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D er Fokus der Ars Electronica liegt seit den Gründungstagen
auf dem Spannungsfeld zwischen Kunst, Technologie und Gesellschaft. Dieses Spannungsfeld
in seinen zukünftigen Erscheinungs- formen zu er- und bearbeiten, hat sich das
Ars Electronica Futurelab zur Aufgabe gemacht.Künstler arbeiten in Ateliers, Forscher in Laboratorien? Das Inhalts- und Betriebskonzept des Futurelab vereint diese beiden Konzepte in einem Arbeitsumfeld, das das Analytische und Experimentelle eines Labors mit dem Künstlerisch-Kreativen eines Ateliers zusammenführt. Ergebnis ist ein von transdisziplinären Teams bestimmter Handlungsraum, der sich je nach aktuellen Kreationsanforderungen als Labor-Atelier oder Atelier-Labor immer wieder neu formiert. Dabei verschmelzen diese beiden Pole zu einer von klassischen Arbeitsmodellen dezidiert verschiedenen Herangehensweise an Projekte. Der konzeptionelle Ansatz ist im künstlerisch-kreativen Umgang mit substantiellen Verknüpfungsmöglichkeiten von Technologien und Inhalten zu suchen, der aus der Vielfalt an involvierten Know How Trägern resultiert, die vor allem auch noch nicht institutionalisierte Synergien von Fachdisziplinen herbeiführen. Derzeit arbeiten ca. 50 Künstler und Forscher auf 750m2 Atelier-, Labor- und Werkstattfläche an der Konzeption, Planung und Realisierung von internationalen Kooperations- und Auftragsprojekten, darunter Computerkünstler, Informatiker, Physiker, Medien- und Produktgestalter, Architekten, Game Entwickler, Telematiker, Soziologen, Kunsthistoriker, Kultur- und Kommunikationswissenschaftler. A us der den gesamten Arbeitsprozess kennzeichnenden Methodik der
„Shared Creativity“ entsteht für die Kreationen des Atelier-Labors typische Emergenz:
Inspirationen, Blickrichtungen und Herangehensweisen werden in Phasen intensiver
multidirektionaler Austauschprozesse zu inhaltlicher und gestalterischer Konzeption verdichtet.
Die Idee aus dem Atelier wird zum Prototypen im Labor, der Prototyp im Labor zur Idee;
das Ergebnis sind Lösungsansätze, die gemäß den Eigenschaften von Emergenzeffekten
irreduzibel auf ihre Ausgangseinheiten – mehr als die Summe der eingeflossenen Inputs – sind.
Eine weitere Eigenschaft ist die Unvorhersagbarkeit, die in diesem Zusammenhang die Originalität
der Lösungsansätze beschreibt, da sich diese sowohl in der inhaltlichen wie auch in der
gestalterischen Konzeption dezidiert aus den – oft nur vage formulierbaren –
Anforderungen eines Auftraggebers und den individuellen Rahmenbedingungen für die
Spezifikation des Projektergebnisses ableiten. Dabei arbeitet das Ars Electronica Futurelab
eigene Typologien von Projekten aus, die aufgrund der auf den Vermittlungsprozess fokussierten
Herangehensweise an die Mensch-Maschine-Interaktion im Realraum, im schirmbasierten Medium und
im 3D-Raum den Begriff des Human Computer Interfaces nicht von der Kontaktstelle aus denken,
sondern von den sich in der Interaktion entwickelnden ästhetischen, inhaltlichen und funktionalen Dramaturgien.Die Schwerpunktverschiebung von der Kreation interaktiver Installationen für das Ars Electronica Center zu Projekten für und mit externen Auftraggebern zeigt eine deutliche Marktöffnung für diese Art von künstlerischem KnowHow. Anwendungsbereiche haben eine Spannweite von Kultur und Bildung bis Industrie und Wirtschaft. Das Bewusstsein, moderne Informationstechnologien paradigmatisch für die Rolle der Kunst als wesentlicher Faktor gesellschaftlicher Innovation anzuerkennen, spiegelt sich in deren Bedarfen: Die Bespielung von internationalen Konzertsälen auf der einen, die innen- wie außenarchitektonische Mitgestaltung von Gebäuden für weltweit agierende Unternehmen auf der anderen Seite sind Ausdruck einer veränderten gesellschaftlichen Wahrnehmung gegenüber dem Einsatz von Medientechnologien, den durch sie erschließbaren Wegen der Vermittlung von Inhalten sowie den Inhalten selbst. S o zeigt die Reihe von Projekten im Bereich Media Performances
Ansätze, durch die Verbindung klassischer Werke mit computertechnisch gestützten
Ausdruckmitteln neue Aufführungspraktiken von Bühnenproduktionen zu erarbeiten
und durch visuelle Interpretationsmodi für Musik, Gesang und Tanz klassische
Genrebegriffe zur erweitern und neuartige Kunstformen auszuformulieren.D ie konzeptionelle Herangehensweise des Atelier-Labors
an Media Art and Architecture zeigt Emergenzeffekte in der Weise wie Medienkunst
zum ästhetischen, semantischen und funktionalen Komplement der Architektur oder
zur Architektur selbst wird. In der Reihe von Projekte ist entscheidend, wie
die individuellen Anforderungen von Bauobjekten mit dem Medienkunst - Ansatz
des Labor-Ateliers zu Prototypen kontextsensitiver Architektur zusammengeführt
werden und dies als visueller Ausdruck der Corporate Culture von Unternehmen in
Verknüpfung mit funktionalen Ansprüchen genutzt werden kann.I m Arbeitsbereich Information Design sieht das Ars
Electronica Futurelab die Möglichkeit, durch Techniken und Taktiken der
Aufbereitung und Darstellung von Inhalten das Komplexe zugänglich, das Verborgene
wahrnehmbar und das Nicht-Abbildbare darstellbar zu machen. In Berücksichtigung
der funktionalen, ästhetischen oder inhaltlichen Anforderungen jedes Projekts
entstehen Synergien zwischen Inhalten und neue Zugänge zu ihnen, Perspektiven
und Realitäten werden veränder- und vergleichbar, sonst nicht denkbare
Wahrnehmungsweise und Austauschprozesse möglich.D er spezifische Zugang des Atelier-Labors zu Exhibits
liegt in der Konzeption, Planung und Realisierung von dramaturgischen und gestalterischen
Ansätzen zur Vermittlung von Inhalten oder zur Unterstützung von Vermittlungsprozessen
durch einen medienkünstlerischen Zugang. Entwürfe von entsprechenden Szenarien
werden aus den Inhalten des Auftraggebers hergeleitet und in Form von interaktiven
Ausstellungs- und Erlebnissituationen umgesetzt. An der Schnittstelle von physischem
und virtuellem Raum entstehen so Konzepte, die die intuitive Aneignung von Inhalten
verschiedenster Art und damit auch Perspektivwechsel ermöglichen.A rbeitsbereiche wie die genannten sind aktuelle Spezialisierungen,
die aus der Kernkompetenz des Ars Electronica Futurelab im Interaktionsdesign
erwachsen sind. Interaktionsdesign als Kernkompetenz zeichnet sich in den Aktivitäten
des Atelier-Labors aus durch die auf den Vermittlungsprozess fokussierte Herangehensweise
an die Mensch-Maschine-Interaktion im Realraum, im schirmbasierten Medium und im 3D-Raum.
Der Begriff des Human Computer Interface wird nicht von den Endpunkten [Gerät – Nutzer]
aus gedacht, sondern von den sich in der Interaktion entwickelnden ästhetischen,
inhaltlichen und funktionalen Dramaturgien. Ausgehend von dieser spezifischen Zugangsweise fungiert das Ars Electronica Futurelab auch als transdisziplinärer KnowHow-Träger in Forschung und Consulting. Mit den zahlreichen Kooperationen und Projektnetzwerken ist das Labor-Atelier auch Plattform für regionalen und internationalen Austausch auf transdisziplinärere Ebene. In Theorie und Praxis versteht sich das Labor-Atelier als Gestalter von Schnittstellen zwischen den Artfremden Kunst und Wirtschaft, indem eine gemeinsame Sprache und gemeinsame Handlungsfelder erschlossen und bearbeitet werden. |
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