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INFOWAR: Info Weapon Contest



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ARS ELECTRONICA FESTIVAL 98
INFOWAR. information.macht.krieg
Linz, Austria, september 07 - 12
http://www.aec.at/infowar
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Von Geert Lovink

Info Weapon Contest
(Informationswaffen-Wettbewerb)


Eines der aktuellen Paradigmen zum Thema "Krieg" ist die Auflösbarkeit von 
Frontlinien und Territorien an sich . Seit dem Zweiten Weltkrieg leben wir im 
Zeitalter des "totalen Kriegs" oder "pure war", wie es bei Paul Virilio 
heißt. Zahlreiche Theoretiker haben seither auf die immanente Beziehung 
zwischen der Erfindung der Atombombe, dem Computer und dem Aufstieg der 
Massenmedien, insbesondere des Fernsehens, verwiesen. Diese historische 
Konstellation neuer Technologien beherrschte die gesamte Nachkriegszeit 
ebenso wie die Zeit des Kalten Krieges. Guerillabewegungen, Terrorismus und 
bürgerkriegsähnliche Unruhen konnten die von den Weltmächten definierten 
grundlegenden Parameter der Kriegsführung nicht ändern. Der Zerfall der 
Sowjetunion und der Fall der Berliner Mauer veränderten die politischen 
Landkarten ganzer Kontinente, was jedoch keineswegs auch den Untergang des 
Paradigmas des Technologiekrieges bedeutete. Ganz im Gegenteil, "1989" 
verstärkte lediglich die unsichtbare, quasi fernsteuerbare Art der 
Kriegsführung. Das ist der Hintergrund zu "Infowar". Wir erleben heute den 
Aufstieg eines "elektronischen Militärkomplexes" (taktische Waffen in 
Miniatur) in Kombination mit ausgefeilten, von allen Beteiligten verwendeten 
Propaganda- und Manipulationsmethoden der globalen Medien- und 
Informationssysteme ("CNN-Effekt").
 
Aber das ist nur ein Teil der Geschichte. Das ist nicht "unsere" Geschichte. 
Eine kritische und historische Analyse der engverflochtenen Beziehungen 
zwischen Krieg und Medientechnologien steht auch dem einzelnen Bürger, nicht 
nur dem Staat als übergeordneter Körperschaft zu. Und das ist der Teil des 
Informationskrieges, wo Künstler, Aktivisten, Programmierer und Designer eine 
Rolle spielen (wenn auch selbstverständlich nur eine marginale). Seit den 
60er und 70er Jahren spielen Hacker und Medienaktivisten mit der Möglichkeit, 
Labors und Fabriken der neu entstehenden Hightech-Industrie lahmzulegen. 
Manchmal illegal, manchmal mit Unterstützung von Universitäten und 
Forschungslabors, forderten Einzelpersonen, Gruppen und verschiedene 
Bewegungen durch "direkte Aktionen" die "Demokratisierung" der Technologie. 
Im Unterschied zu Friedensbewegungen und antimilitaristischen Gruppierungen 
haben Hacker eine grundlegend positive Einstellung zu Maschinen. Es ist wie 
eine versteckte, gefesselte Libido, die dadurch befreit werden muß, daß man 
sie den staatlichen Behörden wegnimmt. Die Schlagworte lauten hier freie 
Software, Shareware, öffentlicher Zugang und dezentralisierte, offene 
Systeme.
 
Der Erfolg des Internet ist zum Teil auf diese Hacker-Ideologie 
zurückzuführen. Aber die oben erwähnte historische Konstellation, die in 
vielen Softwareteilen und Betriebssystemen ihren Niederschlag gefunden hat, 
ist nun am Ende, oder zumindest in der Krise. Die Prämissen des frühen 
Internet mit den Schwerpunkten Usenet, virtuelle Gemeinschaften und Kampf 
gegen die Zensur befinden sich in ständiger Bedrohung. Der 
Übereinstimmungsmythos eines egalitären, chaotischen Systems, das von den 
Benutzern in Selbstbestimmung und mithilfe Künstlichen Lebens und 
freundlicher Bots kontrolliert wird, wird nun von Telekom-Giganten, 
Risikokapital und Banken sowie intensiven Regulierungsaktivitäten seitens der 
Regierung zerstört. Das Internet gerät immer mehr in die Defensive. Es ist 
daher an der Zeit, zurückzuschlagen: Info War.
 
Der Kampf für öffentliche Bandbreite, gegen Bewertungssysteme und 
(Selbst-)Zensur, für Zugang für jeden und zu allen Informationen ist nicht 
nur defensiv. Es gibt noch Raum für neue, offene Standards und für Software, 
die noch nicht den großen Firmen gehört. Das Linux-Betriebssystem kann hier 
als Beispiel dienen, aber auch nicht-kommerzielle Browser ("frames of our 
minds"). Unsere Seite des Informationskrieges weist Parallelen zum 
"Standard-Krieg" auf (wie Anfang unseres Jahrhunderts bei der Elektritiztät). 
Eine andere Seite dieser Defensive wäre die Konstruktion von 
"Informationswaffen", die von herkömmlichen Formen der Gegenpropaganda über 
Anti-Spam-Filter, destruktive "push-back"-Medien, Kommunikationsguerilla bis 
zu freundlicheren Formen des Informationskrieges, wie Kampagnen für 
öffentliche Bewußtseinsbildung, Datenbanken künftiger Mililtärstrategien oder 
Suchmaschinen, reichen könnte. Kurz gesagt, zivile Verteidigung im Zeitalter 
der globalen Überwachung und der elektronischen Kriegsführung.
 
Der Info Weapon Contest (Informationswaffen-Wettbewerb) fordert 
Programmierer, Hacker, Künstler, Theoretiker und Designer dazu auf, ihre 
eigenen, ganz persönlichen Vorschläge einzubringen. Eine unabhängige Jury 
wird den besten Beitrag auswählen und den Gewinner beim Ars Electronica 
Festival 1998 präsentieren.
 
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