default to public

default to public

Jens Wunderling (DE)
http://www.defaulttopublic.net / http://www.sport4minus.de

Award of Distinction Interactive Art
Dokumentation

„default to public“ ist ein Projekt, das sich mit der Diskrepanz zwischen dem Gefühl einer Privatsphäre im Web und in der physischen Welt beschäftigt. Es besteht aus einer fortlaufenden Serie von Objekten und Interventionen, die die physische Welt mit der Online-Welt auf unerwartete und narrative Weise verbinden, um ein Bewusstsein für die Selbstentblößung zu schaffen.

Die drei Kernelemente von „default to public“ (Status Panel, Tweetleak und Tweetscreen) rufen irritierende Gefühle hervor, die die Selbstentblößung weder verdammen noch gutheißen. Sie sind so neutral wie Twitter selbst, und dennoch geben sie ein starkes Statement betreffend der Wahrnehmung von „privat“ und „öffentlich“ im Web ab und sollen Reflexion und Kommunikation über dieses Thema hervorrufen. In Zeiten raschen Wandels im Kommunikationsverhalten, in Medienzugang und -kompetenz will das Projekt „default to public“ das Bewusstsein für die möglichen Auswirkungen auf unser Leben und unsere Privatsphäre schärfen.

Alle drei Objekte folgen einem einfachen, aber kraftvollen Prinzip: Information aus dem Twitter-Netzwerk (das für „Information im Web“ steht) wird in einem anderen öffentlichen Environment dargestellt; die Dokumentation dieses Prozesses wird wiederum in die digitale Öffentlichkeit eingespeist, und die Autoren der Information werden über diese „Entführung“ in Kenntnis gesetzt. Zwei öffentliche Sphären werden zeitweilig miteinander verknüpft, was sich auf die Kommunikation im digitalen öffentlichen Bereich auswirkt, der offenbar als „weniger öffentlich“ angesehen wird als die physische Welt, obwohl er eine viel größere Reichweite hat als die klassischen Medien.

„Status Panel“, ein klassisches Designstück, verstärkt die Funktionalität eines wohlbekannten Interfaces. „Tweetleak“, ein anthrazitfarbener monolithischer Pfeiler, der im öffentlichen Raum steht, gruppiert Tweets aus seinem Umkreis und „materialisiert“ sie. Die gesammelten Fragmente aus dem Leben der Menschen im Web verlassen den digitalen öffentlichen Raum auf selbstklebenden Papierstreifen.

„Tweetscreen“ ist eine vernetzte Projektion/Installation im öffentlichen Raum, die nahe ihrem eigenen physischen Ort geschriebene Tweets auf einer großen Projektionsfläche anzeigt und somit in ein weithin als „öffentlich“ aufgefasstes Medium transferiert.

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