Ich habe meine Stücke immer als im Fluß befindlich angesehen – neue Fassungen sehe ich als eine ständige Manifestation von Ideen, die sich jedesmal auf andere Weise entfalten, verschmelzen, kollidieren. Ich verwende seit jeher älteres Material, das ich vollkommen umarbeite.

Ein anderer Aspekt meiner Arbeit bezieht sich auf die Frage der „persönlichen künstlerischen Identität“. Ich versuche daraus ein Thema zu machen, indem ich verschieden Formen von Zusammenarbeit teste und entwickle.

Tulpas ist ein weiterer Schritt in der Auslotung dieser Aspekte meiner Arbeit: Jedes Stück ist eine vorläufige Version aus einem Prozeß, der zu einer anderen Version führen kann – oder zu etwas ganz anderem. Darüber hinaus sind „meine“ Stücke Elemente einer kontinuierlichen Serie von Austausch-(Ko-)Operationen. Dabei sehe ich keinen meiner Tracks als die „Realisierung“ dieser Gedanken an – jeder entsteht aus einem echten musikalisch/ ästhetischen Bedürfnis heraus, das sich mit den konzeptionellen Verpflichtungen auf mannigfache Weise überschneidet.

Zu Tulpas habe ich nur Künstler eingeladen, deren Werk ich schätze und mit denen ich meinem Gefühl nach einiges gemeinsam habe. Natürlich haben sie alle ihre eigenen Ansätze und Arbeitsmethoden, die sich von meinen unterscheiden. Deshalb dachte ich mir, die Verwendung von existierenden RLW-Tracks für das Projekt könne einen interessante Einblick in diese Gemeinsamkeiten und Unterschiede geben. Der Ansatz und die Ergebnisse blieben den Mitwirkenden überlassen – ob sie sich nur auf die Struktur einer existierenden RLW-Komposition bezogen und ihre Klänge verwendeten oder von der Vision der von ihr ausgelösten Atmosphäre ausgingen oder sie „nur“ neu oder als Remix arrangierten ...

CD1 realisiert die Grundidee mit sieben Interpretation derselben Komposition, Nameless Victims; CD2 bezieht sich auf den Grundgedanken von RLW; CD3 zeigt verschiedene aktuelle Aspekte meiner Arbeit auf; CD5 hingegen konzentriert sich auf fundamentale Anliegen meiner früheren Arbeit, während CD4 damit verbundene konzeptuelle Anlagen ausführt.