Android-Human Theater “Sayonara”(Good-bye) im Neuen Dom, erstes Meeting
Die Enterprise hatte einen, Luke hatte zwei, und Professor Hiroshi Ishiguro hat sich selbst kopiert. Während C3PO und R2D2 rein optisch ziemlich rudimentäre Vertreter ihrer Art darstellen, gibt sich Data schon ein wenig mehr Mühe, auszuschauen, wie wir eben ausschauen, und spätestens der Geminoid lässt uns einige Sekunden überlegen, mit wem oder besser womit wir es zu tun haben. Wieso der Geminoid noch dazu der Coolste der bisher erwähnten ist?
Weil er echt ist. Täuschend echt.
Hiroshi Ishiguro ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Entwicklung von Robotern. Seit Jahren beschäftigt er sich damit, wie man einen Roboter möglichst menschlich agieren lässt, und wie man sie technisch soweit entwickeln könnte, dass sie uns gewisse Aufgaben übernehmen, wie beispielsweise die Vermittlung von Auskünften auf Flughäfen oder das Assistieren bei Hausarbeiten.
Seine bisher bekanntesten Werke, denn man kann hier durchaus schon von Kunst sprechen, sind die 2005 vorgestellte Repliee Q1, ein Roboter, der so ähnlich aussieht, wie eine ca. 35 jährige Japanerin, und schon ein beeindruckendes Repertoire an Reaktionen aufzuweisen hat. Zwickt man sie in den Arm, reagiert sie mit einem entsetzten Gesichtsausdruck, und weil man sich bei der Entwicklung auf die Bewegungen des Oberkörpers konzentriert hat, kommen diese schon sehr realistisch rüber.
Mit dem Geminoid klonte sich Ishiguro quasi ins Unsterbliche, zumindest solange die Bauteile wollen. Komplexe Sensorik ermöglicht es dem Roboter, auf seine Umwelt zu reagieren, und zumindest als Spielpartner für seine kleine Tochter taugt der Android schon ganz gut.
Martin „Maff“ Honzik, Sandra Gassner und Emi Ogawa (v.l.n.r) präsentieren Clemens Pichler vom Neuen Dom in Linz Ishiguros Android-Theater
Im Ars Electronica Center lässt sich ein weiterer seiner Roboter bestaunen, und zwar der Telenoid. Ishiguro sieht Roboter vor allem als Medien für Informationsvermittlung an und er ist davon überzeugt, dass sie für diese Aufgabe wesentlich besser geeignet sind, als beispielsweise das Internet.
Der Telenoid ist daher als Telefonassistent gedacht und funktioniert folgendermaßen: Beide telefonierenden Parteien haben jeweils einen Telenoid auf ihrem Schoß sitzen, und diese übermitteln die Emotionen, die durch die Telefonleitung manchmal auf der Strecke bleiben können. So kann man Missverständnisse vermeiden, der Telenoid kann aber auch tröstend umarmen oder anlächeln. Ein cooles Kerlchen, unbedingt anschauen.
Für das Ars Electronica Festival wird Hiroshi Ishiguro, der 2009 bereits Featured Artist war, nach Linz zurückkehren und im Neuen Dom ein Androiden-Theater inszenieren. Skynet ist zwar bereits online, aber das wird eine Vorstellung, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte, wenn man schon heute wissen möchte, wie die Welt in ein paar Jährchen ausschauen wird.