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Ars Electronica 2006
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Moon Ride


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Untertags schließen sich vorbeifahrende Radfahrer am Linzer Hauptplatz zu einem Moon Ride zusammen. Sie spannen ihre Räder in unzählige bereitgestellte Generatoren ein und laden mit ihrer Muskelkraft einen großen Akku auf. Jeder Tritt in die Pedale zeichnet sich auf einer Ladestandsanzeige ab. In der Nacht bringen die gespeicherten Passantenströme einen großen, über den Dächern der Stadt schwebenden Ballon zum Leuchten. Dieser weithin sichtbare Entladungsprozess kann bis in die frühen Morgenstunden dauern.

Zu einem festgelegten Zeitpunkt in der Abenddämmerung wird die Leistung der strampelnden Radfahrer direkt auf den Ballon geschalten, der sich mit zunehmender Tretleistung immer stärker als künstlicher Mond am dunklen Nachthimmel abzeichnet. Das Surren der durch Muskelkraft angetriebenen Generatoren spannt einen Soundteppich über den Platz. Die Zuschauer treiben bei dem Spektakel die Akteure zu immer mehr Leistung an, bis das zur Erschöpfung getriebene Menschenkraftwerk den Ballon in voller Leuchtkraft erstrahlen lässt.

Moon Ride ist eine sinnliche Auseinandersetzung mit den Mythen und Riten der von Licht und Ton dominierten E-Culture. Er ist zugleich ein minimalistisches Spiegelbild unserer elektronischen Welt, das Ladungs- und Entladungsvorgänge im Alltag sichtbar macht.

Während das Radeln am Stand eine typische Erscheinung im Fitnesscenter und Ausdruck der Wellness- und Wohlstandskultur ist, so werden die Teilnehmer bei diesem Menschenkraftwerk wie Arbeiter industriell organisiert. Sie bilden eine menschliche Batterie, um ihre einzelnen Leistungen zusammenzuschließen. Der Zusammenfluss, diese sichtbare Verschmelzung körperlicher Anstrengungen vieler, bewirkt ein gemeinschaftliches Erlebnis, getragen von der Freude, an einem physikalischen Kraftakt teilzunehmen und eine große Lichtquelle zum Leuchten zu bringen. Es ist eine Form von elektronisch-industrieller Massenbefriedigung, bei dem das finale Aufleuchten des Ballons den Höhepunkt verkörpert.

Eine Auftragsarbeit von Ars Electronica. Mit Unterstützung von Bundeskanzleramt / Kunstsektion, Robert Bosch AG, ICC International Cycle Connection B.V., Meinhart Kabel GmbH, Donau Touristik GesmbH. Spezieller Dank an E-Tech, Linz für die technische Unterstützung. In Zusammenarbeit mit Ars Electronica Futurelab (Robert Abt, Stefan Mittelböck).