Drink.Pee.Drink.Pee.Drink.Pee
Britta Riley, Rebecca Bray
http://www.submersibledesign.com/drinkpee/
Das Projekt „Drink.Pee.Drink.Pee.Drink.Pee“ betrachtet Urin nicht als Abfallprodukt, sondern als reichhaltige Nährstoffquelle. Das „Urine Fertilizer Lab“ verwandelt ihn in Dünger für Zimmerpflanzen und entfernt dabei jene Stoffe, die sich schädlich auf die Gewässer auswirken, in denen der Urin normalerweise landet. Man pinkelt in einen Behälter, erfährt etwas über die Rolle von Urin im Wasserkreislauf, wartet eine Reihe chemischer Reaktionen ab, und erhält am Ende einen aus dem eigenen Körper gewonnenen Trockendünger.
Das Projekt entwickelte sich aus der Frage nach einem rücksichtsvollen, aktiven Umgang mit unserem Ökosystem, der die Auswirkungen unserer Präsenz auf den Planeten mildert.
Menschlicher Urin wirkt ökosystemübergreifend. Wenn wir ihn die Toilette hinunterspülen, gelangen seine hochkonzentrierten Nährstoffe in den Wasserkreislauf. Da Urin in heutigen Kläranlagen nicht restlos abgebaut wird, kommt es durch überschüssigen Stickstoff und Phosphor zu unmäßigem, alles erstickendem Algenwuchs. Medikamentenrückstände können zur Sterilisierung oder Mutation anderer Lebensformen führen. Spuren davon bleiben auch in den Wasserreservoiren zurück, aus denen wir letztlich wieder trinken.
Allerdings muss dieses flüssige Nebenprodukt unseres täglichen Lebens nicht zwangsläufig umweltschädlich sein. Urin kann auch eine reiche Nährstoffquelle darstellen, wenn es in den richtigen Teil des richtigen Ökosystems gelangt.
Unser globaler Umgang mit Urin ist ein Beispiel für nicht naturgemäßes Wirtschaften. Die neuesten Formen umweltfreundlicher Abwasseraufbereitung versuchen, die Nährstoffe zu Dünger zu recyceln. Doch wie die meisten Versuche, das Ökosystem im großen Maßstab zu managen, bringt das seine eigenen Probleme mit sich. Großlösungen sind mit langen Wegen, riesigen Volumina an materieller Infrastruktur und gewaltigem Energieverbrauch verbunden.
Vor uns liegt eine potenzielle Aufweichung und Aufteilung – eine Naturalisierung – der Handlungsmacht, die uns von einer zentralisierten Großbewirtschaftung von Ökosystemen wegführt. Statt den Urin kilometerweit durch neue Rohrsysteme zu schicken, aufzubereiten und damit gedüngte Lebensmittel zu kaufen, könnten wir ihn gleich für unsere eigenen Zimmer- und Gartenpflanzen recyceln und damit den Nährstoffaustausch auf einen Bereich einschränken, der unserem Verantwortungsbereich entspricht. Mit dem Projekt „drink.pee.drink.pee.drink.pee“ fordern wir dazu auf, Urin nicht nur als Abfallprodukt, sondern als potenziell reichhaltigen Nährstoff zu sehen, der im eigenen Ökosystem verwaltet werden kann.
Vielleicht können wir uns von passiven Förderern zentralisierter Großbewirtschaftung zu einem Netzwerk intelligenter Ökosysteme entwickeln. Wenn wir künftige Innovationen in Bereichen wie Nanotechnologie, Biochemie und Sensorik in die Hände der Allgemeinheit legen, schaffen wir vielleicht bessere Möglichkeiten, Materialen in unserer unmittelbaren Umgebung selbst umzuwandeln, statt sie einfach zu konsumieren und wegzuwerfen. Wir können aktive Gestalter im Zentrum der eigenen Mikroumgebung werden, die begeistert immer neue Austauschmöglichkeiten von hyperlokalen organischen Materialien finden und intelligent mit ihrer Rolle in natürlichen Kreisläufen umgehen.
Workshops (auf zwölf Teilnehmer beschränkt):
Do 3.9. 13.00 – 14.30 Uhr & 15.00 – 16.30 Uhr
Fr 4.9. 13.00 – 14.30 Uhr & 15.00 – 16.30 Uhr
Sa 5.9. 13.00 – 14.30 Uhr & 15.00 – 16.30 Uhr
So 6.9. 13.00 – 14.30 Uhr & 15.00 – 16.30 Uhr
Mo 7.9. 13.00 – 14.30 Uhr
I did a little interview with these amazing folks here:
http://www.theworld.org/2009/09/04/recreating-pre-war-nagasaki-in-3d-ars-electronica-2009-and-a-brief-history-of-gps-drawing/