Die Visualisierung von Musik
'Wolfgang Winkler
Wolfgang Winkler
Musik ist eine Kunst, die extrem stark mit Visualisierung zusammenhängt. Ganz an vorderer Stelle steht bei dieser Betrachtung die Partitur selbst. Sie ist der schriftliche Ausdruck des inhaltlichen Wollens des Komponisten und Basis jeglicher Interpretation, sprich Lesart. Auf der anderen Seite stehen der Musiker, das Orchester und sein Dirigent. Ob der Konzertbesucher will oder nicht, die Optik eines Konzertes ist für seine Rezeption von entscheidender Bedeutung. Ein Konzert mit komplexer Musik im Radio, also ohne Bild, wird ganz anders gehört als dieselbe Musik im Konzertsaal. Bild und Musik, könnte man also formulieren, bedingen einander.
Diesen Gedanken haben Ars Electronica und das Brucknerhaus zur Idee ihrer gemeinsamen Projekte gemacht: Musik und Visualisierung. Die Visualisierung der Oper Das Rheingold, wie sie vor zwei Jahren in einer gemeinsamen Produktion von Brucknerhaus und Ars Electronica Futurelab vorgestellt wurde ist ein Modell für die verschiedenen Möglichkeiten einer visuellen Umsetzung, die größtenteils auch durch die verfügbare Technik bestimmt sind.
Damals war Johannes Deutsch der bildende Künstler, der den Inhalt von Das Rheingold in seine Bildsprache umsetzte, die wiederum durch die Technologie des Ars Electronica Futurelab und durch musikalische Parameter wie Schnelligkeit und Lautstärke in Echtzeit gesteuert wurde.
Die Produktion von Le Sacre du Printemps von Igor Strawinsky ist die Weiterführung dieses Gedankens. Grundsätzlich geht es um eine neue Dimension der Sichtbarmachung von Musik. Ausgehend davon bietet sich die Möglichkeit, auch den Bühnenraum jedes Theaters um diese Dimension zu erweitern. Ein neues Feld bei der Produktion im Rahmen des Brucknerfest 2006 ist die Umsetzung der Dreidimensionalität auch außerhalb des Konzertsaales. Da dieses Konzert gleichzeitig als klassische Linzer Klangwolke im Donaupark erklingt, haben die Besucher dort die Möglichkeit, die Optik des Saales auch im freien Raum zu verfolgen.
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