ANERKENNUNG
Vienna 1402
Marcus Salzmann, Alexander Szadeczky
Nofrontiere entwickelte vier interaktive „mediatekturale" Installationen sowie eine 3D-Visualisierung und Animation des mittelalterlichen Judenviertels (Gettos) und dessen Synagoge, die einen Teil der Dauerausstellung des Museums am Judenplatz in Wien bilden. Indem ausgewählte Aspekte des jüdischen Lebens im Mittelalter beleuchtet werden, schaffen die Installationen einen kulturhistorischen Kontext, in den sich die ausgegrabene Synagoge und die ausgestellten archäologischen Funde nahtlos integrieren. Jede Installation bezieht sich auf eine ganz spezifische Ideenwelt.
Die Installationen ermöglichen es den Besuchern mittels hoch entwickelter Interface-Techniken, sich auf eine individuelle historische (Wieder-) Entdeckungsreise durchs mittelalterliche Getto zu begeben. Das Projekt bemüht sich, auch das Bilderverbot der jüdischen Kultur durch Abstraktion erfahrbar zu machen- es ist ein Versuch, Gegenstände durch Reduktion darzustellen, dabei aber nicht die Wahrnehmung des Betrachters einzuschränken, sondern vielmehr Licht in seine Imagination zu bringen. Das Ergebnis der intensiven Zusammenarbeit mit jüdischen Gelehrten und öffentlichen Stellen ist eine zwölfminütige Visualisierung, die den Besuchern die Gelegenheit gibt, die urbane Struktur des mittelalterlichen Gettos zu erfahren. Auf einer Projektionsfläche von 2 mal 3 Metern können Besucher das Judenviertel durchwandern, ein Spital, die Stube eines Geldwechslers oder eine Schule besuchen, bis sie schließlich bei der mittelalterlichen Synagoge ankommen. Aus der anfänglich eher vagen Idee, den Besuchern mehr zu bieten als nur die abstrakten Grundlagen der zentralen Themen der Ausstellung, entstand das konkrete Konzept, die eingelullten Konsumenten von ephemeren, repetitiven Inhalten der Massenmedien mittels modernster Visualisierungs-techniken aufzurütteln. Das Ziel war nicht, das vorhandene Material didaktisch in leicht verdauliche Wissenshappen aufzuteilen, sondern den Besuchern das Werkzeug an die Hand zu geben, das untergegangene Reich des Wiener Judentums selbst neu zu entdecken. Aus dem Grundmaterial einfacher Handzeichnungen, grob skizzierter Stadtpläne sowie detaillierter Pläne des Ausgrabungsortes wurde ein exaktes 3D-Modell für insgesamt 320 Objekte erstellt, nicht nur für die 38 Gebäude, sondern auch für alle Gegenstände, denen der Besucher auf seinem Weg begegnen kann.
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