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Ars Electronica 2002: UNPLUGGED. Art as the Scene of Global Conflicts

Was in der Gleichzeitigkeit von Glasnost und WWW, dem Zerfall der Sowjetunion und dem Aufbau weltweiter Kommunikationsstrukturen als Utopie vom globalen Dorf begann, hat sich in eine perspektivenlose Realität des entfesselten Kapitals verwandelt, in der ein kultureller Pluralismus kaum (bestenfalls als Ethno-Business) eine Rolle spielt. Die Globalisierung, über die digitale Beschleunigung finanzieller Transaktionen als dominierendes Prinzip des aktuellen gesellschaftspolitischen Weltgefüges eingesetzt, ist – ganz im Gegensatz zu den möglichen Potenzialen der Technologien, derer sie sich bedient – keine offene, verbindende, sondern eine auf Ausschließung und Ausgrenzung basierende Praxis.

Ars Electronica 2002 verweist mit dieser Themenstellung auf die Vehemenz, mit der die Frage nach dem politischen Moment der Kunst auf die Tagesordnung der intellektuellen Diskurse als auch künstlerischen Praxis zurückgekehrt ist – eine Entwicklung, die sich nicht nur in den Reflexen auf 911, sondern auch schon entlang der Protestbewegung von Seattle, Genua und Porto Alegre abgezeichnet hat und wesentlich von der Generation der Computerkids getragen und gestaltet wird.

Die Frage nach der Kunst als Schauplatz globaler Konflikte ist die Frage nach der viralen Kraft von Kunst, nach ihrer Eignung, alternative Denkmodelle, Strategien und Wege zu erfinden. Das Konzept von Kunst als Antithese, als Korrektiv und Gegenposition zur Gesellschaft, ist auch untrennbar verbunden mit dem Konzept von Radikalität und Widerstand, ein Konzept, das die zeitgenössische künstlerische Arbeit vielfach identitätsstiftend begleitet hat und seit dem Anschlag auf das WTC heftig in Frage gestellt und einer Neubewertung unterzogen wird.

Ars Electronica 2002 wirft mit dem diesjährigen Festival einen Blick auf das Selbstverständnis und Problembewusstsein einer jungen Generation von MedienkünstlerInnen und befragt ihre Positionen zu den gesellschaftspolitischen und kultursoziologischen Implikationen der Technologien, die sie einsetzen.

In unterschiedlichen Formaten – in Symposien, Performances und Ausstellungen – geht es um die Resonanz der aktuellen global-gesellschaftlichen Konfliktpotenziale in der medienkulturellen und medienkünstlerischen Arbeit, um ästhetische Antworten und beispielhafte Projekte einer Kunstpraxis, die vielfach in den gleichen Technologien agiert wie die ökonomischen Machtaggregate der Globalisierung.

Der Blick über den eigenen Horizont hinaus soll sich dabei mit dem „der Anderen“ kreuzen und austauschen und so dieses Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft selbst zu einem Schauplatz der komplexen Dynamik einer globalen Neuorientierung machen.



1 comment(s)
Re: Ars Electronica 2002: UNPLUGGED. Art as the Scene of Global Conflicts (Laurent Straskraba / 2002/6/5 11:04:00)

 
 


 

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