related links:

Soziale Software
Hyperdis





 

Heiko Idensen: Nominating Expert Net Vision/Net Excellence

Sie haben sich als einer der Ersten wirklich intensiv mit der Frage 'Literatur im Netz' auseinandergesetzt? Was ist Netz-Literatur? Es gibt ja Leute, die meinen, eine eigene Netz-Literatur existiere gar nicht. Ist Netz-Literatur gleich Hypertext?

Idensen: Oh nein, solche einfachen Gleichsetzungen von technologischen Formaten mit kulturellen Paradigmen treffen weder die momentane vielfältige Praxis von net.lit - von hypermedialen, etwa mit Shockwave aufgepeppten, hyper-visuellen Poesien über kollaborative oder Community-basierte *Mitschreibe*-Projekte bis hin zu mobilen Kommunikationsweisen (SMS-Liebesromane oder GPS-Qrt) ... noch die kulturellen Entstehungsbedingungen und Vorläufer (Art of Memory, OULIPO, visuelle Poesie, Mail Art, Performance Art, Text Adventures, offene Kunstwerke, MUDS ...).

Sie betreiben die Website 'Hyperdis'. Worum geht es ihnen dabei?

Idensen: Hyperdis ist für mich eine reine Arbeitsseite, d. h. ich versammele dort auf verschiedenen Levels Zugänge, Interfaces, Archive, Texte und Linklisten zu verschiedenen Projekten, an denen ich momentan arbeite:
- eine gemeinschaftliche Enzyklopädie zu Wissensformen im Netz: www.hyperdis.de/enzyklopaedie/;
- ein kollaborativer Science/Fiction zu den Utopien des Netz-Werkes ... www.hyperdis.de/hyperfiction;
- verschiedene Textfragmente, Exzerpte, Zitatsammlungen, Essays, Rezensionen zu Hypertext, Hyperfiction, Hyperwissenschaften ... (sollte und soll mal - quasi nebenbei - meine Dissertation werden!): www.hyperdis.de/txt/;

Was sind für Sie persönlich die spannendsten Ansätze für Literatur im Internet?

Idensen: Das sind für mich immer noch die Versuche kollaborativen vernetzten Schreibens:
- etwa der Assoziationsblaster, ein interaktives Text-Netzwerk in dem sich alle eingetragenen Texte mit nicht-linearer Echtzeit-Verknüpfung automatisch miteinander verbinden;
- immer wieder lustig, spannend und sehr unterhaltsam: hier schreiben sich die Wege der UserInnen wirklich in den Datenbastand ein, eine Datenbank als symbolische Form: Everything;
- oder die autopoetische Informationslandschaft nic-las;
- elektronisches Träumen: Elektrotraum;
- oder Projekte, die das Netz als eine subversive Schaltzentrale benutzen, um Konnektionen ganz anderer Art herzustellen, etwa das Kontroll- und Tracking-system VOPOS oder der begehbare Roman von Stefan Schemat, in dem der User/Leser letztlich der aktive Cursor im Hypermedia-Editor ist.

Es geht also gar nicht mehr so sehr allein um Texte, sondern auch um CODE, um soziale Software, um Inter-Text ...

Im Moment arbeiten Sie an der Uni Hildesheim im Bereich 'Netzwerk Culture Techniques'. Wie definieren Sie diese Techniken?

Idensen: Diese Projektphase an der Uni Hildesheim ist abgeschlossen, als Versuch, das Netz als *Kulturtechnik* zur Begleitung von Seminaren, Kolloquien, etc. zu benutzen, verschiedene Interfaces für *Computer Supported Collaborative Work* zu erkunden – die Arbeit an der virtuellen Enzyklopaedie freilich geht weiter ...

Ansonsten arbeite ich momentan ganz und gar *virtuell* an meiner *hyperdis* und werde jetzt im kommenden Semester an der Kunsthochschule Kassel im Rahmen einer Gastprofessur mal wieder auch ein reales Kolloquium zur *Language of NO-MEDIA* veranstalten ...




no comments yet

 
 


 

(c) Ars Electronica Center 2002. All rights reserved. info@aec.at