Der zweite Teil des Symposiums beginnt mit dem Gedächtnis der Natur, der DNA. Dazu wird uns die Molekularbiologin und Pflanzenforscherin Barbara Hohn die wesentlichen genetischen und epigenetischen einer biologische Erinnerung beschreiben. Nick Goldman, Mathematiker und Genomforscher vom European Bioinformatics Institute hat mit seinem Team durch das erfolgreiche Abspeichern und Wiederauslesen von mp3-files in DNA großes Aufsehen erregt. Er wird aber nicht nur davon berichten, welche Auswirkungen das für die Zukunft der Datenspeicherung haben wird, sondern auch mit der englischen Künstlerin Charlotte Jarvis über eine gerade gemeinsam begonnene Kunst-Wissenschafts-Kooperation berichten.
Ein weiterer Ausblick in die Zukunft der Erinnerung beschäftigt sich mit der Vision das menschliche Gedächtnis im Computer nachbilden zu können. Zwei Projekte, das Synapse Projekt in den USA und das europäische Human Brain Project stehen hier an vorderster Front. Aber kann ein Computer gebaut werden, der wie ein Mensch denkt? Dharmendra S. Modha von IBM sagt ja und wird in einem Tele-Talk über seine Arbeit mit kongnitiven Computersystemen mi IBM Almaden Research Center berichten. Die großen und zahlreichen Schwierigkeiten die es für eine Simulation des menschlichen Gehirns noch zu bewältigen gilt, sind Anlass für den etwas skeptischeren Blick, den der Mediziner, Physiker und Bioelektroniker Hans Ulrich Dodt von der TU-Wien mit uns teilen wird.
Der Abschluss des ersten Symposiumtages bringt uns zurück zur Neurowissenschaft, aber auch zurück zu Kunst: Rodrigo Quian Quiroga (Leiter des NeuroEngineering Lab der University of Leicester UK) wid über seine Erforschung der „Concept Cells“ – oft auch „Jennifer Aniston Neuron“ genannt – berichten und wie ihn seine Forschung zum Werk des großen argentinischen Schriftstellers Jorge Luis Borges brachte.
14:30 – 15:00 Barbara Hohn
15:00 – 15:25 Nick Goldman
15:25 – 15:50 Charlotte Jarvis
15:50 – 16:20 Q+A und Pause
16:20 – 16:40 Dharmendra Modha (Tele-Talk)
16:40 – 17:10 Hans-Ulrich Dodt
17:10 – 17:40 Rodrigo Quian Quiroga
17:40 – 18:00 Diskussion
Barbara Hohn (AT/CH) ist Biochemikerin am Friedrich Miescher Institut in Basel. Sie forscht u. a. über Genexpression und Rekombination sowie über Umwelteinflüsse auf die Stabilität von Pflanzengenomen.
Nick Goldman (UK) ist Mathematiker und Zoologe. Am European Bioinformatics Institute in Hinxton (UK) befasst er sich mit Algorithmen zur Erforschung der Genomentwicklung.
Charlotte Jarvis (UK) ist gegenwärtig Artist in Residence am Netherlands Proteomics Centre, wo sie 2012 die Arbeit Blighted by Kenning mit der in DNA enkodierten Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte geschaffen hat. Derzeit arbeitet sie unter dem Titel Ergo Sum an einem Alter Ego mit aus ihren eigenen Stammzellen gewonnenen Bauteilen.
Dharmendra Modha (US) hat Pionierarbeit auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz und der Gedächtnissimulation geleistet. Er gründete den Bereich Cognitive Computing am IBM-Forschungszentrum Almaden und leitet das DARPA SyNAPSE-Projekt. Mit seinem Team arbeitet er an einem Computersystem, das die wesentlichen Funktionen und Strukturen biologischer Gehirne imitiert.
Hans Ulrich Dodt (DE) ist Professor für Festkörperelektronik an der TU Wien. Mit optischen Methoden visualisiert er Nervenzellen und realisiert 3-D-Flüge durch das transparente Gehirn. In seinem interdisziplinären Forschungsgebiet Bioelektronik wendet er Ansätze aus der Astronomie auf Fragen der Hirnforschung an.
Rodrigo Quian Quiroga (AR) leitet das Centre for Systems Neuroscience und die Bioengineering Research Group an der University of Leicester (UK). Das Forschungsinteresse des preisgekrönten Physikers gilt den Prinzipien der visuellen Wahrnehmung und Erinnerung. Er ist der Entdecker jener „concept cells“ bzw. „Jennifer-Aniston“-Neuronen, die im menschlichen Gehirn für das Erinnern maßgeblich sind.