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Lohner Stringer (DE/US)

Der Digitale Spiegel erlaubt den BetrachterInnen, sich so zu sehen, wie das Gegenüber sie sieht, wie sie sich selbst aber nie so sehen können.

Wenn man sich im Spiegel betrachtet, sieht man sich stets so, wie man nur sich selbst sehen kann, nämlich als sein Spiegelbild; dieses Spiegelbild kann von einem Gegenüber jedoch nie so gesehen werden, denn es sieht sein Gegenüber natürlich um 180 Grad umgekehrt. Mit anderen Worten, wenn man seinem Gegenüber die rechte Hand zur Begrüßung gibt, erscheint diese dem Gegenüber auf seiner linken Seite.  Wenn allerdings die rechte Hand zu einem herkömmlichen Spiegel geführt wird, dann erscheint die Hand gleichwohl spiegelbildlich auf der rechten Seite des Sichtfelds.

Der Digitale Spiegel erlaubt nun dem Betrachter, sich so zu sehen, wie nur sein Gegenüber ihn sehn kann, nämlich seitenverkehrt.

Der Digitale Spiegel geht zurück auf Marcel Duchamps Bemühungen um das Object Trouvé, bei dem das Kunstwerk ohne jeden Entstehungs-Zwang durch den Künstler auskommt und dadurch alles zeigt, was der Künstler nicht selbst erschaffen hat. John Cage nahm diese Idee auf, als er durch seine Komposition „4.33“ die neuzeitliche Definition von Stille (Silence) gab: indem Stille alle Klänge sind, die wir nicht selber erzeugen. Gerhard Richter wiederum nahm diesen Gedanken in die bildende Kunst auf, als er den Spiegel in den Kunstraum als Bild an der Wand hing, somit sagend: Das Bild an der Wand zeigt alles, was es selbst nicht ist. Durch unseren Digitale Spiegel versuchen wir nun, diesen Ansatz in die Welt der Bewegten Bilder zu transportieren, indem der Betrachter sich sieht, ohne sich selbst zu sehen.

Credits

Entworfen von Henning Lohner & Nick Stringer, mit Unterstützung von The Active Image Company, Lohnerranger GmbH & exozet