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When Music and Computer Programs Grow Together


'Maki Namekawa Maki Namekawa

In der japanischen Kalligrafie werden die Gedanken, die man ausdrücken will, im Rhythmus des Ein- und Ausatmens auf das Papier gebracht. Die Zeichen könnten nach Tagesverfassung eine völlige andere Bedeutung haben. Die Schrift lebt und atmet. So ist das auch bei der Musik und ihrer Notation. Als ich das erste Mal mit einer notierten Klavierstimme konfrontiert wurde, die in einem Konzert zusammen mit einem Computerprogramm eingesetzt werden sollte, überlegte ich lange, wie das wohl funktionieren könnte. Glücklicherweise konnte ich aber mit dem Komponisten und Visual Artist Ludger Brümmer sehr eng zusammenarbeiten und dabei wurde mir klar, dass digitale Techniken in den Händen eines „musikalischen Künstlers“ das Zusammenwachsen einer Musik mit einem Computerprogramm ermöglichten, wobei das menschliche Atmen eine wesentliche Rolle spielt. Ludger Brümmer hat eine Fähigkeit entwickelt, dem Interpreten Raum zum Atmen und Phrasieren zu geben, wobei er auf musikalische Impulse meinerseits schnell mit seinem Computer reagieren kann. Das ist für mich wie Kammermusik, neu gestaltet im digitalen Zeitalter.

Die persönliche Entwicklung des Komponisten John Cage weist Parallelitäten mit Tendenzen in der Neuen Musik der letzten Jahrzehnte auf. Am Anfang seine Karriere hat er seine Kompositionen sehr genau und akkurat notiert, in der Erwartung, dass sich Musiker streng an diese Vorgaben halten würden. Später hat er seinen Interpreten zunehmend Freiheit und Fantasie ermöglicht und sich dank seiner Arbeit mit „Chance Methods“ wie dem Yijing sogar als Komponist zurückgenommen – ein selbst heute, in Zeiten digitaler Live-Performances, immer noch aktuelles Beispiel für viele Komponisten.