CERN – Ein Einstieg

Die Ars Electronica arbeitet in diesem Jahr eng mit dem CERN zusammen, denn wenn es um Fragen des Ursprungs geht, ist man hier genau an der richtigen Adresse, tief unter der Erde, wo die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Partikel und Kleinstteilchen aufeinanderprallen lassen, um den Urknall zu simulieren, um Schwarze Löcher zu erzeugen, um zu finden, was es eigentlich gar nicht geben kann, und gerade deswegen geben soll. Aber, Moment, stand da gerade etwas von Schwarzen Löchern? Sind die nicht gefährlich? War da nicht etwas mit Untergang, mit Schwups, und weg sind wir? Immer der Reihe nach.

Auf dem Radar der meisten Leute ist das CERN erst in den letzten Jahren aufgetaucht, und größtenteils haben wir das Medien zu verdanken, die gerne mal so tun, als hätten sie von irgendetwas Ahnung, und wenn sie‘s nicht tun, dann hauen sie auf den Busch. Dass im CERN allerdings nicht Wahnsinnige arbeiten, die danach trachten, unser aller Existenzen auf ein lichtloses Nichts zu reduzieren, das beweist dieses Institut bereits seit 1954. Seit mehr als einem halben Jahrhundert wird nach allem Möglichen und Unmöglichen geforscht, finanziert wird das Projekt mit Geldern aus der ganzen Welt, ebenso finden sich dort Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Herren und Damen Länder, insgesamt sind dort 8000 Leute beschäftigt, aus Österreich kommen ca. 200.

Die Bandbreite der verschiedenen Forschungsprojekte ist so groß, das würde sich nicht ausgehen, bis zum Festival, um aufzuzählen, was da alles passiert und passiert ist.

Das zweifelsohne spektakulärste Projekt am CERN ist ATLAS, ein unvorstellbar großes, komplexes, schweres und mysteriöses Messgerät. Tief unter der Erde gebaut, versucht man mit diesem Gerät herauszufinden, ob es so etwas wie Antimaterie gibt, also das Gegenstück zu allem, was existiert. Das kann man sich sogar als offener Mensch ohne entsprechende Vorbildung nicht so recht vorstellen, aber wir versuchen trotzdem, ein bisschen Licht in die Sache zu bringen, auch wenn wir das mit Antimaterie freilich gar nicht könnten.

Denn Antimaterie ist jener Teil des Universums, den wir optisch nicht erfassen können, egal womit. Das einzige, was wir tun können, ist die Gravitationseffekte dieser Antimaterie zu erfassen, und das ist freilich nicht ganz simpel, denn Gravitation geht von sehr vielen Dingen aus. Unter anderem deswegen hat man ATLAS gebaut, um diese Gravitationseffekte zu studieren. Einen etwas tieferen Einblick gibt es beispielsweise hier: http://public.web.cern.ch/public/en/Science/Dark-en.html

Weiters sucht man am CERN nach Higgs-Teilchen, die einen wesentlichen Bestandteil zum Verständnis des Urknalls darstellen, denn irgendwie gehen sich die Energien und Energiepotenziale nicht aus, und man nimmt an, dass zum Ausgleich alle Energieteilchen im Moment des Urknalls keine Masse hatten, und erst beim Abkühlen von Higgs-Teilchen bemasst wurden, je länger die Interaktion war, desto mehr. Diese Teilchen soll es immer noch geben, und im ATLAS sucht man nach ihnen. Auch hierzu gibts noch eine etwas ausführlichere Erklärung: http://public.web.cern.ch/public/en/Science/Higgs-en.html

Ein weiteres Ziel ist die Erforschung von weiteren Dimensionen. Na serwas… http://public.web.cern.ch/public/en/Science/Dimensions-en.html

In diesem ATLAS ist übrigens auch das Sujet des Festivals entstanden. Was auf den ersten Blick aussieht wie ein Stern oder irgendwie auch Ähnlichkeit hat mit dem, was uns die Linse eines Fotoapparates entgegenschleudert, wenn wir ein wenig gegen das Licht fotografieren, ist in Wahrheit die Momentaufnahme einer Teilchenkollision, in ATLAS, und bei dieser Teilchenkollision entstand für die Bruchteile einer Nanosekunde ein winzigkleines schwarzes Loch. Und nein, es hat niemanden aufgefressen. Denn es gibt ja Theorien, dass so etwas ähnliches auch beim Ursprung des Universums, beim Urknall passiert ist. Zuerst Schwarzes Loch, Verdichtung, und was passiert, wenn zu viel Druck da ist, das kennen wir alle aus dem Alltag.

Wir werden übrigens den ganzen Sommer über immer wieder Besuch bekommen von den Damen und Herren von CERN, und sie werden uns Dinge erklären, die so weit außerhalb unserer Vorstellungskraft liegen, dass uns einiges abverlangt werden wird. Der Witz an der Sache ist allerdings, dass diese Dinge sehr, sehr wahrscheinlich der Grund sind, wieso wir überhaupt wissen, was Anstrengung ist, denn ohne diesen Dingen wären wir alle nichts.

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