entwicklung
des Individuums mit bestimmten Umweltfaktoren interagieren. Daher
streichen wir hervor, dass "viele Männer nicht vergewaltigen und
von Laborbeschreibungen von Vergewaltigung sexuell nicht erregt
werden. Dies lässt vermuten, dass es Auslöser in der Entwicklung
vieler Männer gibt, die ein Vergewaltigungsverhalten unterbinden"
(S. 173). Diese Auslöser können, zumindest teilweise, darin bestehen,
dass Jungen mit entsprechenden Ressourcen aufwachsen, der Vater
präsent ist, und es dauerhafte soziale Beziehungen zu anderen gibt.
Dass alle Jungen potenzielle Vergewaltiger sind, sind nur dann schlechte
Nachrichten von der Wissenschaft, wenn man das Werkzeug der Evolutionsbiologie
für das Verständnis der proximaten Ursachen von Vergewaltigung weiterhin
ignoriert.
Die Medien brachten auch einige ungenaue Darstellungen unserer Erörterung
des psychischen Schmerzes von Vergewaltigungsopfern. Dies rührt
zum Teil daher, dass unkritische Medien eine Bemerkung in Coyne
und Berrys Artikel übernommen haben11. Coyne und
Berry behaupten, sie hätten eine Anmerkung in unserem Buch nachgeschlagen
und diese enthielte nicht die von uns angegebenen Informationen.
Sie behaupten (im Gegensatz zum Buch), dass der 1990 von Thornhill
mitverfasste Beitrag keine Daten darüber enthält, dass weibliche
Vergewaltigungsopfer im zeugungsfähigen Alter mehr psychischen Schmerz
erleiden als weibliche Opfer im nach-zeugungsfähigen Alter. Die
Daten und die Analyse, die dieses Muster unterstützen, finden sich
allerdings in Tabelle 4 und im Appendix 3 des Beitrags12.
Wir laden die Leser ein, sich selbst von den Daten, der Analyse
und dem vollständigen Diskurs dieser Beweise selbst zu überzeugen.
Auch hier zeigen Coyne und Berry ihre Verzweiflung.
Vergewaltigung umgeht die weibliche Partnerwahl und senkt beim Partner
des Opfers das Vertrauen in die Vaterschaft, was zu dessen reduzierter
Anteilnahme oder völligem Rückzug führen kann. Somit ist Vergewaltigung
eine Erfahrung, die den weiblichen Fortpflanzungserfolg im Umfeld
der menschlichen Vorfahren reduziert hätte. Psychischer Schmerz
wird in der Evolutionsbiologie als Adaptation anerkannt, die als
Verteidigung gegen soziale Verluste fungiert, indem es hilft, die
damit verbundenen Probleme zu lösen und sie in der Zukunft zu vermeiden.
Wie erwartet, zeigen Forschungen an Vergewaltigungsopfern, dass
Frauen im zeugungsfähigen Alter größere psychische Schmerzen erleiden
als Opfer im vor- und nach-zeugungsfähigen Alter, denn nur bei Frauen
im zeugungsfähigen Alter kann eine Vergewaltigung eine Schwangerschaft
zur Folge haben. Ebenso erfahren verheiratete Frauen scheinbar größere
psychische Schmerzen als unverheiratete Opfer. Der Partner könnte
sich von der vergewaltigten verheirateten Frau abwenden. Das Wissen
um die Gründe der psychischen Schmerzen von Vergewaltigungsopfern
könnte bei der Behandlung nützlich sein, indem man die Therapie
entsprechend fokussieren könnte. Nimmt man die Funktion des psychischen
Schmerzes als gegeben an, so könnte die Behandlung von Vergewaltigungsopfern
mit Psychopharmaka zur Linderung der Schmerzen den unerwünschten
Effekt haben, dass die Fähigkeit des Opfers, die sozialen Probleme
im Umfeld der Stigmatisierung als Opfer zu lösen sowie eine Vergewaltigung
in Zukunft zu verhindern, herabgesetzt wird13.
Schlussfolgerung
Eine Vergewaltigung bereitet allen Opfern und deren Partnern und
Familien auf der ganzen Welt unsägliches Leid. Nur das Wissen um
die Ursachen von Vergewaltigung versprechen eine Verringerung der
Vergewaltigungsfälle. Lösungen, die nicht auf einem kausalen Verständnis
beruhen, sind keine. Die Ursachen sind ausschließlich biologisch.
Die Evolutionstheorie ist das Werkzeug zur produktivsten Erforschung
des Lebens. Daher sollte das intensive Studium der Evolutionsbiologie
der Vergewaltigung in jeder wahrhaft humanen Gesellschaft eine hohe
Priorität haben. Doch die Menschheit ist beim Verständnis des wissenschaftlichen
und humanistischen Werts der Evolutionsanalyse für das menschliche
Verhalten noch nicht sehr weit gekommen. Dieser mäßige Fortschritt
ist vielleicht eine Adaptation des Nicht-Verstehen-Wollens, denn
eine auf das menschliche Verhalten angewandte Evolution bedroht
den Gebrauch von Ideologie als sozialer Strategie14.
Die Zurkenntnisnahme einer ideologischen Opposition gegen die wissenschaftliche
Erforschung von Vergewaltigung könnte die Einrichtung von wissenschaftlich
objektiven Prüfungskomitees zur Bewertung und Finanzierung der biologischen
Erforschung der Vergewaltigung fördern. Bis es so weit ist, ist
diese Forschung zu riskant, zu unpopulär und für den Geschmack der
meisten Gelehrten zu schwierig.
Wir hoffen, dass die Menschen lernen werden, an ideologischen Überlegungen
vorbei zu sehen und das soziologische Erklärungsmodell von Vergewaltigung
objektiv neu bewerten. Wenn sie das tun, so werden sie feststellen,
dass nicht unsere vermeintlichen ideologischen Neigungen oder unser
Einsatz der Evolutionstheorie das soziologische Erklärungsmodell
widerlegen, sondern das Verhalten der vergewaltigenden Männer.
Biologen nehmen eine Schlüsselstelle dabei ein, die Menschen darüber
aufzuklären, wie die Evolution auf sie selbst anzuwenden ist. Wir
stehen den Biologen kritisch gegenüber, die die Meinung vertreten,
die Evolution sei auf alles Leben außer das Verhalten und die Psychologie
des Menschen anzuwenden. Diese prä-darwinistische Sicht menschlichen
Tuns ist wissenschaftlich nicht legitim. Sie rührt von offensichtlicher
Blindheit aus Gründen der Ideologie und politischen Korrektheit.
Wir laden alle Biologen ein, die Bemühungen, eine Wissenschaft für
die Menschheit zu schaffen, zu unterstützen - eine Wissenschaft,
die ihr einziges Ziel im Wissen über den Menschen als Hilfe für
Menschen, einschließlich der Verringerung von Vergewaltigungen,
sieht. Wir laden alle Lehrer ein, diese Bemühungen zu unterstützen,
und den auf das menschliche Verhalten angewandten Darwinismus als
grundlegende Erkenntnis für alle Studenten zu etablieren.
Auch wenn die Medien unser Buch extrem verzerrt dargestellt haben,
so ist dies bei den starken Emotionen, die der scheußliche Akt einer
Vergewaltigung bei allen Menschen hervorruft, verständlich. Deswegen
sind wir unseren Kritikern auch nicht Gram. Wir hoffen nur, dass
sie, nachdem sich die ersten Emotionen gelegt haben, die ihre Reaktionen
so gefärbt haben, sich die Mühe machen, unser Buch so zu lesen,
wie es ist und nicht, wie sie befürchteten, dass es sei. Schlussendlich
haben wir alle zum Ziel, dem unermesslichen Schmerz, der von Vergewaltigung
ausgeht, ein Ende zu setzen. Daher sollten wir alle zu einer rationalen
Sicht der Vergewaltigung kommen, und das bedeutet, sie als Hauptsymbol
feministischer Ideologie zu entpolitisieren und als ein Verhalten
zu sehen, das durch die Feststellung seiner Ursachen zu vermeiden
ist. Dieser Gesinnungswandel hängt von Menschen ab, die verstehen,
dass man logischerweise nicht gleichzeitig gegen Vergewaltigung
und gegen die evolutionäre Analyse der Vergewaltigung sein kann.
Anmerkungen
1 Thornhill, Randy; Palmer, Craig T., *A Natural
History of Rape: Biological Bases of Sexual Coercion*, Cambridge:
MIT Press, 2000.
2 Nancy Pearcy arbeitet für das *Discovery Institute*,
das die Lehre vom göttlichen Schöpfungsmythos an US-Schulen als
wissenschaftliche Alternative zum Darwinismus fördert.
3 Genetischer Determinismus bedeutet, dass Gene
die wichtigste oder primär kausale Rolle bei der Entwicklung eines
bestimmten Merkmals eines Individualorganismus spielen. Dies beschreibt
den Entwicklungsprozess (= Ontogenese) der Merkmale eines Individuums
einschließlich seines Verhaltens nur unzureichend. Tatsächlich wird
jedes Merkmal eines Individuums gleichermaßen von den Genen wie
von der Umwelt bestimmt. Somit ist Umweltdeterminismus - die individuellen
Merkmale werden ausschließlich bzw. in erster Linie durch Umweltfaktoren
wie Lernen beeinflusst - wissenschaftlich genauso falsch wie genetischer
Determinismus.
4 Diese Steuerbegünstigung könnte nach dem Vorbild
der australischen Steuerbegünstigung für Großeltern, die in der
Nähe oder mit ihren Enkelkindern wohnen, gewährt werden.
5 Strathern, Andrew; Stewart, Pamela J., *Collaboration
and Conflicts: A Leader Through Time*, Fort Worth: Harcourt College
Publishers, 2000, S. 41.
6 Coyne, Jerry, A.; Berry, A., Rape as an Adaptation:
Is this Contentious Hypothesis Advocacy, Not Science? Nature, 9.
März 2000, Bd. 404, 121-122.
7 de Waal, Frans B.M., Survival of the Rapist, N.Y.
Times Book Review, 2. April 2000, 1-2.
8 Mesnick, Sarah L., *Sexual Alliances: Evidence
and Evolutionary Implications*, in Gowatry, Patricia A. (ed.), S.
207-257. New York: Chapman and Hall.
9 Thornhill, Randy; Palmer, Craig T., Authors' Response:
Just Why do Men Rape? The Sciences, Mai/Juni 2000, 6 and 46; siehe
auch Anmerkung 7.
10 Siehe Anmerkung 1.
11 Siehe Anmerkung 5.
12 Thornhill, Nancy; Thornhill, Randy, An Evolutionary
Analysis of Psychological Pain Following Rape: I. The Effects of
Victim's Age and Marital Status, Ethology and Sociobiology, 1990,
Bd. 11, 155-176.
13 Siehe Anmerkung 1.
14 Siehe Anmerkung 1; siehe auch: Thornhill, Randy,
The Biology of Human Rape, Jurimetrics J., 1999, Bd. 39, 137-147.
|