Neben
medizinischen und großindustriellen Anwendungen der Biotechnologien
und den allgemeinen gesellschaftspolitischen Auswirkungen, die sich
aus der zunehmenden Anwendung von biotechnologischen Erkenntnissen
bereits heute ergeben, wie etwa biometrische Verfahren, der "genetische
Fingerabdruck" oder genetische Diagnostik, ist die Gefahr des Einsatzes
von biologischen Waffen seit Jahrzehnten bekannt. Bereits während
des Zweiten Weltkrieges wurde auf einer britischen Nordseeinsel
mit verschiedensten Krankheitserregern an Schafen experimentiert.
Soweit bekannt ist, wurden biologische Waffen, die auch als die
"Atombombe des kleinen Mannes" gelten, bis heute erst einmal, nämlich
von den japanischen Streitkräften im Zweiten Weltkrieg, eingesetzt.
Auch das sogenannte Golfkriegs-Syndrom, das bei US-Veteranen festgestellt
wurde, wird zumindest teilweise auf Impfungen gegen biologische
Waffen, etwa gegen Milzbranderreger, zurückgeführt. Neuerdings zirkulieren
in sicherheitspolitischen Kreisen Bedrohungsszenarien,
wonach die Entwicklung von Kampfstoffen gegen genetisch unterschiedliche
Ethnien möglich sei und somit nur den "Feind" treffe.
Gleichgültig,
ob es sich dabei um naturwissenschaftlichen Unsinn handelt oder
um eine reale Option künftiger Waffenentwicklung, wissen wir aus
der Geschichte hinlänglich, daß Militärs grundsätzlich jede neue
Technologie entweder selbst erforschen und entwickeln lassen (Kernwaffen)
oder zumindest für ihre Zwecke adaptieren (Infowar). Real ist jedoch,
daß sich aus der Vielfalt der bereits existierenden biologischen
Kampfstoffe durch gentechnische Manipulation zahlreiche neue Kampfmittel
entwickeln lassen, zu deren Abwehr bislang keine Konzepte bekannt
sind. Die Staatengemeinschaft hat sich zwar in einem internationalen
Abrüstungsvertrag, der "Biowaffenkonvention", darauf verständigt,
Biowaffen weder herzustellen noch einzusetzen, allerdings ohne Verifikationsverfahren,
wie sie bei anderen Waffen üblich sind. Dennoch gibt es zahlreich
Verstöße gegen die Biowaffenkonvention, der bekannteste ist die
Produktion von biologischen Kampfstoffen durch den Irak. Weniger
bekannt ist, daß in der ehemaligen Sowjetunion - obgleich diese
die Biowaffenkonvention 1975 ratifizierte - auch genetisch manipulierte
Biowaffen entwickelt wurden, wovon ein russischer Biowaffenentwickler,
Kenneth Alibek, der 1992 die Seiten wechselte, berichtete. In den
letzten Monaten ist in den USA geradezu eine Hysterie um "Bioterrorismus"
und "Bioarmageddon" ausgebrochen. Die Szenarien handeln davon, daß
Terroristen - meist ausländische - in den USA Biowaffen einsetzen.
Zur Bedrohungsabwehr hat die Clinton-Regierung im Mai 1998 eine
eigene Direktive erlassen und ein Budget von 150 Millionen US-$
zur Verfügung gestellt.
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