Philippe Quéau

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Philippe Quéau: Nominating Expert Net Vision / Net Excellence

Sie sind Leiter der Abteilung 'Informationsgesellschaft' der UNESCO. Was ist der Schwerpunkt Ihrer Arbeit?

Quéau: Es geht im Wesentlichen darum, die Mitgliedsstaaten dazu befähigen, über die Auswirkungen der Globalisierung auf die Informationsgesellschaften zu reflektieren, d. h. allgemeine Prinzipien zu erarbeiten, und zu experimentieren, also Pilotprojekte zu entwickeln, wobei immer ein starker Bezug zu Fragen der Entwicklung gegeben ist.

Wir leben heute in einem sozio-ökonomischen Umfeld, das sich wesentlich von dem vor zehn Jahren unterschiedet. In einem Interview haben Sie einmal gesagt, dass wir einen fundamentalen Wandel in unserer Zivilisation durchmachen, den viele noch ignorieren und das herunterspielen, was geschieht, indem sie ihn auf eine simple technische Evolution reduzieren. Was ist nun die Qualität dieses Wandels in Ihren Augen?

Quéau: Es handelt sich in erster Linie um eine Revolution der 'Schrift', d. h. um das Aufkommen einer neuen Art der Schrift, die auf dem Digitalen und Virtuellen basiert und in ihren langfristigen Auswirkungen mit der Entwicklung des phönizischen Alphabets oder der Erfindung des Buchdrucks vergleichbar ist. Wir haben noch lange nicht die Folgen dieser techno-mentalen Entwicklung erfasst, die praktisch in Echtzeit auf globaler Ebene stattfindet (im Unterschied zu anderen Revolutionen der Schrift, die auf geografisch abgegrenzte Zonen beschränkt waren, z. B. auf den Mittelmeerraum oder Europa).

Beim Prix Ars Electronica sind Sie 'Nominating Expert' für die Subfields Communities, Cyberdemokratie und Support Groups. Welche Rolle spielen Gemeinschaften und Support Groups in diesem veränderten Umfeld? Hat die Cyberdemokratie je Chancen, Realität zu werden?

Quéau: Die Cyberdemokratie wird dann Realität, wenn wir alle gleichen Zugang zu den Basistechnologien haben und über die grundlegenden Fähigkeiten verfügen, die für die Teilnahme an der Informationsgesellschaft notwendig sind (Information Literacy).

Das Festival Ars Electronica steht dieses Jahr unter dem Motto 'Unplugged – Kunst als Schauplatz globaler Konflikte'. Im Symposium wird es u. a. um die Frage der Digital Divide und das Problem der (fehlgeschlagenen) Globalisierung gehen. Was verbinden Sie mit dem Begriff 'Globalisierung'? Wäre es nicht notwendig, eine völlig andere 'Globalisierung' zu erfinden, die sich nicht in einer freien Zirkulation von Kapital erschöpft.

Quéau: Globalisierung wird im Moment lediglich in Kategorien Technik, Finanzen oder Wirtschaft gedacht. Was da auf der Strecke bleibt, ist die Globalisierung des Politischen, des Rechtlichen. Das impliziert einen Minimalkonsens über die universellen Werte. Das ist klarerweise ein gewaltiges Unterfangen, das aber unerlässlich ist.




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