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Bruno Beusch/Tina Cassani: Net Vision/Net Excellence Jury Members
Ihr wart voriges Jahr für das Redesign der alten net. Kategorie verantwortlich und habt die beiden Kategorien Net Vision und Net Excellence eingeführt, außerdem auch das System der Nominating Experts. Seid ihr selbst zufrieden gewesen mit dem Ergebnis?
Beusch/Cassani: Ja. Die Projekte, die letztes Jahr ausgezeichnet wurden, repräsentieren die Bandbreite aktueller Tendenzen rund ums Internet - vom onlinefähigen Konsolenspiel über ortsbezogene i-mode-Applikationen und Investigationsjournalismus bis hin zu Coder- und Designer-Communityplattformen. Und sie zeigen, aus welchen Richtungen im Moment die Innovationsschübe kommen.
Die inhaltliche Öffnung und Auffächerung der Internet-Kategorie in verschiedene Subkategorien wie 'Gaming', 'Design', 'Music', 'Wireless', 'Open Source', 'Digital Divide', 'Distributed Knowledge' etc. - jeweils betreut von einem Experten - spiegelt die Diversität und Heterogenität kreativer Internetaktivitäten. Und wir sind sehr zufrieden, dass diese explizite Öffnung so positiv aufgenommen worden ist.
Im Rahmen des Festivals Ars Electronica kuratiert ihr auch die Electrolobby, 2001 mit starkem Schwerpunkt auf Gaming. Warum gerade Games? Was fasziniert euch dran so?
Beusch/Cassani: Games prägen seit langem unser kulturelles Umfeld. Sie transportieren ein Lebensgefühl und einen Community-Spirit, und hier liegt auch ihre Affinität zu elektronischer Musik und zum Internet. Mit der Electrolobby wird dieser jungen, avancierten digitalen Kultur, die sich an den Schnittstellen von Game-, Netz- und Klubkultur entwickelt, erstmals ein ganzer Festivalbereich gewidmet. Für die New Media Professionals, die wir in der Electrolobby präsentieren, sind Games als Inspirationsquelle und Playground aus dem kreativen Produktionsprozess nicht mehr wegzudenken.
Letztes Jahr haben wir deshalb einen breiten Überblick über die gegenwärtigen Entwicklungen in der Game-Kultur gegeben - Pro Gaming, Spiele für mobile Plattformen, ein kollaboratives Enzyklopädieprojekt, das sich an Game-Strukturen orientiert, ein Online-Recruiting-Spiel, verschiedene Musik-Gameplays, Gameboy Live-Konzerte, Screenings aktueller Konsolenspiel-Animationen etc. Zudem haben wir vier internationale Gamedesign-Agenturen eingeladen, im Rahmen des Electrolobby Game Jam, während der Festivalwoche vor Ort gemeinsam ein Online-Spiel zu entwickeln.
Und es wird sehr spannend sein zu sehen, was die Vertreter dieser Generation, die mit Computern, Videospielen und Internet in einem globalisierten Kontext aufgewachsen sind, zum diesjährigen Festivalthema zu sagen haben werden.
Ihr wart in Korea bei der ersten Olympiade für Games. Dort ist ja die Akzeptanz von Computerspielen eine ganz andere als bei uns. Was war für euch dort am beeindruckendsten?
Beusch/Cassani: Die Entschiedenheit, mit der sich Seoul als Weltkapitale des Gaming positioniert. Die Begeisterung und das riesige Interesse, das dieser Anlass bei jung und alt ausgelöst hat (nicht zu reden von der Media-Coverage: Live-Übertragungen rund um die Uhr auf zwei TV-Kanälen). Das Fehlen von jenen Denkmustern, die in Spielen beharrlich den Untergang der Zivilisation sehen wollen (was Diskussionen über Spiele eine Qualität gibt, die wir hier im Westen oft vermissen). Und natürlich die Performance, die Elky, unser französischer Champion, an den Tag gelegt hat, als er beinahe das Starcraft-Turnier gewonnen hätte ;)
Wird die Game-Industrie das neue Hollywood?
Beusch/Cassani: Das Aufstreben eines neuen Sektors bedeutet nicht automatisch das Verschwinden eines anderen. Interessanter erscheint uns die Frage, was für Impulse jeweils von einem neuen Medium kommen, die Frage nach der gegenseitigen Befruchtung. Beim Aufeinanderstoßen verschiedener Medien entstehen immer wieder spannende Misch- und Nebenprodukte - wenn zum Beispiel der Gamequest eines Videogames ins Web hinaus verlegt wird etc. In Korea und Japan haben wir viele junge Game-Schmieden besucht, die an solchen Ansätzen arbeiten. Da sehen wir auch in Zukunft eine wichtige Funktion der Electrolobby: diesen Konzepten eine Plattform zu bieten. Und darum geht es uns auch bei der Show über mobile Games, die wir an der neuen Biennale für Digitale Kultur in Paris kuratieren.
Was erhofft ihr euch für den diesjährigen Prix? An was für eine Sorte Arbeiten würdet ihr gerne die beiden Nicas vergeben?
Beusch/Cassani: Wenn wir uns das Internet einmal als einen riesigen Flipperkasten vorstellen und die einzelnen Projekte darin als Spielbälle, dann würden wir uns Projekte wünschen, die haufenweise Extraballs triggern - also Projekte mit Herz und Vitalität, die ihrerseits zu neuen cleveren Projekten inspirieren.
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