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In a Cyberworld, Cities of Brick and Mortar Remain the Centers of Power

Ein wenig unbescheiden klingt aufs erste die Schnupperseite mit ihrer Überschrift „The world according to GaWC“, doch wird dem hochfliegenden Titel durchaus gerecht, was sich unter der etwas umständlichen Überschrift Globalisation and World Cities Study Group and Network präsentiert. Gezeigt wird ein Bild der Welt, allerdings nicht anhand von Meeren und Landmassen, oder der Konturen von Ländern und Regionen, sondern über Versinnbildlichung der wichtigsten Metropolen und ihrer Bedeutung in der Welt.

Die Arbeitsgruppe, die am Department of Geography der Loughborough University im englischen Leicestershire angesiedelt ist, zählt einige internationalen Stars unter den aktuellen Globalisierungsforschern zu ihren „Honorary Founders“, etwa Sir Peter Hall oder die auch zur Ars Electronica in Linz erwartete Saskia Sassen (sociology.uchicago.edu/faculty/sassen/).

Sassen etwa hatte vor ziemlich genau einem Jahrzehnt mit ihrem Buch Global Cities (1991) einen der zündenden Impulse für unser gegenwärtiges Verständnis von der Bedeutung und vom Funktionieren globaler Metropolen geliefert.

Global Cities, so ihre zentrale, aus umfangreichen empirischen Studien entwickelte Kernthese, seien Knotenpunkte für jene Service-Industrien, die in der Welt im Zeitalter der Globalisierung den Takt geben. Es handelt sich um die Orte, von denen aus die wichtigsten weltweit agierenden Finanzinstitute die Finanzströme steuern, wo entsprechend große Finanzprüfer auf die Einhaltung der Spielregeln achten, und wo entsprechend mächtige Infrastrukturen vorhanden sind, um eine weltweite Kommunikation rund um die Uhr gewährleisten.

Maßgeblich für den Bedeutungszuwachs der Global Cities ist natürlich die Expansion der Kommunikationsmedien, auch wenn dies zunächst paradoxe Folgen zeitigte. Denn einerseits ermöglichen Kommunikationstechnologien wie das Internet erst die Entwicklung komplexer Steuerungsinstrumente, wie sie der Prozess der Globalisierung voraussetzt. Andererseits aber wohnt diesen Technologien eine stark dezentralisierende Kraft inne, denn sie erlauben, über Informationen und Kommunikationsmittel völlig ortsunabhängig zu gebieten. Bloß, damit wurden die global vernetzten Metropolen als Zentren nicht überflüssig, sondern, ganz im Gegenteil, wie Sassen zeigte, ihr Gewicht als Knoten im Netz wuchs ganz erheblich:

„1. Obgleich es keine einfache und unmittelbare Verbindung zwischen Zentralität und solchen geographischen Entitäten wie dem Stadtzentrum oder dem zentralen Geschäftsviertel mehr gibt, wie dies in der Vergangenheit der Fall war, so bleibt letzteres dennoch eine Hauptform der Zentralität. Aber das zentrale Geschäftsviertel wird in großen internationalen Handelszentren vom technologischen und ökonomischen Wandel in großem Ausmaß neu gestaltet.

2. Das Zentrum kann sich zu einer metropolitanen Zone in Form eines Netzes von Knoten intensiver Geschäftsaktivität erweitern. Man könnte fragen, ob eine räumliche Organisation, die durch dichte, über eine größere Region verstreute strategische Knoten charakterisiert wird, wirklich eine neue territoriale Organisationsform des 'Zentrums' ist oder ob sie nur, wie in der konventionelleren Sichtweise, ein Moment der Suburbanisierung oder der geographischen Zersiedelung darstellt. In dem Maße, in dem diese verschiedenartigen Knoten durch Cyber-Wege oder digitale Highways verbunden sind, sind sie jedoch ein neues geographisches Korrelat des fortgeschrittensten Typus des 'Zentrums'. Die Orte aber, die aus diesem neuen Netz der digitalen Highways herausfallen, werden peripher.“ (Sassen: Die neue Zentralität. in Telepolis.

Die „Globalisation and World Cities Group“ griff diesen Ansatz auf und verfeinerten ihn, nicht zuletzt mit weiter führenden empirischen Untersuchungen. Vorgelegt wurde so erst vor wenigen Monaten ein umfangreicher Report über die globale Vernetzung der Medienindustrie. Kernthese ist, dass die Theorie der Global Cities aus naheliegenden Gründen besonders gut ein Verständnis vom Funktionieren der weltweiten Medienindustrien erlaubt:

„The cultural economy is a prime mover for globalisation processes in the urban system, in which cultural production clusters act as local nodes in the global networks of the large media groups. (…) The analysis of the world media cities enables those locations to be identified, from which globalisation in the spheres of culture and the media proceeds and is 'produced' in practical terms. (… For) the process of globalisation the globally operating media firms are at least as influential as the global providers of corporate services, because they create a cultural market of global dimensions, on the basis of which the specialised global service providers can ensure the practical management of global production and market networks.” (S. Krätke: Global Media Cities in a Worldwide Urban Network; siehe GaWC Research Bulletin 80.

Zur Ars Electronica und ihrem Jahresthema „Unplugged“ erlauben diese Analysen der Global Cities, den Einfluss von Orten und Geografie in einer Welt scheinbar grenzenloser und ortloser Informationsflüsse und Wechselwirkungen zwischen Kulturen zu untersuchen. Das Funktionieren der globalen Medienindustrien bildet gleichsam einen Rahmen für die Auseinandersetzungen und Debatten der Kunst.




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