Yoichi Ochiai
Yoichi Ochiai ist Medienkünstler, Assistenzprofessor an der University of Tsukuba und Leiter der Digital Nature Group. Er promovierte in Angewandter Informatik an der Universität Tokio. In seinen Forschungen und Arbeiten vereint er mehrere Gebiete miteinander: Angewandte Physik, Informatik und Kunst. Mit dieser Mischung gewann Yoichi Ochiai schon zahlreiche Preise – unter anderem den Innovative Technologies Prize von METI Japan und den World Technology Award von WTN.
Sein Interesse und das seiner Gruppe gilt unter anderem der Erforschung einer visionären Digital Nature, also einer alternativen Perspektive von Natur und Menschlichkeit in einem postuniversellen Informationszeitalter. Das Ökosystem der Digital Nature umfasst unter anderem interdisziplinäre Recherche, Multimedia-Systeme, Grafiken, HCI-Forschung, Robotik, Kunst, Architektur, Biologie.
Anhand von elf umfassenden Beispielprojekten, die die Gruppe bei Ars Elecronica 2016 präsentiert, entsteht ein Einblick in dieses zukünftige Multimedia-Ökosystem.
Inhalte sind vor allem interdisziplinäre, rechnerbasierte Projekte, die die verschiedensten Bereiche miteinander verbinden. Von Systemen, die Gestik und Mimik eines Menschen direkt auf eine Puppe übertragen, über einen Projektor, der Sonnenlicht ohne jegliche elektrische Quelle in eine visuelle Anzeige wandeln kann, bis hin zu Untersuchungen und Methoden, wie Holographien im Raum angezeigt werden, reicht die vielfältige und abwechslungsreiche Auswahl.
Digital Nature Group: Yoichi Ochiai, Atushi Shinoda, Mao Morita, Kotaro Ohmomo, Yui Kikuchi, Amy Koike, Kazuki Takazawa, Keita Kanai, Satoshi Hashizume, Akira Ishii, Ayaka Ebisu, Daitetsu Sato, Hiroyuki Osone, Ippei Suzuki, Kazuki Oshima, Kazuyoshi Kubokawa, Keisuke Kawahara, Kenta Suzuki, Miyu Iwafune, Mose Sakashita, Nobutaka Ito, Riku Iwasaki, Shinji Sakamoto, Shuntarou Yoshimitsu, Takatoshi Yoshida, Tetsuya Minagawa, Yuki Kubo, Yuzu Saijo
Coded Skeleton
Wir stellen eine neue Designmethode für die Herstellung von Benutzerschnittstellen mit dem mechanischen Metamaterial Coded Skeleton vor. Das Coded Skeleton ist eine Kombination aus Formgedächtnislegierungen (FGL) und 3D-gedruckten Gehäusen und hat eine generativ gestaltete Struktur, die im Verformungsmodus flexibel ist, in anderen Modi jedoch steif. Diese Eigenschaft hilft dabei, Materialien zu realisieren, die durch einen kleinen, leichtgewichtigen Aktor wie eine FGL automatisch verformt werden. Das Coded Skeleton ermöglicht auch die Wahrnehmung von BenutzerInneninputs mit dem Widerstandswert der FGL.
AutorInnen: Miyu Iwafune, Taisuke Ooshima, Yoichi Ochiai
Gushed Light Field
Designmethode für eine aerosolbasierte Nebelleinwand
Wir präsentieren eine neue Methode der Luftbildgenerierung durch aerosolbasierte Fogscreens. Herkömmliche Fogscreens werden durch den Luftstrom leicht beeinflusst. Wir verwenden einen handelsüblichen Aerosolspray als Fogscreen, der windresistent und gut tragbar ist. Unsere Studie ergab, dass das gesamte System 600 g wiegt, der Leinwandaufbau ca. 0,5 Sekunden und die Verflüchtigung ca. 0,4 Sekunden dauert und dass die Windgeschwindigkeit ca. 10 m/s beträgt. Wir führten BenutzerInnentests auf Wearables durch und generierten Luftbilder mit einer Drohne oder einem ferngesteuerten Modellauto und ein durch die Umgebung verkörpertes Display.
Autoren: Ippei Suzuki, Shuntarou Yoshimitsu, Keisuke Kawahara, Nobutaka Ito, Atsushi Shinoda, Akira Ishii, Takatoshi Yoshida, Yoichi Ochiai
In Zusammenarbeit mit: Universität Tsukuba, Waseda-Universität, Universität Tokio
Human Coded Orchestra
Human Coded Orchestra ist eine neue Technologie, die es einer Gruppe von Einzelpersonen ermöglicht, mithilfe computergesteuerter Richtlautsprecher im Zusammenklang zu singen. Werden Sie Zeuge, wie Computer auf Menschen wie auf Musikinstrumenten spielen!
AutorInnen: Yuzu Saijo, Kenta Suzuki, Yoichi Ochiai
Optical Marionette
Wir präsentieren eine neue Methode der Manipulation der Gangrichtung von Menschen per visueller Verarbeitung über auf dem Kopf befestigten Displays. Unser Projekt ermöglicht es den FußgängerInnen, gesteuert zu werden, ohne auf die Informationen des Navigationssystems zu achten und von Controllern grafisch manipuliert zu werden. Die BenutzerInnen nehmen die Wirklichkeit mittels eines Zweibildsystems wahr, das sich durch eine Stereokamera und ein Stereodisplay auszeichnet. Das Navigationssystem gibt den Augen der gehenden BenutzerInnen Echtzeitfeedback, indem die soeben wahrgenommenen Bilder verarbeitet werden. Das System gibt den BenutzerInnen visuelle Hinweise und kontrolliert so ihre Gangrichtung.
Authors: Akira Ishii, Ippei Suzuki, Shinji Sakamoto, Keita Kanai, Kazuki Takazawa, Hiraku Doi, Yoichi Ochiai
Affiliation: University of Tsukuba
Solar Projector
Dieser neue Projektor verwendet Sonnenenergie direkt und kann unter sehr hellen Gegebenheiten ohne Strom Displays erzeugen. Er verwendet Parabolspiegel und Komponenten von Digital-Light-Processing-Projektoren (DLP).
Der Solar Projector kann außerdem noch einiges mehr. Erstens kann er für verschiedene Sportarten Linien auf einen Sportplatz zeichnen. Markiert man den Platz mit Klebeband, ist er permanent für diese oder jene spezifische Sportart bestimmt. Verwendet man jedoch Solarprojektionstechnologie, so können auf den Platz verschiedene Linien zu verschiedenen Zeiten projiziert werden und dort somit verschiedene Sportarten ausgeübt werden. Zweitens kann man mit dem Solar Projector Vegetation verschiedenförmig wachsen lassen.
Authors: Kotaro Omomo, Atsushi Shinoda, Daitetsu Sato, Yoichi Ochiai
Thermal Tactile Display
Studien über taktile Präsentation konzentrieren sich oft auf vibrotaktile Reize, doch die thermisch-taktile Empfindung ist ein ebenso wichtiger Faktor. In der konventionellen Forschung wurden für die Kälte- und Wärmeempfindung ein Peltier-Element sowie heißes und kaltes Wasser verwendet. In dieser Studie stellen wir ein Display vor, um Wärme unter Verwendung jener Hitze zu präsentieren, die durch das thermoakustische Phänomen generiert wird, das durch die Ausbreitung von konzentriertem Ultraschall in einen engen Raum auftritt. Eine Metallplatte mit breit verteilten winzigen Löchern fungiert als Display, in dem Hitze durch Ultraschallbestrahlung erzeugt wird. Hier wurde die Wirkung auf die von diesem Display wahrgenommene menschliche Temperatur untersucht.
Authors: Mao Morita, Yoichi Ochiai
Leaked Light Field
Wir stellen eine Methode vor, mit der ein nichtleitendes Material in ein Display konvertiert wird, das Licht in Raum verwandelt. Nicht nur Glas, sondern auch jedes andere Material kann dabei für die Wiedergabe von Informationen verwendet werden. Wir bohren ein kleines Loch von ca. 100 μ Durchmesser in ein beliebiges plattenähnliches Material. Ein Computer berechnet das Entweichen der Hintergrundbeleuchtung. Damit kommt ein stereoskopisches Display zustande, das aus Leder, Holz, Stein oder einer reflektierenden Oberfläche bestehen kann. Wir sind überzeugt, dass unsere Methode Potenzial hat, das Design zu erweitern.
Authors: Kazuki Takazawa, Kenta Suzuki, Yoichi Ochiai
Projects on the Materialization of Holography
Wir präsentieren eine Methode zum Rendern von Luftgrafiken und volumetrischen Grafiken mittels Femtosekundenlaser. Ein Hochintensitätslaser stimuliert physische Materie, um Licht auf eine beliebige dreidimensionale Position zu strahlen. Anschließend können Anwendungen erkundet werden, weil das Plasma, das von einem Femtosekundenlaser erzeugt wird, sicherer ist. Es gibt zwei Methoden, um damit Grafiken in der Luft zu generieren: Entweder produziert man Hologramme mithilfe von räumlicher Modulation für Licht oder man scannt einen Laserstrahl mittels eines Galvano-Spiegels. Die Hologramme und Arbeitsbereiche des hier vorgestellten Systems nehmen ein Volumen von bis zu einem Kubikzentimeter ein.
Author: Yoichi Ochiai
Cross-Field Haptics
Wir präsentieren eine neue Methode zur Wiedergabe von haptischen Texturen mithilfe von elektrostatischen Feldern und Magnetfeldern. In der konventionellen Forschung wird eine einzelne physikalische Größe verwendet, um haptische Texturen wiederzugeben. Im Vergleich dazu kombiniert unsere Methode mehrere (elektrostatische und magnetische) Felder gleichzeitig. Während diese Felder nicht direkt miteinander interferieren, bietet ihre Kombination Vorteile wie etwa haptische Bilder in mehreren Auflösungen und Synergieeffekte auf die haptische Wahrnehmung. Wir erforschten die Vervielfachung der Texturvariationen, indem wir die einzelnen Methoden verglichen.
Authors: Satoshi Hashizume, Kazuki Takazawa, Amy Koike, Yoichi Ochiai
Transformed Human-Presence System for Puppet Play
Wir stellen ein System vor, das die Körper- und Gesichtsbewegungen der PerformerInnen auf eine Puppe überträgt und den PerformerInnen visuelles und auditives Feedback gibt. Das System besteht aus einem am Kopf der PerformerInnen angebrachten Display, das Videos von Kameras in der Puppe zeigt, einem Mikrofon zur Stimmenaufzeichnung und Fotoreflektoren zur Erkennung von Mundbewegungen. Dieses Puppenspielsystem ermöglicht es den PerformerInnen, Puppen ohen vorherige Übung zu manipulieren, da sie sich mit den Körper- und Gesichtsbewegungen der Performerinnen mitbewegen. Zusätzlich verleiht dieses System den PerformerInnen ein neues Spielerlebnis und der Puppe lebensechtere Züge.
Authors: Mose Sakashita, Keisuke Kawahara, Yoichi Ochiai
Holographic Whisper
Wir stellen eine neue Methode dreidimensionaler räumlicher Audiowiedergabe vor. Wir verwenden ein Phased-Array-Gerät als holografischen Akustikgenerator, mit dem Ultraschall auf beliebige dreidimensionale Stellen konzentriert wird. Der Klangdruck an den Ultraschallpunkten ist hoch genug, um hörbaren Klang auszustrahlen. Infolgedessen agieren die Ultraschallpunkte als hörbare Klangquellen. Das macht es möglich, Audioübertragungen mittels Antenne im Vergleich zu herkömmlichen supergerichteten (Schallkeule) Lautsprechern flexibler und präziser zu kontrollieren. Diese Methode kann Klangquellen frei in der Luft generieren und wieder verschwinden lassen. Mit diesen Klang-Punkt-Quellen können private Nachrichten oder Musik übertragen werden.
Authors: Yoichi Ochiai, Takayuki Hoshi