Noto Photo O-Ton
'Christian Helbock
Christian Helbock
NOTO - KENNTLICH MACHEN
KENNZEICHNEN BEZEICHNEN OCCASIONELL: SCHREIBEN
- ANMERKEN
>> AUFZEICHNEN WAHRNEHMEN BEOBACHTEN >> SEHEN AUF JEMANDEN ANSPIELEN: SE INDOLUISSE NOTATAM OCCASIONELL: >> UNTERSUCHEN ENTSCHEIDEN FOTON: In der Quantentheorie das kleinste Energieteilchen einer elektromagnetischen Strahlung.
FOTOGRAMMETRIE: a) Verfahren zum Konstruieren von Grund- und Aufrissen aus fotografischen Bildern von Gegenständen; b) in der Messtechnik und Kartografie das Herstellen von Karten aus der Fotografie des darzustellenden Gebietes.
NOTO verwendet Fernsehen als formale Camouflage und nutzt die symbolische Funktionsweise des Mediums. Unter dem eingeführten Label werden Kamera und Mikrofon, die Insignien einer Sendeanstalt, als reale Fiktion im öffentlichen Raum eingesetzt, bezeichnen selbst aber den gegebenen Begriff der Medialisierung von Öffentlichkeit. NOTO tarnt sich so vor dem Hintergrund einer tatsächlichen Fernseh-Realität – ohne jedoch restlos in ihr aufzugehen.UNTERSUCHUNGSFELD Anhand der Fragestellung ”Sind Sie für oder gegen den NATO-Beitritt Österreichs?”, ”Warum sind Sie für oder gegen den NATO-Beitritt Österreichs?” soll ein politisches Thema exemplarisch behandelt und an Einzelpersonen/Bevölkerungsgruppen herangetragen werden. Ziel ist die Erfassung einer sozialen Meinung und deren Dokumentation in der zeitlichen Abfolge des politisch-medialen Diskurses.ZITAT: Wenn man will, daß jemand, der nicht zu den Wortgewaltigen gehört, es schafft, etwas zu sagen (und oft sagt er dann ganz außerordentliche Dinge, Dinge, die diejenigen, die ständig das Wort führen, nicht einmal denken können), muß man ihn beim Sprechen unterstützen. Um das ein bißchen edler auszudrücken, könnte ich sagen: Das ist die sokratische Aufgabe in Reinkultur. Es geht darum, sich jemandem zur Verfügung zu stellen, der etwas Wichtiges zu sagen hat und von dem man wissen will, was er zu sagen hat, was er denkt; es geht darum, ihm zu helfen, es herauszubringen.
O-TON: Ich bin gegen alle diese globalen Vereinigungen. Das ist eine Illusion, daß es so bleiben kann. Aber man kann nichts dagegen tun, sagen wir so. Es kommt sicher anders, als man es sich wünscht. Aber es ist nicht aufzuhalten. Irgendwann wird alles von einer Seite regiert werden, glaube ich. Irgendwann hat ein Staat alles in der Hand. Momentan ist das Amerika.
O-TON: Ich habe den Krieg mitgemacht. Es ist gegen Frauen und Kinder gegangen und gegen alte Leute. An der Front sind weniger Leute zugrunde gegangen, weniger Männer zugrunde gegangen als hier in den Städten. Ich kann voll und ganz sagen, ich bin gegen alles, was mit Krieg und Kampf und Soldatentum zu tun hat. Sie sind ja keine Leibeigenen vom Staat, wenn sie Soldaten spielen müssen in ihrem Leben. Die Erfassung der Bevölkerung per Interview ist breit angelegt, die Klassifizierung der jeweiligen Gruppen unterliegt jedoch poetisch-arbiträren Kriterien. Gearbeitet wird an der Erstellung von etwa 20 Videobändern, geordnet nach den Buchstaben des Alphabets und einer chronologisch durchlaufenden Zahl. Ein erstes Band, aufgenommen in Wien/Innere Stadt, trägt so die Bezeichnung C1 (City, erstes Band). Weitere Bänder lauten auf D2 (Diagonale, ein österreichisches Filmfestival, zweites Band) bzw. V3 (Vernichtungskrieg, eine Ausstellung über Kriegsverbrechen, die von der Wehrmacht in der UdSSR und in Serbien begangen wurden, drittes Band) und sind in Graz bzw. Salzburg entstanden. Die Interviews werden in allen Bundesländern durchgeführt, im städtischen wie auch im ländlichen Bereich.O-TON: Da müßten eigentlich diese Experten, die sich damit befassen, schon eine Aussage machen, die das Volk irgendwie akzeptiert. Wenn Sie mit den Leuten sprechen: Der eine sagt nein, der andere sagt ja. Wenn das so einfach wäre, daß jeder einzelne Staatsbürger hier seine Expertenmeinung abgibt, dann kommt man nie zu was. Es müßte schon jemand da sein, der sagt, das ist notwendig, das brauchen wir unbedingt oder wir brauchen es nicht oder in anderer Form.
ZITAT: Das öffentliche Bild hat heute den öffentlichen Raum abgelöst, in dem die soziale Kommunikation stattfand; die Funktion von Straße und Marktplatz haben jetzt Bildschirme und elektronische Anzeigen übernommen. NOTO ist ebenso der Versuch, öffentliches Bild und öffentlichen Raum in dynamische Beziehung zu setzen. Unter dem Banner des Fernseh-Senders können die Empfangs-Instrumente eingerichtet werden. Das Mittel der Meinungsumfrage schafft dann die Voraussetzung dafür, die verschiedenen persönlichen Aussagen, kleine Wirklichkeitspartikel, zu sammeln. Aus dieser Sammlung von Bildern läßt sich im Lauf der Zeit eine ”soziale Strahlung” ablesen.O-TON: Ich glaube, es ist notwendig, die Diskussion zu führen, welche Sicherheit braucht Österreich? Wie kann man diese Sicherheit organisieren? Ob es die NATO ist, ist eine ganz andere Frage. Es müssen diFOe Grundlagen zuerst diskutiert werden. Welche Bedrohung gibt es, und wie kann man diesen Bedrohungen in den heutigen Zeiten entgegnen, wie kann man etwas tun, damit diese Bedrohungen nicht stärker werden? Ich glaube, daß die NATO vielleicht das ungeeignetste Mittel ist. Aber man müßte eigentlich einmal darüber diskutieren, und das geschieht leider nicht. Das Sammeln von sozialer Meinung, die Fundierung einer öffentlichen Debatte, hat ihr Gegenteil in der medialen Zerstreuung von Information. Eine Art der Zerstreuung behandelt der Kommentar zu einer Fotografie aus dem Ersten Weltkrieg:ZITAT: Explosionsort mit acht Granateinschlägen (1916). Die Explosionstrichter werden vermessen. Es ist ein Übungsgelände, nichts Wirkliches. In den Geschossen, die die Trichter verursacht haben, waren einige Milliarden Partikel ehemals lebendiger, dann (als Geschoß) toter und jetzt vernichteter Arbeit enthalten; diejenigen, die das Pulver, das Eisen, die Kanonen, die Kriegskunst, die Einzelschritte, die zum Krieg führen, produziert haben, steckten mit je einem Partikel im Geschoß, ihre wirklichen Beziehungen sind zerstreut und werden als Trichter vermessen.
O-TON: Ich würde gegen einen NATO-Beitritt stimmen am heutigen Tag. Die Sache ist noch recht klärungsbedürftig, und es wäre etwas mehr Verantwortung bei den politischen Parteien gefragt, um nicht zu polemisch zu werden in dieser Frage. Es müßte Platz sein für eine vernünftige politische Lösung, die jenseits des Parteiengezänks daherkommt. Mit fortschreitender Dauer, von Interview zu Interview, von Ort zu Ort und von Monat zu Monat wächst die Genauigkeit des ”sozialen Fotogramms”, entsteht aber gleichzeitig so etwas wie ein österreichisches Roadmovie, sozusagen ein politischer Heimatfilm, der bestimmte Aspekte der aktuellen Auseinandersetzung dokumentiert.O-TON: Die Politiker sollen zuerst einmal schauen, was ist alles zu machen, zu leisten, und dann, ist meine Meinung, das sollen nicht die Politiker alleine tun, das ist dann sicher kein sinnlos hinausgehautes Geld. Vorher richtig informieren, die Bevölkerung aufklären, und dann zu einer Volksabstimmung. Das ist genauso wie mit dem Euro, bitte sehen Sie das einmal im Fernsehen, das ist ja auch sehr unglaubwürdig. Das haben sie nicht sehr gut gemacht, das muß man auch so sehen.
Das war genauso mit dem Beitritt. Drei Jahre hat man es gewußt, und man hat nichts gemacht. Mit dem kleinen Zug, und wir müssen aufspringen. Wir sind doch nicht bei der Mickey Mouse. Das war sehr schlecht, sind wir uns ehrlich. Man hat die Bevölkerung, also uns, das Volk, praktisch nicht für ganz reif hingestellt: Nur so kann man es denen erklären.
DIE ABSPIELSITUATION Für die Sendung des NOTO-Programms ist ein Videorecorder und ein Monitor notwendig sowie ein mehr oder weniger öffentlicher Ort als Übertragungsraum. Gedacht ist z. B. an Büro-, Veranstaltungs- und Versammlungsräume von diversen Gruppen, ebenso an Installationen und Informationstische im Fußgängerbereich, an Geschäftsauslagen (mit Außenlautsprechern), an Kunstvereine, Galerien, Kultur- und Jugendzentren u. ä. Es werden also vorhandene Infrastrukturen in den verschiedenen Bundesländern mitbenutzt. Das Medium soll vom passiven Fern-Sehen hin zum aktiven Fern-Handeln verschoben werden.
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