REMIX OF THE REMIXES
'Naut Humon
Naut Humon
Otomo Yoshihide, Naut Humon und Ryoji Ikeda wählten Persepolis, das erste Multimedia-Werk aus Iannis Xenakis’ Polytope-Zyklus, um es mit eigenen Live-Remixes neu zu interpretieren. Naut Humon verwendet dabei Remix-Zitate von Zbigniew Kakowski, Rechenzentrum, Merzbow, Ulf Langheinrich, Antimatter, Laminar, Richard Devine, Paul Dolden, Francisco Lopez, Construction Kit und anderen, die er mit jenen Passagen mischt, die dem Geist und Einfluss von Xenakis' massiveren elektro-akustischen Ausflügen Tribut zollen. Viele dieser Bearbeitungen verwenden Ausschnitte des Original-Mix der kürzlich bei Asphodel erschienenen CD Persepolis, die unter der Aufnahmeleitung von Daniel Teruggi und Xenakis eigenen Anweisungen vor mehr als einem Jahrzehnt am INA-GRM in Paris entstand.
Die gesamte Bearbeitung der neu gemischten Remixes und der ergänzenden Aufnahmen erfolgte auf dem Surround Traffic Control-AV-System in den Recombinant Media Labs in San Francisco. Die Bilder zur Musik entstammen der Dokumentation zur Live-Aufführung, die 1971 in den Ruinen von Persepolis in der südpersischen Wüste stattfand. Vom Zentrum des Aufführungsorts, wo 59 Lautsprecher das Publikum mit acht Klangkanälen beschallten, malten die Scheinwerfer und Laserkanonen leuchtende Muster auf die am Berghang gelegenen Grabstätten von Darius und Artaxerxes. In einiger Entfernung brannten mehrere Feuer, und Abordnungen von Kindern wandelten mit brennenden Fackeln den nahen Höhenzug entlang, einem sich ständig ändernden, linearen Tableau gleich.
Die Remix-„Module“ sind in erster Linie durch das 56-minütige Originalwerk untereinander verwoben, indem sie dessen geräuschvolle Sonorität und sich überlappende Intensitätswellen betonen. Klingen die mittlerweile in die Jahre gekommenen Masterbänder an manchen Stellen spröde, kitten die Remixer die ursprüngliche Fraktur kreativ. Während anhaltende Klangentitäten von Streichern, Holzbläsern und Perkussion stochastisch mit dröhnenden Schwermetall-Elementen kollidieren, erscheinen diese Klangeinschnitte oft zu dicht und überwältigend. Führt man diese Transformation noch fort, indem man diese alte Aufnahme mittels digitaler Signalbearbeitung in reine Frequenzen oder rhythmisch gepulste Waves (oder eine der vielen persönlich gestalteten „Audio-Entitäten“ der Remixer) verwandelt, so erhält man komplexe, gletscherähnliche „Klangschaften“ mit fließenden Proportionen.
Diese Kompositionen beschreiben nicht nur eine Dynamik des „Damals versus Jetzt“, was im Lauf der Jahre verschiedenen Remix- und Tribute-Modellen nicht immer gleichermaßen nachgesagt wurde. Vielmehr sind diese Interpretationen Reflexionen bestimmter Klang-Welten, deren Abkömmlinge, von Xenakis’ Beispiel inspiriert, Zeugnis von alternativer Ästhetik und weitreichenden mikroklanglichen Entdeckungsreisen ablegen.
Somit sind diese Werke dem zukünftigen Gedenken an Iannis Xenakis gewidmet. Aus dem Amerikanischen von Michael Kaufmann
Thanks to Peter Segerstrom ( STC engineer) and Sue Costabile (visual program interface).
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