OPENING CYBERARTS 2011
Der Prix Ars Electronica ist der weltweit höchstdotierte und in sieben Kategorien ausgeschriebene Preis für digitale Kunst. Mit der Ausstellung CyberArts 2011 zeigt das Festival preisgekrönte Arbeiten aus den Bereichen Hybrid Art, Interactive Art sowie Digital Musics & Sound Art. Das Opening findet am 1. September 2011 um 17:30 Uhr statt. Jeden Tag um 13:30 findet eine Führung durch die Cyberarts 2011 statt.
A Balloon for …
Davide Tidoni (IT)
Wie klingt ein Ort? Wie reagiert er auf Geräusche? Davide Tidoni (IT) lädt ein, dem akustisch nachzugehen: Zum Platzen vorgesehene Luftballons ermöglichen einen unkomplizierten Schnelltest an ausgewählten Orten.
A Tool to Deceive and Slaughter
Larsen Caleb (US)
Dieses Kunstwerk besteht einerseits aus einer kleinen Skulptur mit Controller und aktiver Internetverbindung und andererseits aus einem Script, über das sich die Skulptur auf eBay zum Ersteigern anbietet. Jede Er- bzw. Versteigerung führt dazu, dass das Script auf der populären Onlinebörse eine neue Auktion beginnt.
algorithmic search for love
Julian Palacz (AT)
Songs, selbst gedrehte oder heruntergeladene Videos: Es gibt wohl kaum eine private Festplatte, die nicht an völlig unübersichtlich gewordenen Datenmengen leidet. Julian Palacz (AT) hat ein kluges Suchwerkzeug entwickelt. Es findet gesprochene und gesungene Worte und Wortkombinationen und zeigt punktgenau die jeweilige Song- oder Videosequenz mit dem gesuchten Begriff an.
Be Your Own Souvenir
blablabLAB (ES)
Sich im Stadturlaub von einem Schnellzeichner porträtieren lassen war gestern. Der letzte Schrei sind Instantbüsten aus dem 3-D-Drucker! Be Your Own Souvenir lädt ein, sich in Pose zu werfen und das eigene Abbild in Form einer dreidimensionalen Statuette mit nach Hause zu nehmen.
Bee
Apostolos Loufopoulos (GR)
Die Soundarbeit bee entführt in den akustischen Kosmos der Insekten. Intensive Bewegung und teils rasante Tempi mit schnellen Übergängen charakterisieren diese Arbeit. Augenblicke der Ruhe, der Stille und minimaler Bewegung wechseln mit plötzlichen Ausbrüchen ab und verdeutlichen die antithetischen Bewegungsmuster von Fliegen, Bienen und Co.
Cinema for Primates
Rachel Mayeri (US)
Dass auch unsere nächsten Verwandten, die Schimpansen, dem Geschehen auf einem TV-Monitor interessiert folgen, ist seit Langem bekannt. Doch niemand machte sich bislang die Mühe, ein für Primaten ansprechendes Programm zu gestalten – und dann kam Rachel Mayeri (US). Cinema for Primates ist eine Reihe von Videos für die im Zoo von Edinburgh lebenden Schimpansen.
Continuization Loop
Wim Janssen (BE)
Ein nur aus schwarzen bzw. transparenten Flächen bestehender 35mm-Film läuft über 150 Führungsrollen und erzeugt so ganz ohne Projektion eine „wall of film“. Wim Janssens (BE) Arbeit greift damit Elemente aus drei Generationen visueller Medien auf: die Materialität des Films, die Leere des Videosignals und die binäre Logik des Digitalen.
empathetic heartbeat
Hideyuki Ando (JP), Junji Watanabe (JP), Masahiko Sato (JP)
Der eigene Herzschlag wird in dieser Installation zum Medium der Empathie. Über Stethoskop und Kopfhörer hören die ProbandInnen das Klopfen ihrer Herzen. Gleichzeitig sehen sie Filmausschnitte und verschmelzen akustisch so intensiv mit den ProtagonistInnen auf dem Bildschirm, dass sich das Herzgeräusch in totaler Empathie ganz im akustischen Sein des anderen auflöst.
Face to Facebook – Hacking Monopoly Trilogy
Paolo Cirio (IT), Alessandro Ludovico (IT)
Nach kritisch-subversiven Auseinandersetzungen mit Google und Amazon nahmen Cirio und Ludovico den Onlinegiganten Facebook ins Visier und haben das gut geschmierte Getriebe dieses sozialen Netzwerls mit einer eigens entwickelten Software unterlaufen. Diese rechnet sich durch die schier unfassbaren Menge der auf Facebook abgebildeten Gesichter und gruppiert sie in verschiedene Kategorien, die unseren alltäglichen Ordnungsmustern im Umgang mit anderen entsprechen.
Gambiocycle
Gambiologia Collective (Fred Paulino, Lucas Mafra and „The Goose“ / BR)
Die auf Rädern durch brasilianische Städte ziehenden StraßenhändlerInnen und VermittlerInnen politischer Informationen haben dem Gambiocycle Pate gestanden. Als ambulante Skulptur und mobile Sendeeinheit für digitale Graffiti und interaktive Videoprojektionen im öffentlichen Raum eignet sich das Gambiocycle ideal für elektronische Happenings und Informationsguerilla-Aktivitäten.
Inside the Tropospheric Laboratory
Agnes Meyer-Brandis (DE)
Als riesiger und ziemlich verwirrender Daten- und Bildergenerator macht das Tropospheric Laboratory u.a. Aerosole sichtbar, die als Gas-Schwebeteilchen-Gemisch den Kern der Wolken in der Atmosphäre bilden. Meyer-Brandis‘ (DE) Installation verschleiert dabei kunstvoll die Grenzen zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren, sind die Wolkenkerne doch gleichzeitig omnipräsent und aufgrund ihrer Nanogröße unsichtbar.
Is there a horizon in the deepwater?
HeHe (FR): Helen Evans (UK), Heiko Hansen (DE)
2010 explodierte die Ölplattform Deep Horizon, was die bis dato schlimmste marine Ölkatastrophe verursachte. Mit ihrer Performance Is there a horizon in the deepwater? arbeiten HeHe die ökologische Tragödie auf, indem sie das Ereignis en miniature rekonstruieren.
MACHT GESCHENKE: DAS KAPITAL
Christin Lahr (DE)
So restriktiv der Geldabfluss von Konten gehandhabt wird, so offen sind dieselben Konten für den Zufluss von Kapital. Unbeschränkt sind auch die Möglichkeiten, den Verwendungszweck einer Überweisung zu benennen. Christin Lahr (DE) hat die Kunst der Überweisung für sich entdeckt und wirkt der Verschuldung der BRD entgegen, indem sie seit 2009 der Deutschen Bundesbank täglich per Netbanking den Betrag von 1 Cent überweist und unter „Verwendungszweck“ 108 Zeichen lange Zitate aus „Das Kapital“ von Marx und Engels mitliefert.
May the Horse Live in Me
Art Orienté Objet (FR)
Die Performance schlägt eine Brücke zwischen Tier und Mensch und zugleich zwischen der Disziplin der ‚Bioart‘ und extremer Körperkunst: May The Horse Live in Me vollzieht das Ritual der Blutsbrüderschaft zwischen Pferd und PerformerIn. Immunologisch aufbereitetes Pferdeblut wird mit einer Spritze injiziert und setzt einen möglicherweise therapeutischen Prozess in Gang.
Newstweek
Julian Oliver (NZ/DE), Danja Vasiliev (RU/DE)
Newstweek ist ein technisches Gerät – klein und unscheinbar, aber dennoch für einen Anschlag auf das Nervensystem der Demokratie gut. Als vermeintlich zur technischen Infrastruktur von Internet Hotspots gehörendes Tool ermöglicht es Newstweek, die per W-LAN auf das Netz Zugreifenden ohne ihr Wissen empfindlich zu manipulieren – indem die auf Laptops, Smartphones und Tablets gelesenen News klammheimlich verändert werden.
Pigeon d’Or
Tuur van Balen (BE)
Dieser Lösungsvorschlag für das Taubenproblem besteht aus zwei elegant gestalteten Vogelhaus-Varianten für das Eigenheim respektive das geparkte Auto. Darin lassen sich Tauben fangen und mit einer speziellen Bakterienkultur füttern, die den hochinfektiösen Kot der Tiere zu einer Desinfektionslösung mit reinigender Wirkung etwa für Windschutz- oder Fensterscheiben umbaut.
Particles
Daito Manabe (JP), Motoi Ishibashi (JP)
Manabes (JP) und Ishibashis (JP) raumfüllende Installation ist ein traumhaft schönes Lichtkunstwerk. Auf einer Konstruktion, die an eine Achterbahn erinnert, können Lichtkugeln über einen Kontrollschirm in rasendem Tempo in alle Richtungen dirigiert und zu bewegten leuchtenden Mustern gruppiert werden.
Safe Cuddling
Helge Fischer (DE)
Ursprünglich als ironisches Statement zu den tief wurzelnden und von den Medien eifrig geschürten Ängsten der westlichen Gesellschaft gedacht, hat der für Kinder entworfene Safe Cuddling-Anzug für überaus ernste Diskussionen über den Umgang mit der elterlichen Angst vor dem Missbrauch ihrer Kinder gesorgt. Helge Fischers (DE) Konstruktion schützt davor. Und zwar, indem ein Alarmsignal ertönt, wenn ein Kind zu lange oder an unbotmäßiger Stelle liebkost wird.
Sentient City Survival Kit
Mark Shepard (US)
Das Sentient City Survival Kit ist ein bissiger und ironischer Kommentar zur sich in raschem Tempo materialisierenden Vision des ‚ubiquitous computing‘, mit dem eine lückenlose Überwachung unseres (Konsum)Verhaltens, unserer Gewohnheiten und Bewegungen einher geht. Es besteht u. a. aus einem jedes Videoüberwachungssystem mit schrägen Lichteffekten irritierenden Regenschirm, einer eigenwilligen Navigatons-App für das Handy, kommunikationsfähigen Kaffeebechern und Unterwäsche, die den RFID-Chip-Sensoren im Einkaufszentrum ein Schnippchen schlägt.
Six-Forty by Fourty-Eighty
Jamie Zigelbaum, Marcelo Coelho (US)
Diese Interpretation des Touchscreen-Prinzips besteht aus handlichen magnetischen Pixeln, die beliebig angeordnet werden können. Ein Fingerdruck genügt, um die Farbe eines Pixels zu ändern oder auf einen anderen zu kopieren.
TUNNEL
Rejane Cantoni (BR), Leonardo Crescenti (BR)
Der Tunnel ist eine feingliedrige, bewegliche Schleuse – lebende Architektur, die von mehreren Personen gleichzeitig begangen werden kann. Je nach Gewicht, Größe und Bewegung der PassantInnen verändert sie ad hoc ihre Gestalt und ihre Raummaße.