u19

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Hans Wu auf FM4





 

Hans Wu: u 19 Jury Member

Als Mitarbeiter von FM4 hast du ja quasi den Finger am Puls der Jugendkultur. Wenn du dir jetzt die Einreichungen zu u19 anschaust - sind die auf der Höhe der Zeit? Was fehlt dir bei den Einreichungen?

Wu: Mir war immer ein bisschen zuviel 'Schularbeit' dabei. Abgesehen von den unzähligen Schulwebpages merkt man immer ein 'ernstes' Motiv hinter den Arbeiten. Die eingesandten Werke waren zumeist mehr Produkte der persönlichen Fortbildung für den weiteren beruflichen Lebenslauf als Ergebnis von Neugier, Spieltrieb oder einfach 'etwas zu machen, weil man es machen will'.

Was würdest du den Kids raten, die einreichen wollen?

Wu: Ich würde einen Aufruf zum 'Unsinn' machen - oder besser gesagt zum 'Unzweck'. Zweckvolle Dinge sollte man der Schule und der Industrie überlassen. Es geht ja nicht darum, dass die Kids jetzt Multimedia-Kunstwerke produzieren, aber ich wäre interessiert an einer anderen Sichtweise auf Technologie und Medien. Ich will 'Persönliches' sehen, unzweckvolle Spielereien und Missbrauch alles Vorgegebenen.

Einer deiner Schwerpunkte sind ja Games, du hast ja selber als Game-Designer gearbeitet. Was fasziniert dich daran so?

Wu: Abgesehen davon, dass ich seit meinem achten Lebensjahr ein fanatischer Videospieler bin, glaube ich an den Spieltrieb als wesentlicher Treiber von Kultur. Computerspiele sind eine weitere Narrationsform, nach verbaler Erzählung, Buch und Film. Spiel ist weiters der Platz, der über dem 'Ernst des Leben' liegt, aber eben diesen immer wieder durchdringt.

Als Game-Designer arbeitet man wie ein Autor. Auch das Design-Document ähnelt weniger einer technischen Anforderungsliste als viel mehr einem Drehbuch. Der große Unterschied oder, besser gesagt, die Herausforderung ist, nicht nur Plätze, Geschichten und Personen für den User zu erschaffen, sondern Freiräume einzuplanen, wo der Spieler seine eigene Narration führen kann. Die Interaktivität des Spiels liegt nicht nur in einer Vorgabe-Feedback Schleife zwischen Mensch und Maschine, sondern in der Usergeneration von eigenen Welten.

Bei One bist du jetzt 'Trendscout'? Was ist für dich der wichtigste Trend in Sachen elektronischer Vernetzung, die sich abzeichnet?

Wu: Der wichtigste Trend hier ist keiner neuer Trend, sondern eher ein 'Back to the Roots of Networking'. Die Perception des Internets bei einem größeren Publikum, abseits der Spezialisten und 'Early Adopters', hat sich in letzter Zeit stark verändert. Für das Massenpublikum war Internet jahrelang ein 'Service': E-Mail verschicken und Webseiten wie Zeitungen und Kataloge ansehen. Bei beiden 'Use Cases' nimmt der User sich selber als Kunde eines Services wahr. Die Veränderung der Wahrnehmung erfolgte unter anderem durch Dienste wie Napster. Andere Beispiele wären Multiplayerspiele oder Weblogs. Der User nimmt sich wieder als aktiver Teil eines Netzwerk wahr und nicht nur als passiver Kunde eines Dienstes.

Jeder, der sich aus Napster Musik runtergeladen hat, wusste auch, dass andere User von seinem Rechner etwas runterladen. Jeder Quake-Spieler im Internet hat schon einmal ein Spiel auf seinem Rechner gehostet. Weblog-Systeme wie z. B. Blogger zeigen den Reichtum von Userdriven Content im Vergleich zu dem Angebot großer Portale.

Spannend wird diese Geschichte, wenn das Ganze in den Mobilbereich wandert. Während das 'fixed Internet' immer als entfernter Platz wahrgenommen wird, könnte durch mobile Datenservices wie SMS, Wireless LAN oder UMTS das Netzwerk auf das Real Life abgebildet werden: User, die Mobile Logs für das Web praktisch on the move schreiben. Shooterspiele, bei denen man nicht am Bildschirm auf Jagd geht, sondern in der Realität. Gerade der 'ungewollte' Erfolg von SMS zeigt, dass auch unser echtes Leben noch viel Freiraum für Entdeckungen bietet. Und dies muss nicht immer eine reine technische Angelegenheit sein.



1 comment(s)
Re: Hans Wu: u 19 Jury Member ( / 2002/5/29 01:20:12)

 
 


 

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