Masaki Fujihata
Einer der wesentlichen Vorteile der Fotografie besteht darin, dass sie die Sicht, die man von einer bestimmten Position aus hat, zu "stehlen" vermag. Man bezeichnet diese Technik als Schießen, Aufnehmen oder Einfangen von Bildern. Sobald man das aus eigener Sicht erlebte Bild von seiner Position trennt, kann die Aufnahme selbst in eine andere Richtung lebendig werden. So erlaubt sie es jedermann, sich als Betrachter verschiedene Geschichten, Ereignisse und Wahrheiten auszudenken. Ein Foto kann in jedem beliebigen neuen Kontext existieren. Aus diesem Grund üben alte, anonyme Archivfotos eine derartige Anziehungskraft auf uns aus.
Im Projekt Field Work wurden GPS-Technologie und aktuelle digitale Videotechnologie miteinander verbunden, um einen pseudorealen Raum zu schaffen, in dem der eigene, per Video festgehaltene Blick der Position seiner Originalbewegungen folgt. Der Blick des Betrachters wird als Videoausschnitt projiziert und auf dem Drahtmodell der GPS-Daten mit den Originalpositionen und -orientierungen bewegt. Erfahrungen mit diesem computergenerierten virtuellen Raum vermitteln uns einen seltsamen Eindruck, der das tägliche Wiedererkennen unseres gemeinsamen Raums dahingehend verschiebt, dass ein Modell im realen Raum und ein reales Bild im Modellraum parallelisiert werden. Es handelt sich um eine inklusive/ rekursive Realität.
Das Projekt Field Work besteht aus zwei unterschiedlichen Teilen: dem Workshop und der darauf aufbauenden künstlerischen Arbeit. Der Workshop ist eine Kollaboration mit Personen, die dort leben, wo das Projekt stattfindet.
Die mit speziellem Equipment ausgestatteten Menschen bewegen sich durch ein bestimmtes Territorium. Die GPS-Daten dieser Wanderungen werden aufgezeichnet und mit Videoaufnahmen, die von den Workshop-Teilnehmern während der Wanderung gemacht werden, zeit- und positionsgenau synchron gespeichert. Nach einer ersten Ansicht werden die GPS-Spuren und Videos aller Workshopteilnehmer in einem interaktiven System zusammengeführt - Realraum und Cyberspace. In dem darauf aufbauenden künstlerischen Projekt werden verschiedene experimentelle Ideen über Zeit und Raum, Bild und Bewegung, Entfernung und Nähe untersucht.
Für die Ausstellung wird eine stereoskopische Projektion verwendet, die dem User eine dreidimensionale Betrachtung der gesammelten Daten ermöglicht. In diesem Cyberspace bewegen sich die Videobilder räumlich entlang der dreidimensional dargestellten GPS-Spuren und werden so genau an den Positionen, an denen sie aufgezeichnet wurden, dargestellt.
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