h.o + Dentsu
h.o is: Taizo Zushi, Hide Ogawa, Mizuya Sato, Yuichi Tamagawa and Emiko Ogawa
Dentsu is: Naoto Oiwa, Makoto Teramoto, Yasuharu Sasaki and Tsubasa Kayasuga
Mit dem stetigen Fortschritt der Informationstechnologie ändern sich die Lebensumstände und das Verhalten der Menschen und die Mechanismen des Markts zunehmend schneller. Man sollte annehmen, dass Suchsysteme wie Google leistungsstarke Funktionen für eine gezielte Suche nach Informationen bieten. Wir sind nicht länger passive Empfänger, die über verschiedene Kanäle, wie Fernsehen und Werbung, von einer Flut an Informationen überrollt werden, aus denen wir die für uns relevanten Daten mühsam herausfiltern müssen, sondern wir können nun proaktiv nach für uns wesentlichen Inhalten suchen.
Diese scheinbar effiziente Form der Informationsbeschaffung verhindert jedoch, dass wir „unerwartet“ auf Informationen oder Produkte stoßen, die für uns von Interesse sein könnten. Wir sind im Informationskäfig unserer Interessen gefangen: Die Wahrscheinlichkeit, dass wir Zugang zu für uns neuen Produkten oder Informationen erhalten, ist weitaus geringer als zu Zeiten der gezielten Massenwerbung.
Unser Projekt setzt beim Ars Electronica-Katalog 2009 an. Wir entwickeln einen Prototypen einer neuen Form der Werbung, die das Interesse der Zielgruppen unserer Werbeaktion an ihnen bislang unbekannten Künstlern und Projekten wecken und sie dazu animieren soll, den Festivalkatalog zu erwerben.
Der Katalog enthält detaillierte Informationen zu den an der Ars Electronica beteiligten Künstlern, den ausgestellten Werken und Installationen, zum Ars Electronica-Symposium und zu diversen Aktivitäten im Festivalzeitraum. Was wäre, wenn wir den real existenten Katalog mit Aktivitäten in einem virtuellen Raum wie dem Internet verbinden?
Wir haben ein System entwickelt, das die Aktivitäten und Suchanfragen der Besucher der Ars Electronica-Website zu einem Informationsgewirr („Buzz“) verdichtet. Dieses mappen wir dann mit Informationen im gedruckten Festivalkatalog und konvertieren es in physische Produkte. Jedes Mal, wenn auf die Website zugegriffen wird, wird eine Vielfalt an Daten generiert, die als physische Artikel in einer realen Buchhandlung präsentiert werden.
「P.xx scheint in Asien beliebt zu sein. (regionale Zugriffsdaten)」
「P.xx hat diese Woche vermehrt Beachtung gefunden. (Änderung der Zugriffsstatistik)」
「Menschen, die Interesse an P.xx zeigen, rufen anscheinend auch Informationen zu P.yy. auf (Seitenverlaufsstatistik)」
Mithilfe dieses Systems werden wir auch in Echtzeit generierte Lesezeichen und Papiertaschen drucken, um den Verkauf des Katalogs anzukurbeln.
Mit dieser Installation geben wir unmittelbar Einblick in das soziale Image des Ars Electronica-Festivals, indem wir webbasierte Informationen mit dem Festivalkatalog verknüpfen. Besucher des Festivals können „Werbeprodukte“, die aus Informationsgewirr und „Stimmen“ im Netz generiert wurden, mit nachhause nehmen. In dieser neuen Buchhandlung dient der Katalog nicht nur als Verkaufsprodukt, sondern auch als Werbeträger. Wir erzeugen so jene Atmosphäre des physischen Kontakts, die früher über traditionelle Werbemittel geschaffen wurde, und kämpfen damit gegen das uniforme, enge Werbesystem an, das von modernen Suchsystemen forciert wird.
Google plant die Digitalisierung aller Bücher um eine Volltextsuche zu ermöglichen. Bücher verlieren dabei ihre eigentliche Funktion, die einzelne „Buchseite“ als zentraler physischer Bestandteil von Büchern verliert ihren Sinn. Allerdings werden sich auch unsere Suchstrategien ändern und wir werden nicht mehr ausschließlich das Netz nach Informationen durchforsten, sondern bei unserer Suche nach Inhalten auch in direkten Kontakt mit der physischen Welt treten. Wenn wir die Welt sowohl von oben, gleichsam aus der Informationswolke des Internets, als auch von unten, aus einer bodenständigen, erdbehafteten Perspektive betrachten, wie können wir dann einfach und unkompliziert Zugang zu neuen Informationen erhalten? Werbeeinschaltungen sind hier sicher ein wichtiges Medium. Es sollte ein attraktives Informationsforum geben, das Menschen und Produkte zusammenbringt, ohne dass es als lästige Werbung empfunden wird. Wir sind überzeugt, dass wir bei unserer Suche nach neuen Werbeträgern unerwartete Einsichten in die Natur des Menschen gewinnen.
Dieses Projekt basiert auf einer Kooperation zwischen dem Künstlerkollektiv „h.o“ und der renommierten japanischen Werbeagentur „Dentsu“, die 2008 aufgenommen wurde. Als Nachfolgeprojekt des letztjährigen Festivalbeitrags, „A New Cultural Advertising Project (T‑shirt project)“, ist diese Arbeit ein Experiment mit neuen Werbeformen, die im Rahmen der Ars Electronica erprobt werden.
Mitglieder von h.o sind: Taizo Zushi, Hide Ogawa, Mizuya Sato, Yuichi Tamagawa und Emiko Ogawa
Mitarbeiter von Dentsu sind: Naoto Oiwa, Makoto Teramoto, Yasuharu Sasaki und Tsubasa Kayasuga