Stadtwerkstatt:
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STWST
20. bis 27. Juni 1986
PRIMA VISTA
SUPERWEISENDE INSTALLATION
TRANSWORLD TELEFONE CONCERT
Konzeptausarbeitung: Astrid Esslinger Wolfgang Hofmann Thomas Lehner Georg Ritter Gotthard WagnerSTADTWERKSTATT Urfahrer Friedhofstraße 6 A–4020 Linz Tel. 0732/231209, 2318003 P. O. Box 28, A–4013 Linz
SUPERWEISENDE INSTALLATION – durchgehend im Kassenfoyer des Brucknerhauses, 20. bis 27. Juni 1986 – Wachhütte, Monitore, Scheinwerfer, Videoplayer.
Eine Skulptur der INTERNATIONALEN WACHSAMKEIT, Wachsamkeit nicht im Sinn von Kontrolle, Be- oder Überwachung, sondern Wachsamkeit als inneres Bewußtsein für Offenheit.
Realisierte Projekte aus dieser Serie: Mr. and Mrs. X – Rexfort, Montana, USA 1983 Abseitge Modenschau, 1984 – 86 – Stadtwerkstatt 1984 Ziegelturm in Zeitspirale – Donaupark Linz, 1986PRIMA VISTA – wo kann man heute noch hinschauen? Der Titel PRIMA VISTA(1) steht in diametralem Gegensatz zum Phänomen, das dem Anspruch und Ziel des tatsächlich durchgeführten Projekts zugrunde liegt.
Das intuitive Erfassen im Nu steht der längeren Weile gegenüber, mit der das Auge im Anblick ruht und grundelt. Die PRIMA VISTA wird das stille Gefolge einer Absage an die Möglichkeit gewesen sein, die Wüste zu sehen, ohne zu schwitzen.
Auf einem Lastkraftwagenanhänger, der als Vorführgerät fungiert, werden räumliche Antworten auf die Gewöhnung durchs Stadtbild gekarrt.
Das Primavista-Projekt ist innovativ und konservativ zugleich: Einspruch gegen die technizistisch produzierte Hektik einer Ära, die das kontemplative Beobachten liquidiert hat. Ausblick auf eine Zukunft, in der man sich wieder den Müßiggang für die Versenkung ins versprengte Detail nimmt.
Samstag, 21. Juni, 24.00 Uhr, Saal der Stadtwerkstatt TRANSWORLD TELEPHONE CONCERT – Summer Solstice and Full Moon Special across all time zones, gezündet von OFF – TAT Frankfurt.
Live aus: Los Angeles, Riga, London, Gambia, Melbourne, Bern, Balkan, Djakarta, Budapest, Frankfurt und Linz.
Besonderes regt sich zur Sommersonnenwende. Waren es früher Feiern im lodernden Feuer der intimen Dorfgemeinschaft, so wird in diesem Falle heute mittels Telefon ein musikalisches Rundgespräch um die Welt stattfinden. Keine Kommunikation, sondern wie es klingt. Wir nehmen bei dieser Gelegenheit rigoros auf den Zusammenhang zwischen Telefon und Feuer bezug. Abgesehen davon, daß die rapide Entwicklung der Verständigungstechnologie die Welt zur Dorfgemeinschaft schrumpfen läßt, haben es fürderhin sicher andere Riten zu sein als zur Sonnenwende ums Telefon zu stehen und Flamme emporzusingen.
Die Welt im 50-Hertz-Rhythmus (Zirpen) sehen wir auf dem Bildschirm (Ausschnitt), der Rest bleibt uns verborgen. Ungefährdet in den Rachen der Schlange zu tauchen oder die Wüste zu sehen ohne zu schwitzen; ein extensiver Komfort – die entschärfte Wirklichkeit im Rechteck.
Es scheint alles leichter und schneller zu werden, Widerstand der Materie schwindet, die Erde beginnt zu schrumpfen, und die Menschen werden größer. Vorläufige Bilanz der Entwicklung ist Inflation. Vordergründiger Gehalt ist der Aufreiz des knisternden Bildschirms, der den Käufer zur sexuellen Explosion an der Kaufhauskassa treibt.
I slinger to TV power, tuck up in my shoes. Je suis une beautreaux, TV es mon matre. Erlösende Worte für angestrengte Menschen.
Heimat im kulturellen Sinn ist etwas, dessen Deklaration uns Schwierigkeiten bereitet.
Da bewegen die Menschen sich, ihre Güter, Daten und Informationen rund um den Erdball im Drang und Glauben, das Funktionieren der Gesellschaft zu gewährleisten.
Banalste Unterhaltung ist schon Bildung. – Das Fernsehen ist zur Weltreligion geworden. Nationale und internationale Information und deren Nachfrage sind Glaubensbekenntnisse.STADTWERKSTATT – STÄDTEWERKSTÄTTEN Eine aus gesellschaftlichen Drucksystemen erwachsene Gruppe, deren Selbstverständnis im wesentlichen darin besteht, daß Künstler per Selbstauftrag einen halböffentlichen Dienst versehen. Mittlerweile wird auf einer Gratwanderung zwischen Anerkennung und Boykott der entsprechende Freiraum für eine unverankerte und generöse Arbeitspraxis(2) gewahrt.
Alle sind Facetten einer geistig-genetischen Explosion auf einer unheimlichen Reise ins schöpferische Knockout.
Um mit der roten Karte in der Hand dennoch in vom gesellschaftlichen Fatalismus nichtvereinnahmter Bewegung zu bleiben, halten wir den adäquaten Radius aufrecht und entwickeln diesen – es erklärt sich der RELATIVE FREIRAUM.
Die Arbeit der Stadtwerkstatt ist Ausdruck ihrer Funktion als Aktionsträger im kulturellen Cinzano der Gesellschaft.
Im Haus Friedhofstraße 6 schuf die Stadtwerkstatt eine selbständige Struktur, ein unabhängiges regionales und internationales Aktionsfeld.
Seit 1979 agiert die Stadtwerkstatt zwischen politischen und ästhetischen Räumen.
Durchführung zahlreicher Veranstaltungen (ca. 600) verschiedenster künstlerischer Disziplinen.
Eigenproduktionen/Musikformationen: Post Stadtwerkstatt-Werksorchester Orchester Democratic Hermann Wurtcer
Netzarbeit: Unabhängiger Film Linz – UFL Video Linz
1983 "Sgraffito ALCHEMIE" an der Fassade des Stadtwerkstättengebäudes, Bauhütte der Stadtwerkstatt
1984 Ars Electronica
1986 Staatliches Museum Budapest – Filmvorträge Beitrag zur Ausstellung "Wohnen von Sinnen", Düseldorf-BADEKONZERTE
"Ziegelturm in Zeitspirale", Donaupark Linz, Bauhütte
Pfahlbau im Züricher See, Bauhütte
(1) vom Blatt spielen; bei Sicht; auf den ersten Blick.zurück
(2) Arbeit – Deren Gebiete haben sich aus dem zu ergeben, was anfällt und das kann – dem gesamtheitlichen Anspruch entsprechend – alles sein.zurück
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