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Prix Ars Electronica
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Prix-Jury

 
 
Veranstalter
ORF Oberösterreich

Statement der Jury für World Wide Web


Die Kategorie World Wide Web wurde zum ersten Mal beim Prix Ars Electronica 95 aufgenommen.

Die Jury entschied sich, das Werk "Idea Futures" mit der Goldenen Nica auszuzeichnen. Obwohl dieses Werk nicht formal eingereicht wurde, konnte die Jury nicht umhin, "Idea Futures" (kurz: IF) für den ersten Preis vorzuschlagen, weil es sämtliche Kriterien erfüllt: Webtauglichkeit, distribuierte Präsenz, gemeinschaftsbildend und -erhaltend, starker metaphorischer Wert und Generieren von virtuellen Entitäten.

Der künstlerische Inhalt von "IF" ist möglicherweise nicht auf den ersten Blick
erkennbar. Es ist jedoch ein Modell für ein System des kollektiven Denkens und der Informationsverarbeitung, das sich in Echtzeit selbst organisiert. Es setzt sich mit unserer kollektiven Schöpfungskraft auseinander, mit einem der besten Gebiete der Kreativität, das es gibt. "IF" ist ein Arbeitsmodell für unsere Zukunft, wo sämtliche wissenschaftlichen Behauptungen und künstlerischen Projekte als Zukunftsmodelle im System der Handelsbörse gehandelt werden. User kaufen und verkaufen Zukunftsmodelle aufgrund dieser Ideen. Dies ist ein neues Modell für die Finanzierung
von Unternehmen und Forschungsprogrammen. Ähnlich wie "e-money", doch wesentlich komplexer, ist diese Site der beste kollektive vorwärtsdenkende Prozeß, den die Jury im Web gefunden hat.

Die Jury vergab die zwei Auszeichnungen an "Ringo++" und "tO Public Netbase".

"Ringo++" gehört zu den interessantesten Gesellschaftsexperimenten, die den Web-Usern zur Verfügung stehen. Ein Modell des persönlichen Musikgeschmacks, das auf einer Auswahl der von den einzelnen Usern bevorzugten Interpreten gründet, ermöglicht es "Ringo++", andere Interpreten vorzuschlagen, die der User wahrscheinlich mögen wird
bzw. lieber meiden sollte. Das System vergleicht das Modell der einzelnen User mit den Modellen anderer User, die einen ähnlichen Geschmack haben, und bietet die Möglichkeit, aufgrund gemeinsamer Musikinteressen Kontakt aufzunehmen. Außerdem können Gruppen-Geschmacksprofile erstellt und on-line präsentiert werden.

"t0 Public Netbase": Die Wichtigkeit der "Netzines" als Kategorie kann man nicht überschätzen. Doch die Kriterien für die Unterscheidung zwischen einfachen On-line-Magazinen und denjenigen, die tatsächlich Web-tauglichkeit aufweisen, müssen den User-Input, gekoppelt mit einer sich selbst-organisierenden Datenbank, die entweder
auf Chatline- oder auf Konferenzbasis funktioniert, berücksichtigen. Es gab drei Gründe für die Entscheidung für "Public Netbase":
1. Es war der Kunst näher als ein Netzine wie z. B. "HotWired".
2. Es war interaktiver als "Tightrope".

3. Dank seines Hypermail-Konzepts, wodurch User gewöhnliche e-mail-Protokolle verwenden können, um weiterführende Inputs zu schicken, kam es dem Kern näher als alles andere, was wir in der Zine- Welt gesehen hatten.

Für jede Anerkennung beschlossen wir, Schlagwörter zu verfassen, um deren Kategorie besser zu beschreiben. Nachfolgend die zwölf Anerkennungen:

1. Self Server: "Station Rose Homepage"

2. Wachhund: "The File Room"

3. Gemeinschaftsressourcen: "OTIS"

4. Experimentelle Galerie: "Face To Face"

5. Netzine: "HotWired"

6. Device: "Snowball Camera"

7. Sensoren: "Current Weather Maps"

8. Homepage / Display: "aMAZEmg Web"

p. Mindware: "Digital Art Endeavors"

10. Bestes Echo auf Vorgaben des Marktes: "DigiCash"

9. Schaffung virtueller Id/Entität: "KaspaH's Home"

12. die Seite, die am ehesten zensuriert wird: "Mircosoft Hate Page".

 
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