Credit: Toby Smith
Unknown Fields (UK/AU)
Während der Rhythmus langsamer wird und die Beleuchtung die Bühne abtastet, lassen die schmuckbehängte Popstars mit ihren choreografierten Tanzbewegungen ihre vergoldeten Zähne für die Kamera blinken. In einer anderen Welt – in einem Loch in der Erde in der Wildwest-Bergbaustadt Ilaka in Madagaskar – bewegt sich eine andere Gruppe von Körpern im gemeinsamen Rhythmus, um mit der bloßen Hand Erde aus einer Edelsteinmine zu graben.
Hier ist es billiger, Arbeiter mit Reis zu bezahlen, als Bergbaumaschinen zu kaufen und zu erhalten. Perfekt synchronisiert schaufeln die menschlichen Förderbänder in Ilaka die Erde. Jeder Mann, sein Körper zum Bagger umfunktioniert, bekommt 50 Gramm Reis.
Unknown Fields haben aus jener Menge Reis, die ein menschliches „Förderband“ in einem Tag verzehrt, einen kostbaren Stein hergestellt, der die Systeme verkörpert, über die diese Welten aufs Engste miteinander verzahnt sind. Der rote Madagaskar-Reis, der überall auf dieser Schatzinsel wächst, ist das Grundnahrungsmittel der Minenarbeiter. Er wurde vor Ort gesammelt und zwecks Kohlenstoffanalyse zu Edelsteinspezialisten geschickt. Unknown Fields setzten den Reis im Labor extremer Hitze und hohem Druck aus und schufen so einen synthetischen Stein, in dem die Summe der Arbeit des menschlichen Förderbandes eingeschrieben ist. Nach der Herstellung wurde der Edelstein in einen Goldzahn eingesetzt – bereit für dieses Millionen-Dollar-Lächeln und die skandalösen Liedtexte. Von Kilojoules zu Karat. Im Lichte dieses unverschämten goldenen Grinsens wird deutlich, welche Kosten Luxus, Schönheit, eine Tagesration Reis und zwanzig Männer, die Erde aus einem Loch schaufeln, verursachen.
Credits
Commissioned by the Architectural Association and Middlesbrough Institute of Modern Art
Film and photography in collaboration with Toby Smith.