Programm

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campus2.0

06.09. - 11.09.10:00 - 19:00

Kunstuniversität Linz / Hauptplatz

HyperWerk Institute for Postindustrial Design HGK FHNW

HyperWerk ist der Name des Instituts für Postindustrielles Design an der HGK FHNW in Basel (Schweiz). Im Rahmen eines radikalen experimentellen und interdisziplinären Studienaufbaus entwerfen ca. 100 Mitwirkende (Studenten, Mitarbeiter und Dozenten) bedeutende Forschungsvorhaben, die die Prozesse des Übergangs von der Industriegesellschaft zu einer postindustriellen Realität untersuchen, die erst noch entdeckt werden muss. Strategische Projekte im Kontext jährlich wechselnder Themen und die systematische Organisation von aufgabenorientierten Formen internationalen Networkings, Austauschs und gegenseitiger Unterstützung gehören dabei zu den angewandten Forschunsgsmethoden.  

HyperWerk betrachtet die gegenwärtige postindustrielle Transformation als Hauptaufgabe heutigen Designs. In dem Bemühen, diesen unmittelbar bevorstehenden Wandel umsichtig zu gestalten, werden vor dem Hintergrund einer Ästhetik der Nachhaltigkeit zahlreiche soziale, pädagogische, ökonomische und technologische Aspekte mit berücksichtigt. Die Konzepte von neoanalog, der Aufbau des Netzwerks acar2 und die Organisation der Ausstellung Campus 2.0 sind prototypische Beispiele für strategische Projekte von HyperWerk in der realen Welt. Wie brauchen aufgeweckte Studentinnen und Studenten! Bewerben Sie sich für unseren Bachelor-Studiengang in Postindustriellem Design! Aufnahmeprüfungs-Gespräche können während des gesamten Festivals mit dem Leiter von HyperWerk, Prof. Mischa Schaub, vereinbart werden. Senden Sie bitte eine E-Mail an: mischa.schaub@fhnw.ch

Und vergessen Sie nicht, die Websites von HyperWerk/Institut für Postindustrielles Design (www.hyperwerk.ch) und der HGK FHNW in Basel (www.fhnw.ch/hgk/ihw) zu besuchen.  

„Senones dans les Vosges & acar2“  

2002 suchte das Institut für Postindustrielles Design HyperWerk der HGK FHNW einen Seminarort in Frankreich, der sich für eine projektorientierte Unterrichtsform eignen sollte. Nach kurzer Zeit führte diese Suche zu dem seit 1996 leerstehenden Kloster von Senones, das seit der Französischen Revolution als Textilfabrik genutzt wurde. Die 8000 Quadratmeter große Klosteranlage liegt in einer gleichermaßen reizvollen wie zu dem Zeitpunkt wirtschaftlich angeschlagenen Kleinstadt, in der seit dem Zusammenbruch der Textilindustrie eine extrem hohe Arbeitslosigkeit herrschte.  

Postindustrielles Design

HyperWerk befasst sich mit dem Übergang von der Industriegesellschaft zur postindustriellen Realität. Soziale, ökonomische und technologische Aspekte sowie bildungspolitische Überlegungen spielen eine große Rolle in dem Bemühen, diese Transformation umsichtig zu gestalten. Durch die Rahmenbedingungen vor Ort in Senones sah sich unser geplantes Unterfangen mit einer prototypischen Herausforderung konfrontiert – mit einer Situation, die mit der Lage vergleichbar ist, in der sich in ganz Europa unzählige, in Finanznot geratene Städte am Ende des Industriezeitalters befanden.    

Ein Projekt nimmt Gestalt an

Im Herbst 2002 erstellte HyperWerk die Grundkonzeption des  Projekts, die sieben Module beinhaltete, und präsentierte sie der Stadtverwaltung als Vorschlag für eine mögliche Strategie, mit Hilfe derer sich Senones mittelfristig von dem Schockzustand erholen und selbst einen wirtschaftlichen Aufschwung in Gang setzen könnte, um sich auf diese Weise zu einer Forschungsplattform zu entwickeln.  

Stadt-Labor und Labor-Stadt

Ein erster Test fand im Wintersemester 2003/2004 statt, als fünf Universitäts-Institute aus Basel, Muttenz, Aargau und Karlsruhe ein Projekt starteten, mit dem sie die Probleme und das Potential von Senones im Hinblick auf Stadtplanung, Architektur und Innenarchitektur untersuchen und Handlungsstrategien entwickeln wollten. Das Resultat dieses gemeinsamen Bestrebens war die Gründung eines Hochschulvereins namens Salm2, der das Kloster über einen Zeitraum von 20 Jahren für einen symbolischen Preis anmieten konnte. 75 % der Renovierungskosten, die beim Umbau der früheren Klausen der Mönche in ein Seminar-Hotel anfielen, wurden durch Fördermittel der französischen Regierung gedeckt. IKEA und das Hotel Les Trois Rois in Basel sponserten die Einrichtungsgegenstände. Eine Machbarkeitsstudie der Regierung sprach letztlich die Empfehlung aus, 16,8 Millionen Euro in das Projekt zu investieren. Natürlich freuen wir uns darüber, setzen aber nicht auf große Versprechen, sondern bauen lieber auf kontinuierliche Aufbauarbeit, um unser Projekt weiterzuentwickeln. So betrachten wir es z.B. als Anfangserfolg, dass es uns gelungen ist, im Zusammenhang mit acar2 zehn Arbeitsplätze in Senones zu schaffen.    

Rahmenaktivitäten und Module

Salm2 hat als Pächter des Klosters Senones die Verantwortung für die Verhandlungen mit Regierungsstellen übernommen und kümmert sich überdies um die Koordination der Rahmenaktivitäten, die von den semi-autonomen Projekt-Modulen ausgeführt werden. Gegenwärtig besonders aktiv sind die Theatergruppe Scène2, der Jugendverein D’Jeuns2 und das Modul acar2, das die Thematik „neoanalog“ entwickelt hat und in Senones eine ständig wachsende Laborwerkstatt betreibt.  

„Der Verein D’Jeuns2“  

Im Kontext dieser Salm2-Rahmenaktivitäten rief der Streetworker Philippe Meyer im Januar 2007 einen Verein ins Leben, dessen Ziel es sein sollte, arbeitslose Jugendliche zu qualifizieren, und zwar neben anderen Methoden auch mit Hilfe des Einsatzes neuer Technologien. Eine der Unternehmungen dieser Gruppe ist die Gründung eines Mode-Labels, das sich auf die Entwicklung von Kleidung mit eingenähter Computertechnologie spezialisiert hat und das von den Jugendlichen selbst geleitet wird. Es dauerte nur wenige Wochen, bis ein Workshop organisiert werden konnte, der interessierte Jugendliche und Experten auf dem Gebiet zusammenführte. Seit diesem Workshop arbeiten vier Personen intensiv an dieser Produktentwicklung. Diese Forschung schreitet parallel zur Einrichtung eines kostenlosen Internet-Cafés voran. Gegenwärtig arbeitet D’Jeuns2 überdies daran, ein Jugendzentrum zu renovieren und ein Reise- und Sportprogramm ins Leben zu rufen, wobei der überwiegende Teil diese Aktivitäten von den Jugendlichen selbst finanziert wird. Ihnen wurden von der Stadt projektorientierte Jobs angeboten, damit diese Vorhaben in die Tat umgesetzt werden können. Die Teilnahme von D’Jeuns2 an der Ars Electronica soll zeigen, dass arbeitslose Jugendliche, die über keinerlei finanzielle Mittel, über keine qualifizierte Ausbildung verfügen und in abgelegenen Gebieten leben, die von Politik und Wirtschaft abgeschrieben wurden, dass diese Jugendlichen im Kontext neuer Technologien durchaus erfolgreiche neue Unternehmen gründen können.

 „Ausdrucksstarker Rahmen“

Ein Team aus HyperWerk-Studenten war für die Gesamtkonzeption der Ausstellung und für die Konstruktion mehrerer großer Installationen verantwortlich. In erster Linie ging es darum, einen neoanalogen Designansatz in Bezug auf Digitalität zu präsentieren, ohne dabei auf Tastaturen oder Bildschirme zurückzugreifen.  

 „Digitalität ohne Display“

Die Herausforderung bestand darin, ein transportables, anpassungsfähiges, umweltverträgliches und zudem kostengünstiges System zu entwerfen, mit dem ein neoanaloger Informationsraum geschaffen werden kann. Die Ausstellung präsentiert einen kreativen Mix aus Vektorgrafiken, aus dem ausgiebigen Gebrauch eines extrem billigen chinesischen Laser-Cutters sowie aus recycelten Pappkartons.  

„Wäscheleinen-Display“

Für die große Ausstellung von Campus 2.0 werden die beiden Eckgebäude, die den Durchgang vom Hauptplatz zur Donau flankieren, durch Wäscheleinen miteinander verbunden. Zusammen mit 250 Boxer-Shorts und einigen Robotern formen diese Leinen ein sehr großes, billiges und spektakuläres Matrix-Display. Die Waschsalon-Botschaften dieser Matrixanzeige richten mit ihrem reizvollen italienischen Touch schöne neoanaloge Grüße an den Datenschutz aus.  

 „Tastatur ohne Tasten“

Die Input-Station für das Wäscheleinen-Display besteht aus einem sechs Meter langen schmalen Tisch mit einem Förderband-System, auf dem die Besucher Botschaften aus mit dem Laser geschnittenen Holzbuchstaben zusammensetzen können. Da dieser Input in der Öffentlichkeit stattfindet, wird vermutlich eine Art diskrete soziale Kontrolle im Hinblick auf rassistische und sexistische Botschaften erfolgen.  


Alle Termine:

06.09.  10:00 - 19:00
07.09.  10:00 - 19:00
08.09.  10:00 - 19:00
09.09.  10:00 - 19:00
10.09.  10:00 - 19:00
11.09.  10:00 - 19:00





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