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Ars Electronica 2003
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Social Mobiles


'Crispin Jones Crispin Jones

Wir untersuchen die Frustration und Wut, die Mobiltelefone anderer Leute hervorrufen. Social Mobiles besteht aus fünf Mobiltelefonen, die mit unterschiedlichsten Methoden das Verhalten ihrer Benutzer so verändern, dass es weniger störend wirkt. Sämtliche Social Mobiles sind voll funktionsfähige Geräte.

Offensichtlich ignoriert die Handyindustrie die durch Mobiltelefone entstandenen Probleme, weshalb wir uns auf diese Irritationen und gesellschaftlichen Störmomente konzentrieren. In einer erst kürzlich im Vereinigten Königreich von Radio 4 durchgeführten Umfrage belegten Mobiltelefone den dritten Platz unter den meistgehassten Erfindungen der letzten hundert Jahre (während das herkömmliche Telefon zu den zehn beliebtesten Erfindungen im selben Zeitraum gehörte). Daher wollten wir Telefone konstruieren, die genau diesen sozialen Aspekt der Technik ansprechen – als Gegenpol zum ständigen Bestreben der Industrie, ihre Produkte durch immer neue technische Spielereien aufzuwerten.

Mobiltelefone waren nie eine Spielwiese für äußerliche Innovationen. Darin unterscheiden sie sich z. B. von der Kfz-Industrie, die eine ausgedehnte Entwicklungsphase mitgemacht hat – mit unterschiedlichsten Ansätzen zu Mechanik, Motorkonzepten und Karosserieformen. Die Phase der Divergenz in der Autoindustrie wich allmählich einem homogenen Ansatz (Verwendung des Lenkrads, standardisierte Anordnung der Pedale usw.), dem heute sämtliche Hersteller im Großen und Ganzen folgen. Mobiltelefone blieben hingegen in Bezug auf Form und Bedienung seit den frühesten Modellen beinahe unverändert. Dieses entwicklerische Desinteresse führt zu einer Einschränkung der interaktiven Erfahrungen mit Mobiltelefonen. Social Mobiles will diesem Umstand durch die Einführung einiger radikaler neuer Ideen zur Interaktion und Funktion des Mobiltelefons begegnen.

Social Mobiles entstand in Zusammenarbeit mit der internationalen Design-Beraterfirma IDEO. Das Projekt wurde gemeinsam mit zahlreichen Designern aus den unterschiedlichsten Bereichen erarbeitet. Dadurch konnten wir einige in Form und Funktion ausgesprochen raffinierte Prototypen herstellen. Jedes Telefon wurde mit größter Sorgfalt neutral designt. Diese Geräte sollten nicht als die „nächste Generation“ von Mobiltelefonen verstanden werden. Ihre Gestaltung sollte das Datum ihrer Herstellung möglichst gut verschleiern – sie sehen zugleich altmodisch und modern aus und es kommen ungewöhnliche Materialien wie etwa Holz zur Verwendung. Das neutrale Design der Geräte sollte den Betrachtern vor Augen führen, dass es hier hauptsächlich um Interaktion und nicht einfach um Form geht.

Das Team: Crispin Jones, Graham Pullin, Mat Hunter, Anton Schubert


Aus dem Amerikanischen von Susanne Steinacher