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Media Giants in Shake Out Mode

Die verschiedenen Skeptiker in Sachen kultureller Globalisierung, so scheint es, haben rascher Recht bekommen, als sie es erwartet haben. Anfang Juli wurde Jean-Marie Messier, der medienverliebte Mann an der Spitze von Vivendi Universal, abgelöst. Bei AOL Time Warner, dem weltweit größten integrierten Medienkonzern, wurde ebenfalls die komplette Führungsriege umgebaut, und Steve Case, der Gründer von AOL und Visionär beim Zusammenschluss mit Time Warner, hat kaum noch Einfluss auf die Strategie. Nun, mitten im Sommer folgte auch das entsprechende Revirement beim deutschen Bertelsmann-Konzern. Thomas Middelhoff und seine expansive Strategie wurden abgelöst durch Manager der alten Garde, die alle jeweils die Rückkehr zum Kerngeschäft und den Schuldenabbau auf ihre Fahnen und in ihre Presseerklärungen schrieben. Die Verschiebung „cemented the victory of the old guard in big media following years of costly ventures by bold Internet experimenters,” schrieb die New York Times (30. Juli 2002).

In Paris schrieb nach der Ablöse von Messier der Kulturminister Jean-Jacques Aillagon eilfertig ans neue Management: 'I have even written this morning to Jean-René Fourtou to tell him of my vigilance, concern and worry over the future of the companies in Vivendi Universal, which are an essential part of the French cultural heritage.' (New York Times, 5. Juli 2002) Doch möglicherweise ist die Wirkung dieser Intervention nur von kurzfristigem Erfolg gekrönt gewesen, denn nur ein paar Wochen später enthüllte Le Figaro Gerüchte, wonach Vivendi Universal zur Sanierung von dem gigantischen Schuldenberg daran denke, sich „von der Filmproduktion und anderen unprofitablen, nicht zum Kerngeschäft gehörenden Sparten seiner Fernsehtochter Canal Plus“ zu trennen (zitiert nach Financial Times Deutschland, 22. Juli 2002).

Tatsächlich bedeutet das Revirement in den Medienkonzernen, für das die zitierten Fälle nur die spektakulärsten Beispiele darstellt, das sich insgesamt jedoch flächendeckend innerhalb nur weniger Monate vollzogen hat, einen tiefen Einschnitt in der Entwicklung hin zur Globalisierung und Industrialisierung von kulturellen Inhalten.

Der Einbruch von Konjunktur und Werbemarkt hat die wilde Expansionsphase und den Goldrausch der späten neunziger Jahre abrupt unterbrochen. Oder, wie es ein Analyst der GartnerG2 Group trocken kommentierte: 'We're clearly in shake out mode'. Man muss es nicht ganz so rosig sehen wie der abgelöste Bertelsmann Chef Middelhoff, der die Medienindustrie nur „kurzfristig in der Krise“ sieht. Aber der Kern seiner Argumentation ist gewiss sachlich fundiert, wenn er sagt „dass der Trend zur Digitalisierung und zur Online-Vermarktung von Inhalten und damit das Wachstum [der Medienindustrie insgesamt] ungebrochen ist“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. August 2002).

Anders gesagt, auch die nun an die Konzernspitzen berufenen Manager der alten Garde werden das Rad nicht zurückdrehen, sondern nur bemüht sein, nach der Phase des Experimentierens die Erträge nach oben zu steuern.

Und damit wird der Druck etwa auf die Produktion konzern-unabhängiger kultureller Inhalte keineswegs abnehmen. Die Kontroverse zwischen globalisierter Kultur und jener, die „unplugged“ bleibt, wird sogar noch verschärft ausgetragen werden.




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